Die Mieten bei Neuvermietungen haben in Augsburg innerhalb eines Jahres um 5,5 Prozent angezogen. Damit rangiert Augsburg gleichauf mit Ingolstadt an dritter Stelle bundesweit, gleich hinter Berlin und München. Das ergab eine Untersuchung des Forschungsinstituts vdp Research für die Zeitschrift Finanztest. Allerdings muss man dazu bemerken, dass die Mieten in absoluten Zahlen immer noch deutlich unter denen von Metropolen liegen.
Die Kaufpreise für Eigentumswohnungen gingen im Zeitraum von Ende 2015 bis Ende 2016 in Augsburg um 7,5 Prozent nach oben – hier gibt es aber mehrere Städte, in denen die Steigerung noch stärker ausfiel. Ausgewertet wurden für die Statistik Zahlen aus Immobilienverkäufen und -vermittlungen durch Banken.
So steigen die Preise
Dass die Preise ansteigen, beobachtet man auch beim Kreditvermittler Interhyp. Die durchschnittlichen Kaufpreise von finanzierten Immobilien in Augsburg stiegen in den vergangenen sechs Jahren von rund 200000 Euro (Jahr 2010) auf knapp 278000 Euro (Jahr 2016). Zu 80 Prozent wurden Gebrauchtimmobilien gekauft, bei 18 Prozent waren es Neubauten eines Bauträgers und in zwei Prozent eigene Bauvorhaben.
Laut den vdp-Zahlen sind für eine neuere Eigentumswohnung (Baujahr oder Komplettsanierung in den vergangenen 16 Jahren) in guter Lage mit guter Ausstattung in Augsburg aktuell um die 2780 Euro Kaufpreis pro Quadratmeter fällig, bei einem Einfamilienhaus sind es 3200 Euro. Als Miete muss man bei einer Neuvermietung für eine derartige Wohnung um die 10,10 pro Quadratmeter Euro veranschlagen. Je nach Ausstattung und Lage reicht das Spektrum in Augsburg bei Neuvermietungen aktuell von 6,80 bis 13,20 Euro (über ein Konzept für günstigere Mieten lesen Sie hier).
Kaufpreise steigen schneller als Mietpreise
Dass die Kaufpreise in Augsburg seit einigen Jahren stärker steigen als die Mieten, hat man zuletzt auch beim Immobilienverband IVD registriert. Es stelle sich die Frage, wie rentierlich der Bau neuer Wohnungen für Bauherren noch sei – Mieten seien in Augsburg mit seinem Lohnniveau schließlich nicht beliebig erhöhbar, so IVD-Vorstandsmitglied und Augsburger Immobilienmakler Florian Schreck. Doch ohne Neubauten bleibe der Druck auf den Markt hoch (lesen Sie dazu: Neue Wohnungen sind in Augsburg Mangelware).
Gleichwohl stelle man fest, dass immer mehr Kapitalanleger in Augsburg kaufen, so Gabriele Graef, Geschäftsstellenleiterin des Maklers von Poll. Gemeint seien damit nicht nur Firmen, sondern auch Einzelpersonen, die Rendite aus der Miete holen wollen oder hoffen, bei einem Wiederverkauf in zehn oder mehr Jahren Gewinn zu machen.
Lohnt sich ein Kauf noch?
Allerdings sind die Mieten – auch wenn sie weniger stark steigen als die Kaufpreise – für immer mehr Augsburger ein Problem. Daran hat offenbar auch die Mietpreisbremse wenig geändert, die seit zwei Jahren gilt. Nach einer aktuellen Auswertung des Internet-Portals "immowelt.de" stiegen die Mieten in den vergangenen zwei Jahren in Augsburg mit 13 Prozent stärker an als in den zwei Jahren vor Inkrafttreten der Mietpreisbremse (elf Prozent). Die Zahlen beziehen sich auf Angebotspreise von Wohnungen, die via "immowelt.de" zur Neuvermietung angeboten waren.
Die Mietpreisbremse regelt, dass die Miete bei einer Neuvermietung nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt. Allerdings ist das Ermitteln einer Vergleichsmiete ohne Mietspiegel schwierig. Die Stadt arbeitet aktuell an einem solchen Zahlenwerk. Der Mietspiegel, der für jede Augsburger Straße Auskunft darüber gibt, welcher Mietpreis hinsichtlich Ausstattung und Größe der Wohnung angemessen ist, soll nach der Sommerpause fertig sein.
beurteilt die Frage, wie rentabel ein Immobilienkauf in Augsburg gegenüber dem Wohnen zur Miete ist, zurückhaltend. Das Kaufpreis-Miete-Verhältnis (Kaufpreis geteilt durch die Jahresnettokaltmiete) beträgt in Augsburg laut den vdp-Zahlen zwischen 19,1 und 25,0 – so viele Jahresmieten bezahlt man also für eine eigene Wohnung. Ein Wert unter 25 gilt momentan noch als akzeptabel, so Finanztest. Je niedriger der Wert, desto eher lohnt sich das Vermieten oder Selbstnutzen im Vergleich zum Mieten.
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