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Augsburg: Monatelang ohne Telefon: Netzbetreiber lässt TV Augsburg verzweifeln

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Monatelang ohne Telefon: Netzbetreiber lässt TV Augsburg verzweifeln

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    Der TVA hat seit einem halben Jahr keinen vernünftigen Telefon- und Internetanschluss mehr und ärgert sich über die Telekom: (von links) Christian Butz, Leiter Organisation, Doris Panacek, Geschäftsführerin.
    Der TVA hat seit einem halben Jahr keinen vernünftigen Telefon- und Internetanschluss mehr und ärgert sich über die Telekom: (von links) Christian Butz, Leiter Organisation, Doris Panacek, Geschäftsführerin. Foto: Silvio Wyszengrad

    Christian Butz ist Leiter Organisation beim Turnverein Augsburg (TVA) in der Gabelsberger Straße in Göggingen und seit einigen Monaten mit viel „Zettelwirtschaft“ beschäftigt. Dabei halten ihn nicht etwa Formulare oder Verträge auf Trab, sondern kleine Notizzettel, die er von den Mitarbeitern mehrmals am Tag zugesteckt bekommt. Darauf vermerkt: Gesprächspartner, die auf einen Rückruf warten.

    Nötig ist das, weil die Telefonleitung des TVA marode ist und der Verein, der mit zwölf Festangestellten und rund 5000 Mitgliedern schon ein kleines Unternehmen ist, daher nur noch einen einzigen Anschluss hat. Dieser Anschluss wurde aus Servicegründen für die Mitglieder auf ein Handy am zentralen Knotenpunkt des Vereins, der Infothek, umgeleitet. Verbinden ist von dort aus aber nicht möglich. Also tragen die Servicemitarbeiter entweder das Handy oder eben kleine Zettelchen zwischen der Infothek, dem gewünschten Gesprächspartner und dem Büro von Christian Butz und Geschäftsführerin Doris Panacek herum – und zwar dann, wenn es der Publikumsverkehr an der Infothek gerade zulässt.

    „Das ist eine Zumutung für unsere Mitglieder, Ansprechpartner und auch die Mitarbeiter“, sagt Doris Panacek. Seit Juli 2019 hält dieser Zustand schon an, ohne dass es dem Verein gelungen wäre, Hilfe beim Netzbetreiber zu erhalten.

    Der Telefonanschluss des TV Augsburg ist total veraltet

    Als es vor gut sechs Monaten losging , dass Telefonate mitten im Gespräch abbrachen oder der TVA zeitweise überhaupt nicht erreichbar war, wandte man sich an die Telekom. Erst Ende Oktober stellte einer der mehrfach entsandten Techniker die Ursache fest: Die Telefonleitung ist völlig defekt und noch dazu total veraltet. Sie läuft oberirdisch an Holzmasten gespannt über die benachbarte Kleingartenanlage zu einem Verteilerkasten in der Stadiongaststätte des Rosenaustadions. Und von dort zum Anschlusspunkt der

    „Techniker haben uns erzählt, drei der fünf Drähte im Kabel seien mittlerweile durchgerostet, die anderen angegriffen. Auch sie können die Signale nicht mehr richtig weiterleiten“, erzählt Christian Butz. Die ohnehin unzuverlässige Konstruktion mit einem einzigen aufs Handy umgeleiteten Anschluss wird also auch nicht mehr lange halten. Dann wäre der TVA völlig ohne Telefon. Der Techniker empfiehlt daher in einem Montagenachweis, der unserer Redaktion vorliegt, dem TVA einen eigenen APL zu legen, um das Problem dauerhaft zu beheben. Dafür sei jedoch die Abteilung „Netz“ der Telekom zuständig.

    Die Bundesnetzagentur soll dem Turnverein Augsburg helfen

    Dieses Wissen hilft dem Verein nicht weiter. Denn alle Versuche, bei der Telekom einen Mitarbeiter der Abteilung „Netz“ vermittelt zu bekommen, der vor Ort zusammen mit den TVA-Verantwortlichen das weitere Vorgehen bespricht, sind bisher gescheitert. „Wir haben uns an die Serviceabteilung gewandt und schriftlich unser Anliegen geschildert, haben Stunden in Warteschleifen verbracht und uns sogar per Brief an den Vorstand der Telekom sowie an die Bundesnetzagentur gewandt“, erzählt Doris Panacek. Dabei sei es nicht darum gegangen, wer die Kosten für die neue Verkabelung zu tragen hat, sondern dass generell darüber gesprochen wird, wie es nun weitergehen soll. Ohne Erfolg. „Gekommen ist niemand“, erzählt Butz. Mit ihrem Rat am Ende waren die Vereinsverantwortlichen, als vor wenigen Tagen ein Schreiben der

    Defekter Telefonanschluss wirkt geschäftsschädigend

    Für den Verein hat das alles unangenehme Konsequenzen – nicht nur, dass Anrufer sich nur schwer telefonisch für Sportkurse anmelden können oder länger auf einen Rückruf warten müssen. Zwischenzeitlich stand die TÜV-Zulassung für den Aufzug auf dem Spiel, weil der Notruf über die Telefonleitung läuft. Mittlerweile behilft man sich mit einem Handymodul. Gleiches beim Stromzähler. Hier haben die Stadtwerke auf Kulanz diese Hilfskonstruktion installiert, damit die Daten übermittelt werden können. Sollte der Zustand länger anhalten, muss der TVA die Kosten dafür übernehmen.

    Ebenso trägt man diese für die LTE-Verbindung, die man mit einem anderen Anbieter aufgesetzt hat, um wenigstens das Internetportal des Vereins am Laufen zu halten und die bereits digitalisierten Prozesse wie Abrechnungen oder Meldungen von Sportlern zu Wettkämpfen abwickeln zu können. „Langsam wird es geschäftsschädigend“, sagt Doris Panacek frustriert.

    Netzbetreiber Telekom kündigt Hilfe an

    Die Telekom bedauerte auf Anfrage unsere Redaktion den Fall. „Ich entschuldige mich ausdrücklich für die Unannehmlichkeiten des Turnvereins und versichere Ihnen, dass wir alle Hebel in Bewegung setzen, um die Betroffenen schnellstmöglich wieder ans Netz zu bekommen“, antwortet ein Sprecher der Telekom auf Anfrage. Der Fall sei komplex, weil das Gebäude beziehungsweise das Vereinsgelände nicht von der Telekom verkabelt worden sei. „Der Hausanschluss wurde direkt vom Hauptverteiler angeschlossen. Das führt immer wieder zu Problemen, unter anderem, weil die Leitung zu lang ist“, heißt es.

    In der kommenden Woche soll allerdings dafür gesorgt werden, dass der Verein wieder eine stabile Telefonleitung erhält. Der Verein selbst hat von der Telekom nach wie vor keine Information erhalten, ob und wann ein Techniker kommt.

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