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Augsburg: Musik im Grottenau-Gebäude treibt Verwaltungsmitarbeiter auf die Palme

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Musik im Grottenau-Gebäude treibt Verwaltungsmitarbeiter auf die Palme

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    Musikstudenten der Uni proben jetzt oben in der alten Grottenau-Post, das nervt Mitarbeiter der Stadt unten im Gebäude.
    Musikstudenten der Uni proben jetzt oben in der alten Grottenau-Post, das nervt Mitarbeiter der Stadt unten im Gebäude. Foto: Silvio Wyszengrad

    Im früheren Postbau an der Grottenau spielt jetzt Musik. Das gefällt nicht jedem. In den Amtsstuben städtischer Mitarbeiter im zweiten Stock dringen seit einigen Tagen Töne verschiedener klassischer Instrumente als ständiges Gedudel durch die Decke. Viele Beschäftigte sind genervt. Eine konzentrierte Arbeit sei nicht mehr möglich, klagen sie. Stein des Anstoßes sind Musikstudenten und Dozenten der Universität Augsburg, die an ihren Instrumenten üben. Sie sind gerade erst in die oberen Etagen des Gebäudes eingezogen, und schon gibt es Ärger.

    Die ehemalige Hauptpost in der Grottenau war von der Stadt Augsburg gekauft, modernisiert und in diesem Sommer in Betrieb genommen worden. Allein die Sanierung des denkmalgeschützten Komplexes, der nicht weit weg vom Theater steht, kostete 29,3 Millionen Euro. Schallschutz war ein wichtiges Thema. Die Stadt nutzt das Gebäude in den beiden unteren Stockwerken als Verwaltungsstandort für rund 155 Mitarbeiter von zwei Dienststellen. Die beiden oberen Etagen werden von der Universität belegt. Das Leopold-Mozart-Zentrum hat kürzlich seinen Unterrichtsbetrieb mit rund 100 Lehrbeauftragten und 250 Studierenden aufgenommen. In etwa 90 Räumen steht ein Flügel oder Klavier. Geübt wird auch mit Streich- und Blasinstrumenten sowie Schlagwerk – also im Prinzip mit allen Instrumenten, die man für ein Orchester braucht.

    Schräge Töne und Klopfgeräusche im Grottenau-Gebäude in Augsburg

    Seit in der Grottenau musiziert wird, klingeln aber vielen der städtischen Mitarbeiter die Ohren. Vor allem im zweiten Stock, wo Teile des Amtes für Kinder, Jugend und Familie untergebracht sind. "Montag vergangener Woche ging es los", erzählt eine Beschäftige. Durch die Decke der Büros hört man Töne von Oboen und Flöten, Flügeln und Streichinstrumenten, oft ist dazu ein Klopfen zu vernehmen, das den Takt vorgibt. Teils sind Geräusche leise, teils lauter.

    Üben ist integraler Bestandteil des Musikstudiums.
    Üben ist integraler Bestandteil des Musikstudiums. Foto: Silvio Wyszengrad

    Was die Verwaltungskräfte besonders nervt: Es sind keine eingängigen Musikstücke, sondern Übungsstunden mit schrägen Tönen und Wiederholungen. Die unerwünschte Begleitmusik zieht sich täglich über Stunden hinweg. "Wenn man einen komplizierten Bescheid schreiben muss, der rechtlich Bestand haben soll, kann man sich nicht mehr konzentrieren", sagt eine Betroffene. Auch andere Mitarbeiter erzählen, dass sie für ihre Arbeit jetzt viel länger bräuchten. Manche sagen, sie bekämen Kopfschmerzen von der Dauerbeschallung. Dazu komme die Angst, dass es noch schlimmer werde, wenn das Leopold-Mozart-Zentrum (LMZ) voll in Betrieb gehe und für große Konzerte geübt werde.

    Klagen von Mitarbeitern liegen nicht nur unserer Redaktion vor. Sie gingen auch an die zuständigen Stellen in der Stadt. Was wird dort unternommen? Sind die beiden Nutzungen für Musik und Verwaltung überhaupt verträglich in dem über 100 Jahre alten Gebäude zu organisieren?

    Liegenschaftsreferent lässt Ursachen für die Störgeräusche ermitteln

    Liegenschaftsreferent Wolfgang Hübschle betont, dass die Klagen von Mitarbeitern ernst genommen werden. Die erste Beschwerde ging am 7. Dezember ein. Noch am selben Tag sei das Thema in der Runde der Fachplaner besprochen worden. "Da uns das Wohl unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – über den Gesundheitsschutz hinaus – sehr wichtig ist, haben wir umgehend auf die erste Beschwerde reagiert und sofort den Prozess in Gang gesetzt." Aktuell versuchen die Fachleute, zu klären, wann und wo es zu den Lärmbelästigungen kommt und ob alle Vorgaben eingehalten werden. Von den Ergebnissen sollen weitere Schritte abhängen.

    Die ehemalige Hauptpost in der Grottenau war von der Stadt Augsburg gekauft, modernisiert und in diesem Sommer in Betrieb genommen worden.
    Die ehemalige Hauptpost in der Grottenau war von der Stadt Augsburg gekauft, modernisiert und in diesem Sommer in Betrieb genommen worden. Foto: Bernd Hohlen

    Bei der Sanierung der Grottenau-Post wurde viel unternommen, um Lärmprobleme zu vermeiden. Hübschle sagt, die Aufteilung im Gebäude sei das Ergebnis detaillierter Planungen zusammen mit Fachleuten. Es gab technische Vorkehrungen, um das Schalldämmmaß einzuhalten. Baulich sei ein größerer Aufwand betrieben worden, angefangen bei der Dämmung von Decken bis hin zu Lärmvorhängen in den Übungsräumen. Die Kosten sollen erheblich gewesen sein, eine konkrete Zahl wurde vom Referat nicht genannt.

    Gebäude der ehemaligen Post in der Grottenau wurde aufwendig saniert

    Hübschle verweist auch auf weitere Vorkehrungen: Neben den technischen Einbauten gibt es Vorgaben zur Raumbelegung und Vorschriften zur Nutzung des Baudenkmals – für das Leopold-Mozart-Zentrum genauso wie für die städtischen Dienststellen. Nach seiner Einschätzung müsse sich der Übungsbetrieb für die Musikstudenten noch einspielen. Im LMZ sei man sehr daran interessiert, den Verwaltungsmitarbeitern keinen Anlass zur Sorge zu geben.

    An der Universität sind die Beschwerden noch nicht angekommen. Wie eine Sprecherin mitteilt, ist Üben ein integraler Bestandteil des Musikstudiums. Normalerweise ist das LMZ von 8.30 Uhr bis 22.30 Uhr geöffnet. In der Regel seien aber nicht alle gleichzeitig anwesend, sie würden auch nicht ständig musizieren. "Jedem ist allerdings auch klar, dass er sich in einem Musikgebäude befindet, in dem man hin und wieder auch etwas hören wird." Das vermutlich lautstärkste Instrument, die Schlagwerker, wurden deshalb ganz oben, im vierten Obergeschoss, und auch in den am weitesten entfernten Räumen untergebracht.

    Gesamtpersonalrat pocht auf ein Versprechen

    An der Universität ist man froh über die schönen neuen Räume in der Grottenau. Bei der Stadt geht man weiterhin davon aus, dass sich die beiden Nutzungen im Gebäude verträglich organisieren lassen. Allerdings pocht jetzt auch der Gesamtpersonalrat darauf, dass die Mitarbeiter in der Grottenau nicht von unerwünschter Begleitmusik geplagt werden. Bevor das Gebäude in Betrieb ging, hatte ein Ortstermin stattgefunden, an dem Personalratsvorsitzender Thomas Wünsch teilnahm. Damals hatte es ein Versprechen gegeben. Wünsch sagt: "Uns wurde versichert, dass eine Lärmbelästigung nicht vorkommen darf."

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Es läuft etwas schief im Grottenau-Gebäude

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