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Augsburg: Mehr Zwischenfälle als zuvor: Der Kö ist Augsburgs Gewalt-Schwerpunkt

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Mehr Zwischenfälle als zuvor: Der Kö ist Augsburgs Gewalt-Schwerpunkt

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    Am Königsplatz gab es 2020 mehr Gewaltdelikte als jemals zuvor, wie aus einer Auswertung der Augsburger Polizei hervorgeht.
    Am Königsplatz gab es 2020 mehr Gewaltdelikte als jemals zuvor, wie aus einer Auswertung der Augsburger Polizei hervorgeht. Foto: Michael Hochgemuth (Archivbild)

    In der Corona-Krise ging die Kriminalität bislang tendenziell zurück, so auch in Augsburg. Kein Wunder: Monatelang fand kaum öffentliches Leben statt, und wo etwa die meisten Läden geschlossen haben, sind Ladendiebstähle nur schwer möglich; wenn es kein Nachtleben gibt, in dem sich im Großstadtleben viele Delikte abspielen, gibt es tendenziell weniger Beleidigungen und Schlägereien unter Alkoholeinfluss. Die Zahl der Gewaltdelikte in Augsburg sank im Corona-Jahr 2020 der Polizeistatistik zufolge deutlich. Doch für einen Ort in der Stadt gilt das nicht.

    Am Königsplatz verzeichneten die Beamten vergangenes Jahr mehr derartige Straftaten als zuvor. Der Kö ist nicht nur der zentrale Verkehrsknotenpunkt in der Innenstadt, an dem Tram- und Buslinien zusammentreffen und sich Fußgänger zwischen Bahnhof und den Einkaufsmeilen begegnen. Es ist auch ein Treffpunkt von Obdachlosen, alkohol- und drogenkranken Menschen und Migranten verschiedener Nationalitäten, die auf den Bänken oder am Rand des runden Thormannbrunnens sitzen. Ein Ort auch, den viele Jugendliche und junge Erwachsene am frühen Abend und nachts passieren, wollen sie zum Feiern und Trinken in die Innenstadt oder von dort aus wieder nach Hause. Es ist nicht neu, dass diese Mischung auch ein höheres Maß an Auseinandersetzungen und Kriminalität hervorbringt, als es an anderen Orten der Stadt der Fall ist. An keinem anderen öffentlichen Platz in Augsburg werden mehr Straftaten verübt, das ist seit Jahren so.

    Kriminalität in Augsburg: So hat sich die Zahl der Straftaten am Kö entwickelt

    Die Entwicklung im Corona-Jahr 2020 ist dennoch erstaunlich: Betrachtet man die ganze Stadt, sank die Zahl sogenannter "Rohheitsdelikte" in ganz Augsburg gegenüber dem Vorjahr um mehr als sieben Prozent. Mit dem Begriff der

    Wie sehr der Königsplatz inzwischen Gewalt-Schwerpunkt in der Stadt ist, zeigt sich auch, vergleicht man die Zahlen des Ortes mit denen anderer öffentlicher Treffpunkte in der Stadt: Am Königsplatz verzeichnete die Polizei im vergangenen Jahr mehr als doppelt so viele Rohheitsdelikte wie an Helmut-Haller-Platz, Rathausplatz, Elias-Holl-Platz und Moritzplatz zusammengenommen.

    Ohnehin ging 2020 an diesen im Normalfall durchaus auch stark frequentierten Orten die Kriminalität tendenziell eher zurück. Während sie sich am Rathausplatz quasi halbierte, von 91 Straftaten im Jahr 2019 auf 46 in 2020, sank die Zahl der Straftaten auch am Helmut-Haller-Platz in Oberhausen erheblich, von 265 auf 226. Das Geschehen auf dem Elias-Holl-Platz und dem Moritzplatz spielt für die Entwicklung der Kriminalität in der Stadt ohnehin kaum eine Rolle. Auf dem Holl-Platz nahm die Polizei 2020 wie im Vorjahr lediglich 14 Straftaten auf, auf dem Moritzplatz 17, was ebenfalls dem Vorjahreswert entspricht.

    Am Königsplatz in Augsburg kommt es immer wieder zu Gewaltdelikten

    Seit Dezember 2018 wird der Königsplatz videoüberwacht. Die Kameras werden von der Polizei betrieben, der Kö ist nach ihrer Einschätzung der einzige Kriminalitätsschwerpunkt in Augsburg, an dem die Häufung von Straftaten eine Videoüberwachung rechtfertigt. Immer wieder auch werden Gewalttaten, die sich am wurde ein 24-Jähriger am Amtsgericht wegen einer Körperverletzung zu einer Geldstrafe verurteilt; er hatte seine Beteiligung an einer Schlägerei im Frühjahr 2019 eingeräumt, bei der ein Mann Brüche im Gesicht erlitt und vier Schneidezähne verlor. Auf einem Video, aufgenommen von der Überwachungsanlage der Polizei, das im Gerichtssaal vorgeführt wurde, sah man ein Hin und Her zwischen den etwa acht Männern. Der 24-Jährige sagte, er habe nur ein Mal zugeschlagen, in Richtung des Oberkörpers eines Kontrahenten.

    In einem anderen Fall steht ein 20-jähriger Mann unter anderem wegen des Vorwurfs des versuchten Totschlags vor dem Landgericht. Der junge Mann, der offenbar regelmäßig in der Alkohol- und Drogenszene am Kö verkehrte, soll versucht haben, Polizisten im Juni 2020 im Netto-Supermarkt am Königsplatz mit einem Messer zu verletzen. Dabei soll er auch ihren Tod in Kauf genommen haben. Zwei Beamte schossen damals auf den 20-Jährigen, der erhebliche Verletzungen erlitt und notoperiert werden musste. Er sitzt in Untersuchungshaft, der Prozess gegen ihn soll bis Ende Juli dauern.

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