Eines Tages rückte ein Trupp rumänischer Bauarbeiter an. Kräftige Jungs, die begannen, das alte Wohnhaus in unserer Nachbarschaft zu zerlegen. Holzdecken raus, Asbestplatten weg, Dachplatten runter. Klar, ein Abriss halt. Doch plötzlich mischten sich sentimentale Gefühle in meinen sachlichen Blick. Was die kräftigen Burschen und später der Bagger da Stück für Stück zerlegten, war ja eines Tages noch viel mühsamer Stück für Stück aufgebaut worden. Und dann lebte dort jemand. Richtete sich dieses Zimmer ein, dann das andere, baute um. Feierte Geburtstag, Weihnachten, Erstkommunion. Jedes Eck in einer Wohnung und in einem Haus hat seine Geschichte. Und dann, in ein paar Tagen, zerfällt alles in Staub. Ich fordere keinen Abriss-Stopp. Aber ein bisschen Nostalgie muss erlaubt sein – bei einem kleinen Wohnhaus, aber auch beim großen NCR-Hochhaus.
Augsburg