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Augsburg: Neuer Ärger um Gelbe Tonnen: Bei Wind verteilt sich in Augsburg Plastikmüll

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Neuer Ärger um Gelbe Tonnen: Bei Wind verteilt sich in Augsburg Plastikmüll

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    Die neuen Gelben Tonnen sind auch ein Jahr nach  der Einführung in Augsburg bei vielen Bürgern unbeliebt.
    Die neuen Gelben Tonnen sind auch ein Jahr nach der Einführung in Augsburg bei vielen Bürgern unbeliebt. Foto: Silvio Wyszengrad (Archivfoto)

    Immer wenn es windig wird in Augsburg, geht für Anwohner Thomas Kirsch der Ärger los: Böen klappen die Deckel der Gelben Tonnen auf, die vor dem großen Studentenwohnheim in Göggingen stehen. Plastikabfälle werden aus den offenen Containern hinaus in die Nachbarschaft geweht. Dort liegt der Müll dann auf Straßen, Hecken und Grundstücken anderer Wohnanlagen herum und muss mühsam wieder eingesammelt werden.

    "Ich war heute schon fünfmal unten und habe den Deckel geschlossen, leider bleibt der nicht lange zu", schreibt Kirsch an einem dieser windigen Tage. Der 60-jährige Gögginger ärgert sich auch ein Jahr nach der Einführung der sonnengelben Wertstoffbehälter in Augsburg noch über die Probleme im täglichen Gebrauch - so wie zahlreiche andere Augsburger.

    Augsburgerin verletzt sich an Gelber Tonne

    Schon als die ersten neuen gelben Wertstofftonnen vor Häusern und Wohnanlagen standen, gab es eine Welle von Protesten. Viele Menschen taten sich beim Befüllen der 1100-Liter-Container mit Klappdeckel schwer und befürchteten Unfälle. Kürzlich passierte der Augsburgerin Susanne Quappe tatsächlich ein solcher Unfall. Die 67-Jährige zog sich schmerzhafte Prellungen zu, als sie Plastikabfälle wegwarf und ihr der Klappdeckel auf den Arm krachte.

    Susanne Quappe aus dem Augsburger Stadtteil Göggingen hat sich beim Entsorgen des Mülls an der Gelben Tonne verletzt.
    Susanne Quappe aus dem Augsburger Stadtteil Göggingen hat sich beim Entsorgen des Mülls an der Gelben Tonne verletzt. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Quappes Ehemann hält die neuen Container für eine Fehlkonstruktion und ein Sicherheitsrisiko. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) betonte hingegen, die vom städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb und von der Entsorgungsfirma Remondis beauftragten Behälterhersteller seien zertifizierte Betriebe, die Tonnen seien geprüft und in Deutschland und Europa gebräuchlich.

    Augsburgs Umweltreferent verteidigt die Gelben Tonnen

    Der jüngste Tonnenunfall und die Reaktion des Referenten darauf sorgen nun aber für weitere Kritik. "Herr Erben verteidigt die Tonnen bis zum Letzten", ärgert sich Thomas Kirsch in Göggingen. Auch Kirsch hat ein Problem mit den umstrittenen Behältern, wenn auch nicht mit den eigenen.

    Der 60-Jährige wohnt in der Nähe des großen Studentenwohnheims in Göggingen. Vor der Anlage stehen zahlreiche gelbe Container im Freien. "Sobald ein etwas stärkerer Wind weht, kommt es vor, dass die Deckel der Behälter aufgeblasen werden und der Inhalt in der ganzen Umgebung verweht wird", kritisiert der 60-Jährige in seinem Schreiben an die Stadt.

    Wind verteilt Plastikmüll in Göggingen

    Bei den früheren Behältern mit Drehlager hat es nach seinen Erfahrungen diese Probleme nicht gegeben. Nun hätten Anwohner und Hausmeister regelmäßig Ärger. Der verstreute Abfall sei kein schöner Anblick, auch sei es ein zusätzlicher Aufwand, diesen Müll wieder zu beseitigen.

    Der Gögginger hat die Stadt um Lösungen gebeten. Mit der Antwort ist er nicht zufrieden. Letztlich gehe es in dem Schreiben nur darum, die Anschaffung der Behälter zu rechtfertigen. Die Abfallberatung teilte ihm mit, Wind sei ein grundsätzliches Problem bei Mülltonnen mit leichtem Inhalt. Auch bei den früheren Behältern mit Runddeckeln habe es es immer wieder Beschwerden gegeben, weil der Mechanismus teilweise schwer gängig sei. Offen stehende Behälter seien weiter befüllt worden.

    Der Wind weht Plastikabfälle aus den Containern eines Gögginger Studentenwohnheims in die Nachbarsgärten.
    Der Wind weht Plastikabfälle aus den Containern eines Gögginger Studentenwohnheims in die Nachbarsgärten. Foto: Thomas Kirsch

    Je nach Witterung und Füllstand habe das dazu geführt, dass Standplätze für Tonnen die Landschaft vermüllten. Bei den nunmehr beschafften Behältern mit Klappdeckeln seien diese Gefahren eher gering, glauben die Experten des Abfallwirtschaftsbetriebes.

    Letztere sind nach ihren Angaben mittlerweile aus vielen Gründen Standard bei Neuanschaffungen. "Nachdem die vom städtischen Abfallwirtschafts- und Stadtreinigungsbetrieb (AWS) beschafften Standardgefäße bundesweit überall so in Gebrauch sind und von besonderen Beschwerden im täglichen Handling mit den Klappdeckeln nichts bekannt geworden war, wurde nicht zuletzt auch aus Kostengründen für die Wertstofftonne dieser bewährte Gefäßtyp mit Klappdeckeln angeschafft. "

    Hilft ein geschützter Stellplatz beim Problem mit den Gelben Tonnen?

    Was den Problemfall in Göggingen betrifft, sehen die Abfallberater die Betreiber des Studentenwohnheims und den Hausmeister gefordert, für Ordnung zu sorgen. Ihr Vorschlag: Die Container könnten an einer geschützten Stelle aufgestellt und nur soweit gefüllt werden, dass sich der Deckel noch schließen lässt. Dann habe der Wind kaum eine Angriffsfläche.

    Betreiber der Anlage ist das Studentenwerk. Dort hat man mittlerweile entsprechende Schritte eingeleitet. Pressesprecher Michael Noghero sagt aber auch: " Beim Studentenwerk Augsburg ist man mit den neuen gelben Mülltonnen nicht glücklich. Es stimmt, dass sich die Tonnen bei starkem Wind öffnen und der leichte Inhalt auf dem Gelände der Wohnanlage und in der Nachbarschaft verteilt." Weil die Container schwer zu befüllen seien, könne man nicht ausschließen, dass Bewohner die Deckel geöffnet lassen. Mit den bisherigen Behältern habe es diese Problematik nicht gegeben.

    Experte erklärt Möglichkeiten für Nachrüstung

    Auch ein Fachmann der Gütegemeinschaft für Abfall- und Wertstoffbehälter beurteilt die Sache anders als Fachleute der Stadt. Vorstand Andreas Wendt sagt: "Ein Runddeckelbehälter ist deutlich bequemer in der Handhabung, da er im geöffneten, zurückgeschobenen Zustand arretiert und beim Befüllen geöffnet bleibt." Flachdeckel seien insbesondere für weniger große oder weniger kräftige Bürger weniger komfortabel, weil dieser Deckel beim Befüllen offengehalten werden muss.

    Könnte es für Probleme wie in Augsburg eine alternative Lösung geben, etwa eine Nachrüstung der Container? Wendt sagt, die Behälterhersteller hätten den Flachdeckel inzwischen weiterentwickelt, damit er leichter zu bedienen ist. Möglich wäre einerseits ein sogenannter "Split Lid“ mit einer vergleichbar bequemen Öffnung. Dabei kann das vordere Drittel des Flachdeckels einfach umgeklappt werden. Eine andere Möglichkeit wäre danach auch "Lid in Lid“. Das ist eine weitere kleine Öffnung zum Befüllen, die in den Flachdeckel eingebaut ist. Wegen der geringen Größe sei deren Deckel deutlich leichter zu handhaben.

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