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Augsburg: Mehr Hunde in Augsburg: Wenn Tiere und Fußgänger sich in die Quere kommen

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Mehr Hunde in Augsburg: Wenn Tiere und Fußgänger sich in die Quere kommen

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    Hunde im Augsburger Siebentischwald. Die Zahl der Tiere in Augsburg ist im Corona-Jahr 2020 deutlich gestiegen.
    Hunde im Augsburger Siebentischwald. Die Zahl der Tiere in Augsburg ist im Corona-Jahr 2020 deutlich gestiegen. Foto: Annette Zoepf (Symbolfoto)

    "Der tut doch nichts, der will doch nur spielen." Diesen Satz kann der Augsburger Jochen Mack nicht mehr hören. Nach mehreren unangenehmen Begegnungen mit Hunden und deren Besitzern machte er seinem Ärger im Internet Luft - und bekam viel Zuspruch. Auch der Chef einer Hundeschule nimmt Halter in die Pflicht. Gibt es mehr Konflikte, weil die Zahl der Hunde gestiegen ist?

    Auf Facebook beschweren sich einige Menschen über Hundehalter

    Jochen Mack erklärt, wie es zu seinem Beitrag im Internet kam: "Der Auslöser war, dass ich gejoggt bin und so ein mittelgroßer Hund aggressiv bellend auf mich zukam." Er habe dem Besitzer signalisiert, dass er Angst vor Hunden habe und den Hundehalter aufgefordert, den Hund zu sich zu nehmen. Mack erklärt: "Das hat er aber nicht gemacht, sondern mir stattdessen entgegnet 'Einen Scheiß muss ich'." Bei einer weiteren unangenehmen Begegnung sei ihm ein Vierbeiner schnüffelnd hinterhergelaufen. Auch in diesem Fall habe die Hundebesitzerin mit Unverständnis auf seine Bedenken reagiert.

    Seinem Ärger machte Mack, der unter anderem Geschäftsführer des Hotels einsmehr ist, auf Facebook öffentlich Luft. Dort erntete er einige Zustimmung. "Ich bin seit meiner Kindheit ein Hundeängstling und würde daher niemals im Wald joggen", schreibt etwa eine Nutzerin unter dem Beitrag. Auch andere berichten von zerbissenen Jogginghosen sowie von Hunden, die Kleinkinder anspringen, ohne dass die Besitzer eingriffen.

    Hundeexperte: Ist der Hund nicht angeleint, muss er auf Zuruf kommen

    Prinzipiell, fordert Mack, müsse es so sein, dass die Hundehalter für den Abstand ihres Tieres zu anderen Personen sorgen. "Nicht ich muss mich rechtfertigen, wenn ich nicht will, dass mir ein Hund hinterher läuft oder mich gar anspringt", findet er. Dabei stimmt ihm auch Markus Ziegler, Chef der Augsburger Hundeschule, zu: "Sie haben als Hundehalter immer die Sorgfaltspflicht, auch gesetzlich." Sätze wie "der will doch nur spielen" könne man als Hundehalter gleich aus seinem Wortschatz streichen. "Wenn ein Mensch seinen Hund ableint, muss der Hund abrufbar sein oder man sich in einem sehr übersichtlichem Gelände befinden", sagt Ziegler, der auch als Gutachter bei Bissvorfällen arbeitet.

    Inwieweit die Konflikte zwischen Hundehaltern und der Gruppe der Jogger und Spaziergänger zugenommen haben, wie Jochen Mack wahrnimmt, könne er nicht sagen, so Ziegler weiter. Allerdings findet er die Zunahme der Hunde im Stadtgebiet "immens". In Augsburg ist Zahl der Hunde gestiegen, besonders seit Beginn der Corona-Pandemie. Zum Jahreswechsel waren rund 9200 Tiere bei der Stadt offiziell angemeldet. Innerhalb von vier Jahren sind rund tausend Tiere dazu gekommen. "Dass sich da der Stress häuft, ist klar", meint Ziegler. Zudem würden sich viele neue Hundebesitzer schlechtes Verhalten bei anderen Haltern abschauen. Der 46-Jährige nimmt jedoch auch wahr, dass die Sensibilität bei Hundebesitzern hinsichtlich Menschen, die Hunde nicht mögen, zunimmt: "Die Leute kriegen mehr Bewusstsein und bemühen sich auch mehr."

    Letztes Jahr wurden 21 Menschen in Augsburg von Hunden gebissen

    Die Zahlen von Stadt und Polizei sprechen bei dem Thema keine eindeutige Sprache. "Die Hinweise bei der Ordnungsbehörde bezüglich kritischer Hundehaltungen stieg in den letzten Jahren tendenziell an", teilt die Stadt auf Anfrage mit. Der Anstieg gehe mit der Zunahme an Hundehaltern einher und betreffe oft auch das Verhalten von einzelnen Hunden gegenüber einem anderen Hund sowie Streitigkeiten von Hundehaltern untereinander.

    Extremere Fälle - etwa, wenn jemand seinen Hund auf einen anderen Menschen hetzt oder ein Hund einen anderen Menschen beißt, sind Sache der Polizei. Dort verzeichnet man 14 Fälle für das Jahr 2019 und 21 solcher Fälle für 2020. "Zum überwiegenden Großteil handelt es sich um Anzeigen wegen fahrlässiger Körperverletzung", sagt Polizeisprecher Talib Khachab.

    Unliebsame Zwischenfälle mit Hunden kommen immer wieder vor.
    Unliebsame Zwischenfälle mit Hunden kommen immer wieder vor. Foto: Soeren Stache, dpa (Symbolbild)

    Jochen Mack betont, dass die Mehrheit der Hundehalter sich vorbildlich verhalte. Gerade weil das Problem eine Minderheit betreffe, glaubt er nicht, dass Appelle viel bringen. Er spricht sich deshalb für eine Leinenpflicht aus: "Da hätte der Hundehalter die Pflicht, den Hund bei sich zu halten und wenn er ihn frei laufen lässt, wäre er in der Pflicht, ihn zu sich zu rufen, sobald jemand kommt." Im Gegenzug könne es, so Mack weiter, Zonen geben, in denen die Hunde unangeleint herumlaufen dürfen.

    Könnte ein Hundeführerschein die Situation entspannen?

    Markus Ziegler bedauert immer noch, dass die im Jahr 2019 diskutierte Freilaufanlage in der Sportanlage Süd nicht umgesetzt worden sei. Die Maßnahme wurde damals nach viel Widerstand von Hundebesitzern im Umweltausschuss des Stadtrats abgelehnt. Er spricht sich zudem für einen Hundeführerschein aus. "Es gibt sonst für alles einen Schein in Deutschland", sagt Ziegler. Dadurch wüssten Hundebesitzer auch genauer über die genetische Herkunft ihrer Tiere Bescheid, was sich stark aufs Verhalten auswirke und bei den vielen Mischlingsrassen und illegalen Tierkäufen nicht mehr so einfach zu bestimmen sei.

    Die Stadt sieht derweil trotz vieler neuer Hunde keinen Grund zum Handeln. Verwiesen wird auf die "Bitte-Danke-Aktion", bei der alle Hundebesitzer nach und nach angeschrieben und zu einem verantwortungsvollen Umgang mit ihren Tieren aufgefordert werden. "Von restriktiven Maßnahmen, wie etwa einer Leinenpflicht, wird vorläufig abgesehen, da auch das Tierwohl zu beachten ist und die Hunde ihren Auslauf benötigen", teilt das Umweltreferat auf Anfrage mit.

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