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Augsburg: Nach Finanzdebakel: Zukunft des Stadtjugendrings unklar

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Nach Finanzdebakel: Zukunft des Stadtjugendrings unklar

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    Neben dem Innenrevisor des Bayerischen Jugendrings soll sich ein externer Wirtschaftsprüfer um die Zahlen des Stadtjugendrings kümmern.
    Neben dem Innenrevisor des Bayerischen Jugendrings soll sich ein externer Wirtschaftsprüfer um die Zahlen des Stadtjugendrings kümmern. Foto: Anne Wall

    Montag ringen die 70 Delegierten bei der Vollversammlung um die Zukunft des Stadtjugendrings. Nach dem Finanzdebakel, bei dem in fünf Jahren über 500 000 Euro versickerten, empfehlen die Rechnungsprüfer, alle Projekte auf den Prüfstand zu stellen.

    Gleichzeitig herrscht personeller Notstand. Der neunköpfige Vorstand hört auf. Es liegt bereits ein Antrag vor, die Wahl zu vertagen. Die Sitzung dürfte turbulent werden, meinen Insider. Um 19 Uhr geht es im Augustanasaal los.

    Mittagsbetreuung an Schulen war unwirtschaftlich

    Einige Konsequenzen hat der SJR bereits aus dem Debakel und dem Prüfbericht des Bayerischen Jugendrings gezogen. Er verabschiedet sich von der Mittagsbetreuung an Schulen. Sie hat sich nach Angabe des Vorsitzenden Raphael Brandmiller als unwirtschaftlich herausgestellt.

    Eine Kassenmitarbeiterin hatte zuvor jahrelang verschleiert, dass Geld fehlte, weil Projekte finanziell zu optimistisch veranschlagt waren und Elternbeiträge nicht eingezogen wurden. Ihre Stelle wurde neu ausgeschrieben.

    Modularfestival: Abrechnung liegt noch nicht vor

    Die ehrenamtlichen Rechnungsprüfer Jürgen Kerner (Vorstandsmitglied IG Metall) und Stefan Tarnowski (Geschäftsführer einer Konservenfirma) empfehlen darüber hinaus „strengste Haushaltsdisziplin“. Alle Projekte, deren Finanzierung nicht sichergestellt werden kann, sollen beendet werden.

    Ein wichtiges Projekt ist das Modularfestival. Kalkuliert wurde vorsichtig und noch ist nicht abgerechnet, aber es könnte sein, dass das schlechte Wetter die Bilanz verhagelt hat. Und der SJR hat kein Geld, Verlust zu decken.

    Buchhaltung soll aufgestockt werden

    Die Rechnungsprüfer geben in ihrem Schlussbericht, der unserer Redaktion vorliegt, an, dass die Rücklagen von exakt 521131,90 Euro im Februar auf Beschluss des Vorstands aufgelöst wurden. Sie empfehlen, für Großprojekte wie Modular wieder Ausfallbürgschaften zu verhandeln.

    Letztlich kapitulieren sie: „Unsere Prüfung kann keine sichere Grundlage für eine sichere Beurteilung der Lage bilden“, schreiben Kerner und Tarnowski. „Tiefe Betroffenheit“ äußern sie, dass ihnen die Luftbuchungen entgangen sind.

    Sie empfehlen, die Buchhaltung aufzustocken, die mit den vielen Projekten überfordert sei, und einen externen Dienstleister als regelmäßigen Prüfer anzuheuern.

    Neuwahlen: Kandidatur beim SJR noch offen

    Der Vorstand möchte zur Klärung der Vorgänge einmalig Wirtschaftsprüfer engagieren. Für die ist aber auch kein Geld da. Deshalb will man die Stadt um Hilfe bitten.

    Die SJR-Mitgliedsvereinigungen „Queerbeet“ und „Junge Presse Bayern“ haben angesichts dieses Schlamassels den Antrag gestellt, den Vorstand nicht zu entlasten und Neuwahlen zu vertagen. Falls es trotzdem dazu kommt, stellt sich die Frage, wer überhaupt kandidiert.

    Brandmiller: Arbeit ist ehrenamtlich nicht zu stemmen

    Bislang ging nur ein Vorschlag ein. Die Evangelische Jugend schlug Franz Schenck als Nachfolger des Vorsitzenden Raphael Brandmiller, 32, vor. Der 24-jährige Informatik-Student ist das einzige Vorstandsmitglied, das weitermachen will. Alle anderen geben auf, teils, weil sie das ohnehin vorhatten, teils, weil ihnen die Medienberichterstattung zu viel wurde.

    Und so zeichnet sich eine andere Lösung ab. Brandmiller: „Der Vorstand ist der Meinung, es wäre am besten, den Bayerischen Jugendring in die erste Reihe treten zu lassen, zusammen mit Leuten, die danach weitermachen.“ Grund: „Was zurzeit verlangt wird, ist ehrenamtlich nicht zu stemmen.“

    Laut Brandmiller gibt es einige, die Posten übernehmen würden, sich das jetzt aber nicht zutrauen. Für sie sei die Interimslösung eine Chance. Er würde beratend zur Seite stehen. Trotzdem würden gerade in der Wahlkampfzeit die Personen fehlen, die den SJR jugendpolitisch positionieren können.

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