Das Lechhauser Schlössle kennen viele Augsburger als Haltestelle für Bus und Straßenbahn, Autofahrer wiederum als Kreuzung auf dem Weg in die Innenstadt. Anwohner holen sich hier schnell ihr Abendbrot bei Rewe, andere gehen ins Ärztehaus oder an den Taxistand gegenüber, wo sich bis vor wenigen Jahren die Traditionsgaststätte Grüner Kranz befand. Das Areal in der Neuburger Straße ist das Herz des Stadtteils. Nur: Eigentlich ist es „nichts anderes als ein leerer Platz“, sagt Kirchenpfleger und Bauingenieur Klemens Bentlage. Das soll sich nun ändern: Zwei große Neubauten kommen, die Stadt gestaltet den Außenbereich um. Bald wird es hier ganz anders aussehen.
Es soll einen autofreien Marktplatz geben, an dem man sich gerne aufhält. Nach Auskunft der Stadt sind dort ein großer Baum, ein Wasserspiel mit Bodenfontänen und Sitzgelegenheiten vorgesehen. Die bisherige Überfahrt wird entfallen und dafür die Verbindung zwischen Elisabeth- und Humboldtstraße ertüchtigt. Die Taxis warten dann an neuen Standorten in der Nähe. So entsteht mehr Fläche für Veranstaltungen und Außengastronomie. Die Entwurfsplanung für die Neugestaltung steht kurz vor dem Abschluss, heißt es aus dem Baureferat. Dann muss der Stadtrat noch zustimmen und ein Förderantrag bei der Regierung von Schwaben eingereicht werden.
Lechhausen: Warum sich der Grüne Kranz nicht sanieren ließ
Zum neuen Marktplatz hin öffnet sich das Erdgeschoss des Gebäudes, das an die Stelle des Grünen Kranzes tritt, der 2017 unter großem Aufschrei abgerissen wurde. Eigentümerin ist die Pfarrei St. Pankratius. Zwei Jahre lang habe man versucht, das Haus zu sanieren, sagt Kirchenpfleger Klemens Bentlage. Doch es war nicht zu retten. Das sei spätestens beim Abriss allen klar gewesen, als der verschimmelte Bau gestunken habe. Eine Sanierung sei in keiner Weise durchführbar gewesen. Deshalb baut die Kirchenstiftung neu – für etwa 8,5 Millionen Euro.
In den ersten Stock des Neubaus, der ebenfalls Grüner Kranz heißt, zieht die Sozialstation Lechhausen. In den Stockwerken zwei bis vier wird es 17 barrierefreie Wohnungen geben, die laut Bentlage hauptsächlich an Personen vermietet werden, die älter sind als 60 Jahre. Sie können Leistungen der Sozialstation hinzubuchen. Noch steht der Mietpreis nicht fest. Klar ist nur: „Die Wohnungen müssen sozial verträglich sein.“ Mit den Vermietungen werde man im ersten Quartal 2020 anfangen. Mitte Juli 2020 soll das Gebäude dann voll genutzt werden können.
Auch ein Infopoint ist vorgesehen, wo sich die Bürger informieren können über „Fragen, die ihnen auf der Seele liegen“, erklärt Bentlage. Zum Beispiel: Was passiert, wenn ich ins Altersheim komme? Wo kriege ich einen Rollator her? Es wird bei der Organisation geholfen. „Wir brauchen so etwas“, sagt er. Das habe sich in der Vergangenheit gezeigt. Immerhin hat Lechhausen über 30.000 Einwohner.
Ins Erdgeschoss ziehen ein Laden – der Mieter ist noch nicht bekannt –sowie eine Gaststätte mit Café. Vermietet wird sie an die Brauerei Kühbach. Die wiederum vermietet an einen Wirt, der laut Brauerei-Chef Umberto Freiherr von Beck-Peccoz bald bekannt gegeben wird. Gut-bürgerliche Küche soll es geben und eine Kombination von Gaststätte und Café Verpflegung von sieben Uhr morgens bis zehn Uhr abends. Auch Veranstaltungen können dort stattfinden. Es sei jetzt schon absehbar, dass der attraktive Platz vor dem neuen Grünen Kranz nach seiner Umgestaltung ein zentraler Treffpunkt für Lechhausen werden wird, sagt Baron Beck-Peccoz. Für seine Brauerei aus dem Landkreis Aichach-Friedberg „stellt dieses Gastronomieprojekt ein weiteres Aushängeschild in Augsburg dar“. Denn Luftlinie nur 700 Meter entfernt, errichtet sie auch das Ausflugslokal Floßlände im neu gestalteten Flößerpark am Lech, der den Stadtteil ebenfalls aufwerten soll.
Auch Studenten sollen in Lechhausen ihren Platz finden
Dass der Standort auch für junge Leute attraktiv ist, davon ist Jürgen Reitmeier überzeugt. Er ist Geschäftsführer der Hypdata Immobilien GmbH, die am neuen Marktplatz am Schlössle für circa fünf Millionen Euro „Lifestyle-Apartments“ für Studenten und Auszubildende baut. Spätestens Mitte 2021 werde der fünfgeschossige Gebäudekomplex fertig sein. Der Mietpreis wird sich im sogenannten Humboldt-Palais pro Quadratmeter auf 14 bis 16 Euro belaufen.
So viel wird im Nachbargebäude der Kirche nicht fällig. Die beiden Häuser stellen laut Reitmeier aber „architektonisch eine Symbiose“ dar. Auch die Tiefgarage teilen sie sich, mit gemeinsamer Einfahrt in der Humboldtstraße. Im Erdgeschoss gibt es zwei Gewerbeeinheiten, in eine zieht die Bäckerei Knoll. Insgesamt werde das Areal „extrem“ aufgewertet, findet der Hypdata-Chef.
Ziel sei es, sagt auch Klemens Bentlage, das Stadtbild zu heben und Leben auf den Platz zu bringen. Er hofft, dass sich das auch auf die Geschäfte in den anderen Straßen positiv auswirkt, dass mehr Bewohner der Firnhaberau und der Hammerschmiede kommen und die Menschen länger verweilen.
Der neue Grüne Kranz wird ein wichtiger Ort der Begegnung in Lechhausen werden, ist man bei der Stadt überzeugt. Insgesamt sei rund um den künftigen Marktplatz Aufbruchstimmung zu spüren: „Auch für weitere Privatimmobilien zeichnen sich Investitionen ab.“ Am Freitag wird Hebauf für das umfangreiche Projekt am Grünen Kranz gefeiert.
Lesen Sie hier den Kommentar von Stefan Krog: Stadtteile brauchen eine Mitte