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Augsburg: Mieter und Vermieter geraten öfter aneinander

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Mieter und Vermieter geraten öfter aneinander

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    Der überhitzte Wohnungsmarkt scheint das Klima zwischen Mietern und Vermietern zu belasten. Das liegt an den steigenden Preisen, aber nicht nur.
    Der überhitzte Wohnungsmarkt scheint das Klima zwischen Mietern und Vermietern zu belasten. Das liegt an den steigenden Preisen, aber nicht nur. Foto: Dieter Assmann, dpa

    Der überhitzte Augsburger Wohnungsmarkt sorgt offenbar für ein angespannteres Verhältnis von Mietern und Vermietern. „Wir stellen eine Verschlechterung fest“, sagt Thomas Weiand, Vorsitzender des Mietervereins. Das Agieren von Vermietern sei härter geworden. Allerdings, so Weiand, seien auch Mieter immer seltener zu Kompromissen bereit. Beim Vermieterverband Haus&Grund sieht man die Tendenz, dass das gesellschaftliche Miteinander insgesamt schwieriger geworden ist. „Das bezieht sich nicht nur auf das Verhältnis zwischen Vermieter und Mieter. Vor 30 Jahren war es üblich, dass im Mehrfamilienhaus jede Woche einer das Treppenhaus geputzt hat. Das ist nicht ohne Grund verschwunden“, sagt Geschäftsführerin Gabriele Seidenspinner.

    Ihrer Ansicht nach funktioniert der Wohnungsmarkt nach wie vor recht gut in Augsburg. Er sei stark von privaten Vermietern und nicht so sehr von großen Konzernen bestimmt. Gestiegen sind die Mietpreise in den vergangenen Jahren dennoch. „Durch die Diskussionen über Mietpreisbremse und Mietspiegel sind viele private Vermieter wachgerüttelt worden“, glaubt Seidenspinner. Sie vermutet, dass manche Vermieter noch die Miete erhöht haben, bevor diese Instrumente, die den Mietanstieg regulieren sollen, in Kraft traten. „Es gibt ganz viele Vermieter, die über Jahrzehnte zuvor nichts an der Miete gemacht haben“, so Seidenspinner.

    Was sagen die Mieter?

    Beim Mieterverein sieht man die andere Seite. „Die Höchstgrenze für Mieterhöhungen wird inzwischen häufiger ausgereizt“, sagt Weiand. Dies habe dann zur Folge, dass manche Mieter eher auf die Barrikaden gehen, wenn ihnen etwas nicht passt. Andere Mieter ziehen eher den Schwanz ein. Er registriert auch, dass es mehr Fälle von Kündigungen wegen Eigenbedarfs gibt. Das habe in manchen Fällen vermutlich mit Taktik zu tun. „Aber es ist sicher auch so, dass Vermieter das geringere Angebot und die höheren Preise zu spüren bekommen, wenn das erwachsene Kind eine Wohnung sucht.“ In jedem Fall steige der Druck auf die Mieter. Dies gehe schon los, wenn es mehrere Bewerber für eine Wohnung gibt. Dann versuchten Bewerber, sich gegenseitig auszustechen. „Man bietet dem Vermieter etwa an, die Wohnung auf eigene Kosten oder in Eigenleistung herzurichten.“

    Mitunter werde auch erst die Miete erhöht und dann saniert, sodass sich am Ende eine Erhöhung um 50 Prozent ergibt. Unsere Zeitung hatte im Sommer von einer Wohnanlage in Lechhausen berichtet, wo genau das passieren soll. Für Mieter mit geringerem Einkommen dürfte das bedeuten, dass sie ausziehen müssen. Vermieter ist hier die Vonovia AG, nach eigenen Angaben Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen.

    Dann gibt es aber auch die andere Seite, nämlich Mietnomaden. Dass Mieter von Wohnung zu Wohnung ziehen, diese verwüsten und die Miete schuldig bleiben, kommt heute aber seltener vor als vor fünf Jahren, sagt Seidenspinner.

    Selbstauskunft ist fast Standard

    Möglicherweise hat das damit zu tun, dass Vermieter sich auf dem heutigen Mietmarkt einfacher tun, Mietbewerber durchzuchecken. Eine Selbstauskunft vom Mietbewerber zu verlangen ist heute fast Standard, ein Schufa-Auszug, für den ein Mieter seine Zustimmung geben muss, wird immer häufiger. Und dann kommt es vor, dass Vermieter auch den Vorvermieter eines Interessenten befragen wollen. „Sich so zum gläsernen Menschen machen zu müssen, ist für viele Mieter belastend“, sagt Weiand.

    Für Vermieter Stefan G. (Name geändert) sind die Folgen einer Vermietung aus dem Jahr 2011 noch heute spürbar. Er vermietete seine 80-Quadratmeter-Wohnung in Haunstetten für 480 Euro an ein junges Pärchen. Beide gaben an, feste Arbeitsstellen zu haben. Zusammen hätten sie ein Einkommen gehabt, das die Bezahlung der Wohnung unproblematisch erscheinen ließ, erinnert sich der Vermieter. Die Selbstauskunft stimmte aber wohl nicht. Miete sei allenfalls ab und an und dann auch nur teilweise gezahlt worden – auf 5000 Euro blieb G. sitzen. Im Mai erhob G. Räumungsklage, laut seiner Darstellung wurde ein halbes Jahr später geräumt. G. überprüft mögliche Mieter heute genauer. Allerdings nicht mehr in der Wohnung in Haunstetten. Die, sagt er, habe er aus Frust verkauft.

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