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Augsburg: Nach Feuer im Textilviertel: So sollten sich Bewohner bei einem Brand verhalten

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Nach Feuer im Textilviertel: So sollten sich Bewohner bei einem Brand verhalten

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    In einem Mehrfamilienhaus in der Sanderstraße im Augsburger Textilviertel war in einem Keller Feuer ausgebrochen.
    In einem Mehrfamilienhaus in der Sanderstraße im Augsburger Textilviertel war in einem Keller Feuer ausgebrochen. Foto: Christoph Bruder

    Ein Kellerbrand am späten Dienstagabend in einem Mehrfamilienhaus in der Sanderstraße im Textilviertel hat manchen der 31 Bewohner zum Teil in Angst und Panik versetzt. Einige von ihnen flüchteten auch über das Baugerüst, das wegen derzeitiger Sanierungsarbeiten um das Haus aufgestellt ist. Manche aber, die nicht gehfähig waren, konnten sich nicht selbst in Sicherheit bringen. Das Treppenhaus war verraucht, der Aufzug nicht benutzbar. Für Betroffene scheint so eine Notfallsituation oft dramatischer, als sie tatsächlich ist. Ein Experte erklärt, warum es in der Regel falsch ist, bei einem Brand in einem Mehrfamilien- oder Hochhaus, zu fliehen und weshalb die eigene Wohnung der sicherste Ort bleibt.

    Um die 40 Feuerwehrleute waren am Dienstagabend im Augsburger Textilviertel im Einsatz.
    Um die 40 Feuerwehrleute waren am Dienstagabend im Augsburger Textilviertel im Einsatz. Foto: Christoph Bruder

    Frank Habermaier war ein gutes Vierteljahrhundert Chef der Augsburger Berufsfeuerwehr. Der Initiator und Macher der neuen Feuerwehrerlebniswelt im Martini-Park hat viele Brandeinsätze erlebt. Das Falscheste bei einem Brand, sagt der 63-Jährige, sei, über ein verrauchtes Treppenhaus ins Freie gelangen zu wollen. Zwar wissen die meisten Menschen, dass der hochgiftige Brandrauch gefährlicher ist als das Feuer an sich. Und dennoch begeben sie sich bei der Flucht oft in Gefahr.

    Bei Brand im Haus: Das ist der größte Fehler

    "Es gab und gibt immer wieder Feuerwehreinsätze, bei denen Menschen im Treppenhaus hustend auf dem Boden oder gar ohnmächtig aufgefunden werden", weiß Habermaier und erklärt die Brisanz. "Bei Rauch sieht man im Treppenhaus nichts, muss deshalb langsamer gehen, die Augen tränen, man hustet, und durch das Einatmen des Rauches wird man schnell ohnmächtig." Habermaier rät dringend, in den eigenen vier Wänden zu bleiben und die Wohnungstür zu schließen. "Wenn der Rauch durch einen Türschlitz durchkommt, diesen mit einem nassen Handtuch abdichten, weitere Türen in der Wohnung schließen, sich ans Fenster stellen und auf sich aufmerksam machen", so sein Appell. Lehrbuchmäßig hatte sich im November vergangenen Jahres ein Betroffener bei einem Hausbrand in Lechhausen verhalten.

    Der 59-jährige erzählte damals, dass er nur für einen Bruchteil der Sekunde die Wohnungstür geöffnet hatte, um nachzusehen, was im Haus los war. Als er den dicken Qualm im Treppenhaus registrierte, schloss er sofort die Tür und ging mit der Taschenlampe von Fenster zu Fenster, um die Feuerwehr auf sich aufmerksam zu machen. Er wurde über die Drehleiter in Sicherheit gebracht. "Wenn man in seiner eigenen Bude ist und weiß, dass die

    So verrußt sah das Treppenhaus nach einem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Lechhausen im November 2020 aus. Damals kam der Bewohner der Wohnung, in der das Feuer ausbrach, ums Leben.
    So verrußt sah das Treppenhaus nach einem Brand in einem Mehrfamilienhaus in Lechhausen im November 2020 aus. Damals kam der Bewohner der Wohnung, in der das Feuer ausbrach, ums Leben. Foto: Berufsfeuerwehr Augsburg (Archivbild)

    Augsburger Ex-Feuerwehrchef: "Brand kann sich nicht über Treppenhaus ausbreiten"

    "Ein Brand kann sich nicht über ein Treppenhaus ausbreiten, sofern die Sicherheitsanforderungen eingehalten werden und dort nichts Brennbares herumsteht." Selbst alte Häuser mit Holztreppen seien in der Regel bei Sanierungen entsprechend nachgerüstet worden, dass nichts entflammen könne. Zudem hätten Kellerdecken und Treppenhauswände in größeren Häusern vorschriftsmäßig so eine Dicke, dass es mindestens 90 Minuten dauern würde, bis sich ein Feuer durchfressen könne. "Und wenn die Feuerwehr bis dahin nicht da wäre, hätte man ein ganz anderes Problem", meint er scherzhaft. Betroffene müssten sich bewusst machen, dass die Feuerwehr innerhalb von zehn Minuten vor Ort sei.

    Das Feuer am Dienstag im Textilviertel, das laut Polizei vermutlich wegen Lackierarbeiten im Keller ausgebrochen war, war letztlich schnell gelöscht. Dass die Anspannung bei den Helferinnen und Helfern der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Pfersee sowie bei den Bewohnerinnen und Bewohnern davor groß war, ist freilich mehr als verständlich. Für die Einsatzkräfte, die anfangs nicht wissen, wie viele Menschen sich in einem Haus aufhalten, war dabei eines hilfreich, wie Feuerwehrsprecher Friedhelm Bechtel erzählt.

    Bei einem Brand wie im Textilviertel ist die Feuerwehr auf Infos angewiesen

    Ein Rollstuhlfahrer habe sich bei der Rettungsleitstelle gemeldet und angegeben, in welcher Wohnung er sich befindet. Letztlich betreute die Feuerwehr in dem Gebäude vier Rollstuhlfahrer in deren Wohnungen, bis der Einsatz beendet war. "Es ist wichtig, dass die Menschen bei uns anrufen und uns mitteilen, in welcher Wohnung in welchem Stockwerk sie sich befinden", betont Bechtel. Für die Feuerwehr seien diese Informationen eine große Hilfe.

    Dass bei einem Brand Angst und Panik mitunter ausbrechen, ist freilich nachvollziehbar. Wer hat schon Routine im Umgang mit Bränden. Diese Urangst vor dem Feuer verbunden mit dem Wunsch nach Flucht, werde man schwer aus den Köpfen der Menschen bringen, glaubt Frank Habermaier. Umso wichtiger sei es, immer wieder für ein richtiges Verhalten zu sensibilisieren. In der neuen Feuerwehrerlebniswelt übrigens, wird Besucherinnen und Besuchern anhand von anschaulichen Beispielen, vieles im Umgang mit Feuer und im Verhalten bei Bränden erklärt.

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