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Augsburg: Millionenprogramm soll der Natur im Augsburger Stadtwald helfen

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Millionenprogramm soll der Natur im Augsburger Stadtwald helfen

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    So sieht der Floßgraben aus, nachdem ein ökologischer Umbau getestet wurde.
    So sieht der Floßgraben aus, nachdem ein ökologischer Umbau getestet wurde. Foto: Nicolas Liebig/lpv

    Der Stadtwald ist ein einzigartiges Naturparadies vor den Toren Augsburgs, in dem rund vier Millionen Menschen pro Jahr Erholung suchen. Was man beim Spazieren gehen oder Radeln nicht sieht: Die Natur ist bedroht. Der Patient Stadtwald leidet unter Wassermangel und muss dringend an den Tropf. Jetzt soll er eine umfangreiche Behandlung bekommen, um Lebensräume für seltene Tiere und Pflanzen zu retten. Möglich macht das ein großes neues Projekt der Stadt, das von der Europäischen Union gefördert wird.

    Stadt Augsburg muss Eigenanteil aufbringen

    Ein entscheidender Schritt zur Finanzierung ist geschafft. Das Naturprojekt „Stadt-Wald-Bäche“ hat zur Jahreswende die erhoffte Förderzusage aus dem EU-Life-Programm bekommen. Damit werden die Kosten von rund 6,6 Millionen Euro weitgehend durch öffentliche Zuschüsse gedeckt. Die Europäische Union trägt 60 Prozent. Je 15 Prozent übernehmen das Bayerische Umweltweltministerium und der Bayerische Naturschutzfonds. Die Stadt Augsburg muss einen Eigenanteil aufbringen. Ziel des Projekts ist es, innerhalb der nächsten sieben Jahre das Gewässersystem im Stadtwald und die damit verbundenen Lebensgemeinschaften zu verbessern. Federführend zuständig ist die städtische Forstverwaltung.

    Naturschützer hatten ein solches Projekt seit Jahren angemahnt. Denn die vielen kleinen Bäche im Stadtwald mit einer Gesamtlänge von 70 Kilometern sind wichtige Lebensadern. Günther Groß von der Lechallianz heimischer Umweltverbände bezeichnet sie als einen der prägenden Lebensräume im Naturschutzgebiet – neben den Lechheiden und den lichten Kiefernwäldern. Ein erster Test vor drei Jahren hat gezeigt, wie ökologische Verbesserungen im Stadtwald konkret aussehen können und was sie bewirken. Damals wurde ein Abschnitt des Alten Floßgrabens südlich vom Krankenhaus Haunstetten verbreitert und naturnah umgestaltet. In diesem Lebensraum fühlt sich beispielsweise die Mühlkoppe wohl. Sie ist eine der heimischen Fischarten, die selten geworden sind.

    Auf einer Musterstrecke am Floßgraben probierte das Forstamt 2016 eine Umgestaltung aus. So sah er zuvor aus.
    Auf einer Musterstrecke am Floßgraben probierte das Forstamt 2016 eine Umgestaltung aus. So sah er zuvor aus. Foto: Nicolas Liebig/lpv

    Fische und andere Wasserlebewesen haben auch noch mit vielen anderen Problemen zu kämpfen – mit unüberwindlichen Schwellen und engen Rohrdurchlässen in den Bächen. Diese fehlende Durchgängigkeit ist der Grund, warum die Augsburger Stadtwaldbäche nach den Maßstäben der Europäischen Union derzeit ökologisch in keinem guten Zustand sind.

    Mit dem neuen Projekt will die Stadt erreichen, dass die Bäche im Stadtwald für Fische besser passierbar und strukturreicher werden. Außerdem sollen sie – ähnlich wie zu früheren Zeiten – wieder direkt mit dem Lech verbunden sein. Früher war der Stadtwald ein Überschwemmungsgebiet des Lechs, bevor der Wildfluss kanalisiert und gezähmt wurde. Diese Landschaft prägt bis heute die Tier- und Pflanzenwelt im Naturschutzgebiet. Geplant ist einiges beim Life-Projekt. Kommenden Mittwoch soll der Wirtschaftsförderungsausschuss grünes Licht geben. Auf etwa 25 Kilometern Fließstrecke ist vorgesehen, Kiesbänke aufzuschütten, um mehr Lebensräume für verschiedene Fischarten zu bieten. Man hofft, dass diese Verbesserung ins restliche Gewässersystem ausstrahlt. Ein zweiter Baustein ist es, Betonschwellen und Bachunterführungen unter Wegen so umzubauen, dass sie für Fische besser passierbar sind.

    Naturschutz im Stadtwald: Mehr Wasser für den Lochbach

    In einem weiteren Schritt werden die Bäche wieder mit dem Lech verbunden. Vor 100 Jahren gab es oberhalb des Hochablasses eine Rinne, durch die Bach-Wasser in den Lech floss. Sie soll wiederbelebt werden. Die Idee: Lechfische können so wieder Zugang zu den Bächen im Stadtwald bekommen und sie zum Laichen benutzen. Allerdings muss dafür gebaut werden. Um zu verhindern, dass der Stadtwald bei Hochwasser unkontrolliert geflutet wird, muss an der Mündung eine Art Schleuse sein. Vor allem muss mehr Wasser in die Bäche gelangen, wenn man am nördlichen Ende des Stadtwalds wieder einen Teil in den Lech leiten will. Denn aus den Stadtwaldbächen werden die Altstadtkanäle mitgespeist.

    Darum soll der Lochbach, der an der Lechstaustufe 22 aus dem Lech ausgeleitet wird, künftig statt 1500 Litern pro Sekunde etwa 2000 Liter pro Sekunde führen. Diese zusätzlichen 500 Liter pro Sekunde sollen, nachdem sie den Stadtwald durchflossen haben, wieder in den Lech zurückgehen. Um die zusätzliche Wassermenge zu verkraften, muss der Lochbach an mehreren Stellen umgebaut werden. Bürgermeisterin und Forstreferentin Eva Weber (CSU) sagt zur neuen Förderzusage: „Die Stadtwaldbäche sind ein einzigartiges Naturjuwel. Mensch, Tier und Landschaft werden von dem Life-Projekt profitieren.“

    Erst voriges Jahr habe die Unesco das historische Wassermanagementsystem der Stadt Augsburg in die Welterbe-Liste der Unesco aufgenommen. Jetzt sei auch die große Bedeutung des Stadtwaldes als besondere Natur- und Erholungslandschaft vor den Toren einer Großstadt von der EU gewürdigt worden. Ähnlich hatten vor drei Jahren auch die heimischen Umweltverbände argumentiert, als sie mehr Wasser für den Wald anmahnten. Günther Groß sagte damals: „Das wäre eine klassische Win-win-Situation“ – für Natur, Tiere und Menschen. (mit skro)

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Stadtwald-Programm: Der Erfolg hat mehrere Mütter und Väter

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