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Augsburg: Millionenschaden: Kann der Caritas-Brandstifter noch gefasst werden?

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Millionenschaden: Kann der Caritas-Brandstifter noch gefasst werden?

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    Die Kripo geht davon aus, dass ein Brandstifter für das Feuer im Sozialzentrum der Augsburger Caritas verantwortlich ist. Einen Tatverdächtigen gibt es zehn Monate nach dem Brand nicht.
    Die Kripo geht davon aus, dass ein Brandstifter für das Feuer im Sozialzentrum der Augsburger Caritas verantwortlich ist. Einen Tatverdächtigen gibt es zehn Monate nach dem Brand nicht. Foto: Silvio Wyszengrad (Archiv)

    Das Feuer brach an einem Sonntagabend im Juli aus, es zerstörte das Sozialzentrum der Caritas in Augsburg komplett. Zehn Monate nach dem Großbrand sind die Ermittler der Kripo noch immer überzeugt davon, dass der verheerende

    Zwei Wochen nach dem Caritas-Brand wurde ein 28-Jähriger verhaftet

    Die Kriminalpolizei hatte nach dem Brand eine elfköpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet. Als zwei Wochen nach der Tat ein 28-jähriger Mann verhaftet wurde, schien der Fall geklärt zu sein. Die Ermittler gingen davon aus, dass der 28-Jährige von Rachegedanken getrieben worden ist. Er hatte längere Zeit im Möbellager des Sozialzentrums gearbeitet und soll sauer gewesen sein, als sein Vertrag nicht mehr verlängert wurde. Allerdings blieb der Mann nicht lange in Untersuchungshaft. Nach rund einer Woche wurde er wieder freigelassen. Nach Informationen unserer Redaktion konnte ein Augenzeuge, der beim Ausbruch des Feuers einen verdächtigen Mann am Caritas-Gebäude gesehen hatte, den 28-Jährigen nicht wiedererkennen.

    Trotz der Freilassung blieb der Ex-Mitarbeiter des Sozialzentrums noch im Visier der Ermittler. Er galt weiterhin als Beschuldigter. Das hat sich nun aber geändert. Wie Oberstaatsanwalt Matthias Nickolai auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte, ist das Verfahren gegen den russischstämmigen Mann nun eingestellt worden. Die Ermittlungen hätten keinen ausreichenden Tatverdacht ergeben, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Auch eine Wohnungsdurchsuchung habe keine stichhaltigen Indizien erbracht. Derzeit gebe es auch keinen anderen Verdächtigen, sagt Nickolai.

    Großbrand bei der Caritas: Kripo gibt auf der Suche nach einem Täter nicht auf

    Ralf Schönauer, der Anwalt des Mannes, sagt, es gebe Zeugenaussagen, dass sich der 28-Jährige zur Tatzeit nicht am Tatort, sondern in seiner einige hundert Meter entfernten Wohnung aufgehalten habe. Sein Mandant habe von Anfang an beteuert, nichts mit der Tat zu tun zu haben, so Schönauer.

    Die Kripo will aber auf der Suche nach einem mutmaßlichen Täter noch nicht aufgeben. Die Akte sei nicht geschlossen, heißt es bei den Ermittlern. Man behalte den Fall weiterhin im Blick. Allerdings dürfte es ohne neue Ansatzpunkte wohl trotzdem schwierig werden, die Tat noch aufzuklären. Das Feuer wütete in dem aus Holz errichteten Gebäude so heftig, dass das Dach teilweise einstürzte. Die Rauchwolke war über der ganzen Stadt zu sehen. Fotos zeigen, dass der Brand nahezu gleichzeitig an mehreren Stellen entstanden ist – was ebenfalls für Brandstiftung spricht.

    Den Schaden gab die Polizei kurz nach dem Feuer mit rund 2,5 Millionen Euro an. Das Haus war erst acht Jahre zuvor eröffnet worden. Dort waren ein Möbel- und Kleiderlager, ein Café, Beratungsstellen und Büros untergebracht. Rund 120 Menschen haben hier gearbeitet, darunter etwa 50 ehemalige Arbeitslose als sogenannte Ein-Euro-Jobber. Bis zu 300 Menschen kamen täglich, um die Hilfsangebote der Caritas in Anspruch zu nehmen. Derzeit sind die Einrichtungen in anderen kirchlichen Gebäuden untergebracht.

    Abgebranntes Caritas-Gebäude soll wieder aufgebaut werden

    Der katholische Sozialverband will das Gebäude an derselben Stelle wieder aufbauen – und zwar sehr schnell. Bereits im Herbst hatte Geschäftsführer Walter Semsch die gute Nachricht verkündet, dass es versicherungsrechtlich für die Caritas zumindest kein Problem gebe. Der Schaden, der entstanden ist, werde ersetzt. Nach Angaben von Caritas-Sprecher Bernhard Gattner beginnen nun in den nächsten Tagen die ersten Arbeiten für den Neubau. Zumindest die Bodenplatte sei erhalten geblieben, das ermögliche einen raschen Wiederaufbau des Hauses.

    Das Gebäude wurde komplett abgerissen. Nun soll auf der bestehenden Bodenplatte der Wiederaufbau des Sozialzentrums beginnen.
    Das Gebäude wurde komplett abgerissen. Nun soll auf der bestehenden Bodenplatte der Wiederaufbau des Sozialzentrums beginnen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Neubau wird das Ebenbild des Vorgängerbaus sein. Die alten Pläne werden wieder genutzt, die Zusammenarbeit mit den Architekten sei sehr gut gewesen, so der Caritas-Sprecher. Das Gebäude wird allerdings teurer werden als der Vorgängerbau. Wurden im Jahr 2010 rund drei Millionen Euro investiert, sind es nun über vier Millionen. Gestiegene Baupreise spielen eine Rolle, aber auch das zerstörte Inventar und die für die Caritas wichtige Großküche müssen komplett neu angeschafft werden. Die Caritas plant, das Sozialzentrum in der Depotstraße noch in diesem Jahr wieder zu beziehen.

    Als sich Caritas-Mitarbeiter im Oktober zu einem Gottesdienst auf dem leer geräumten Areal in Göggingen versammelten, wurde auch eine Fürbitte für den Brandstifter vorgetragen. Man möge ihm die Tat verzeihen, hieß es darin.

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