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Augsburg: Nach dem Unfalltod einer Zweijährigen sperrt Augsburg sieben Spielplätze

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Nach dem Unfalltod einer Zweijährigen sperrt Augsburg sieben Spielplätze

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    Eine Rose am Absperrgitter: Der Spielplatz in der Dieselstraße, auf dem ein Kind von einem Baum erschlagen wurde, bleibt vorerst gesperrt.
    Eine Rose am Absperrgitter: Der Spielplatz in der Dieselstraße, auf dem ein Kind von einem Baum erschlagen wurde, bleibt vorerst gesperrt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Am Bauzaun ist eine rote Rose befestigt, auf einem Sockel sitzt ein kleiner weißer Teddybär, ein Mann zündet zur Mittagszeit eine Kerze an: Es sind Zeichen der Trauer um das 22 Monate alte Mädchen, das am Samstag bei einem Unfall auf dem Spielplatz in der Dieselstraße von einem umgestürzten Baum erschlagen wurde. Das Kind starb wenige Stunden später. Die 28-jährige Mutter, die ebenfalls vom Ahorn getroffen wurde, ist schwer verletzt. Sie befindet sich nach Angaben der Polizei aber nicht in Lebensgefahr. Das tragische Unglück von Oberhausen beschäftigt nicht nur die Menschen. Es laufen polizeiliche Ermittlungen. Es geht um die Frage, warum der 20 Meter große und einige Tonnen schwere Baum urplötzlich umgefallen ist und ob alle Vorschriften zur Sicherung von Spielplätzen eingehalten worden sind. Die Stadt hat auf das Unglück schnell reagiert. Mehrere Spielplätze wurden kurzfristig gesperrt, um notwendige Baumarbeiten schnell zu erledigen.

    Spielplatz in Augsburger Dieselstraße bleibt nach dem Unfall gesperrt

    Der städtische Spielplatz in der Dieselstraße bleibt vorerst gesperrt. Es stehen Bauzäune, um den Zutritt zu verhindern. Seit dem Unglückstag hat sich nicht viel getan. Der umgestürzte Baum liegt weiter am Boden. Die Kriminalpolizei ermittelt. Sie hat einen Baumsachverständigen eingeschaltet. Der Gutachter soll untersuchen, welche Ursache den Sturz des Baums ausgelöst haben könnte.

    Trauer um das tote Mädchen, das am Samstag auf diesem Spielplatz in Oberhausen von einem Baum erschlagen wurde. Am Montag stellte ein Mann eine Kerze am Bauzaun ab.
    Trauer um das tote Mädchen, das am Samstag auf diesem Spielplatz in Oberhausen von einem Baum erschlagen wurde. Am Montag stellte ein Mann eine Kerze am Bauzaun ab. Foto: Silvio Wyszengrad

    Bei der Stadt hielt man sich am Montag mit konkreten Aussagen zurück, wie sie die Lage nach dem schrecklichen Urteil beurteilt. Verwiesen wird auf das laufende Ermittlungsverfahren. Man werde die Polizei bei den Ermittlungen unterstützen, hieß es. Aussagen gab es allerdings zum Spielplatz, an dem am Samstag das Unglück passierte. Der Baumbestand sei im Mai des vergangenen Jahres kontrolliert worden. An dem am Samstag umgekippten Baum seien zum damaligen Zeitpunkt keine erkennbaren Schäden dokumentiert worden, sagt Umweltreferent Reiner Erben (Grüne).

    Kontrollen von Baumbeständen auf städtischen Spielplätzen werden von der Stadt Augsburg turnusgemäß alle zwölf bis 15 Monate durch geschultes Personal durchgeführt. Die Stadt folgt damit laut Erben sowohl einer Dienstanweisung als auch einer Empfehlung der Forschungsgesellschaft für Landschaftsbau und Landschaftsentwicklung. Demnächst hätte demnach wieder eine Kontrolle auf dem Areal in Oberhausen angestanden.

    Augsburg zieht nach dem tödlichen Unfall Arbeiten an Spielplätzen vor

    Das tragische Unglück auf dem Spielplatz in Oberhausen hat die Stadt allerdings veranlasst, anstehende Arbeiten jetzt vorzuziehen. "Unter dem Eindruck des Spielplatz-Unglücks", so Erben, habe die Stadt jetzt vorsorglich sieben ihrer Spielplätze abgesperrt, um anstehende Pflegemaßnahmen in dieser Woche zügig vorzunehmen. Erklärt wird dies damit, dass bei den regelmäßigen Baumkontrollen herausgekommen sei, dass sich in deren Bereichen mehrere Bäume im „vordringlichen Bedarf“ befinden. Das bedeutet, dass auf diesen Plätzen innerhalb von drei Monaten nach deren Beschau festgestellte Baumpflegemaßnahmen durchgeführt werden müssen.

    Es handelt sich um die Spielplätze an der Inverness-Allee, Am Lueginsland, in der Forsterstraße, in der Hermann-Frieb-Straße, in der Koboldstraße und in der Gentnerstraße sowie auf dem Jugendspielplatz Uhlandstraße. Diese Arbeiten würden jetzt umgehend – also schneller als nach den Vorschriften erforderlich – erledigt. Die Stadt räume den Arbeiten obere Priorität zu, so Erben. Um den Arbeitsanfall in dieser Woche zu bewältigen, werden andere Arbeiten im Grünbereich zurückgestellt. Diese betreffen unter anderem die Pflege des Straßenbegleitgrüns.

    So prüft die Stadt Augsburg, ob von einem Baum eine Gefahr ausgeht

    Baumpflege und Baumkontrolle sind dem Amt für Grünordnung zugeteilt. Mehr als 20 Mitarbeiter sind in der Abteilung tätig. Wurden früher die Bäume noch per „Zettelwirtschaft“ erfasst, läuft mittlerweile alles elektronisch. Ein digitales Baumkataster liefert Erkenntnisse über die Bäume. Mit Stand Frühjahr 2021 sind im Stadtgebiet über 55.000 Bäume und Baumstandorte registriert. Es handelt sich um Bäume an Straßen, in öffentlichen Grünanlagen, Friedhöfen, Biotopen, Schulen, Kitas sowie auf Flächen des Liegenschaftsamtes. Alle Bäume im öffentlichen Raum müssen regelmäßig kontrolliert und ihre Verkehrssicherheit überprüft werden.

    Unwetter hatten in Augsburg zuletzt zahlreiche Bäume beschädigt.
    Unwetter hatten in Augsburg zuletzt zahlreiche Bäume beschädigt. Foto: Annette Zoepf (Archivbild)

    Im Baumkataster wurden zuerst die Bäume erfasst, für die Pflegemaßnahmen vorgesehen waren. Bestände, die vital und ohne Maßnahmen sind, werden nach und nach erfasst. Die Erfassung aller Stadtbäume wird dennoch ein paar Jahre in Anspruch nehmen. Waldartige Bestände und große Baumgruppen werden nicht im Einzelnen erfasst. Fragen unserer Redaktion, ob das Unwetter Ende Juni gravierende Folgen für den Zustand der Bäume auch auf Spielplätzen gehabt habe, ließ die Stadt am Montag zunächst unbeantwortet. Offen bleibt daher zum Beispiel, ob es gerade in den zurückliegenden Tagen verstärkte Kontrollen gegeben hat. Friedhöfe waren nach dem Unwetter kurzzeitig gesperrt.

    Hatte eine Baustelle etwas mit dem Spielplatz-Unfall zu tun?

    Aufklärung wünscht auch Stadtrat Roland Wegner (V-Partei). Er fordert in einem Dringlichkeitsantrag, ein unabhängiges Baumgutachten aufzustellen, „das die Ursache der Baumentwurzelung feststellt“. Zudem soll Referent Erben einen Sachstandsbericht zur Baumsituation in Augsburg geben. Der Baum auf dem Spielplatz in Oberhausen war am Samstag knapp über dem Boden abgebrochen und kippte um. Die Wurzeln des Baumes steckten größtenteils noch im Boden. Neben der Baumreihe verläuft eine Baustraße, die zum Gelände der Deutschen Rentenversicherung gehört. Stadtrat Wegner sieht hier ebenfalls Informationsbedarf: „Direkt neben dem umgestürzten Baum verlief offensichtlich eine Baustraße. So wie es aussieht, direkt unter der Baumtraufe. Das kann Wurzelschäden zur Folge haben.“ War die Stadt Augsburg über diese Baustraße in Kenntnis gesetzt, lautet eine Frage von Wegner.

    Ein Sprecher der Augsburger Polizei erklärte auf Anfrage, die Polizei ermittle derzeit in alle Richtungen. Das sei Routine nach Unglücksfällen dieser Art. Momentan gebe es aber weder einen konkreten Beschuldigten noch einen Tatverdacht. In erster Linie geht es darum, die Ursache für das Unglück herauszufinden – und festzustellen, ob alle Vorschriften zur Sicherheit von Spielplätzen und Parkanlagen eingehalten worden sind.

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