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Augsburg: Massive Baumfällungen im Augsburger Stadtwald alarmieren Bürger

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Massive Baumfällungen im Augsburger Stadtwald alarmieren Bürger

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    Dem Eschensterben fallen im Stadtwald viele Bäume zum Opfer, auch jetzt musste gefällt werden.
    Dem Eschensterben fallen im Stadtwald viele Bäume zum Opfer, auch jetzt musste gefällt werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wer in diesen Wochen im Stadtwald unterwegs ist, dem fällt eines auf: An ungewöhnlich vielen Stellen liegen gefällte Bäume herum. So viele, dass Bürger wissen wollen, was im Wald vorgeht, der eines der wichtigsten Augsburger Naturschutzgebiete und Naherholungsziele ist.

    Baumkrankheit und Sturm Sabine

    Dass in den vergangenen Wochen viel gefällt werden musste, bestätigt die städtische Forstverwaltung. Amtsleiter Jürgen Kircher nennt als Gründe eine Baumkrankheit, die sich seit Jahren in bayerischen Wäldern ausbreitet, außerdem den großen Sturm Sabine im Februar. Bei den gefällten Bäumen handele es sich größtenteils um Eschen. Sie sind von einem Pilz befallen, der zusammen mit anderen Schädlingen das Eschentriebsterben auslöst. Im Zuge der Erkrankung können abgestorbene Äste herabfallen oder ganze Bäume umstürzen. Die Stadt sei als Waldeigentümerin zur Verkehrssicherung verpflichtet, so Kircher. Mit den Baumfällarbeiten sollen an den Wegen Gefahren für Waldbesucher abgewendet werden, etwa auch am Stempflesee. Abseits von Wegen werden dagegen große Teile der kranken und abgestorbenen Eschen im Wald belassen. Aus den Eschen entsteht „Totholz“, welches im Naturschutzgebiet wichtig für eine Vielzahl von Arten ist. „In diesem Stadium geht von den Eschen keine Ansteckungsgefahr für andere Eschen mehr aus“, sagt Kircher.

    Die Geschichte des Augsburger Stadtwalds

    1249 schenkte Ritter Siegfried von Bannacker dem Hospital zum Heiligen Geist sein väterliches Erbgut mit einem größeren Waldkomplex. 

    1602 erwarb die Stadt Augsburg von Bischof Heinrich von Knoeringen im Tausch gegen Grundbesitz in Anhausen und Eppisburg den Kernbereich des heutigen Siebentischwalds. Dadurch wurde die Wasserversorgung der Bürger für Jahrhunderte gesichert.

    1721 erhielt die Stadt den Haunstetter Wald für 40 Jahre als Pfand für ein Darlehen von 100.000 Gulden an Kurfürst Max Emanuel von Bayern. Damit war sie berechtigt, „die Brunnenquellen zusammenzuführen und in die Stadt zu leiten“ sowie Holz für den Wasserbau am Lech und zum Ausbau der Brunnen zu schlagen.

    1902 erwarb die Stadt das von Beck’sche Landgut mit 44 Hektar, richtete dort ab 1907 das Forsthaus Siebenbrunn ein und forstete die landwirtschaftlichen Flächen auf.

    1924 konnte die Stadt nach mehreren gescheiterten Versuchen den 879 Hektar großen Haunstetter Wald von Kommerzienrat Johann Pfeffer erwerben. Das Tattenbachpalais, ehemaliger Sitz der Familie Käß/von Tattenbach und späteres Rathaus von Haunstetten, beherbergt heute die Stadtforstverwaltung Augsburg.

    1927 erhielt die Stadt den Haunstetter Gemeindewald (37 Hektar) als Gegenleistung für den Bau der Straßenbahnlinie 4 nach Haunstetten.

    1942 übernahm die Stadt aus politischen Gründen die Wälder der vier städtischen Stiftungen in ihr Eigentum, um sie vor dem Nationalsozialismus zu schützen. Diese Stiftungen, darunter etwa die paritätische St.-Jakobs-Stiftung, sind heute zu 83 Prozent an den Reinerlösen des Gesamtwaldbesitzes außerhalb der Stadtgrenzen beteiligt. So dient der Waldertrag überwiegend der Erfüllung sozialer und kultureller Aufgaben. Die Stadt erhält 17 Prozent der Erträge.

    1958 übereignete Wolfgang Freiherr von Schaezler den 139 Hektar großen Schaezlerwald bei Pichl der Stadt Augsburg zur Erinnerung an seine im Krieg gefallenen beiden Söhne. Der Waldertrag dient dem Bauunterhalt des Schaezlerpalais, außerdem wird daraus ein jährlicher Beitrag für Stipendien von Studenten der Forstwissenschaften und der Altphilologie finanziert. Allerdings müssen die Studenten Absolventen des humanistischen Gymnasiums in Ansbach oder des humanistischen Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg sein.

    1972 wuchs der Stadtwald durch die Eingemeindung der Städte Haunstetten und Göggingen sowie der Gemeinde Inningen um 350 Hektar.

    1996 erhielt die Stadt den 50 Hektar großen Gutmannwald nahe Treuchtlingen von ihrem Ehrenbürger Max Gutmann. Die Erträge sind für karitative, sonstige soziale Zwecke und für die Förderung des Sports in der Stadt Augsburg zu verwenden.

    Die Fällarbeiten zur Verkehrssicherung im Wald könnten nie ganz abgeschlossen werden, da sich immer wieder neue Gefahrenherde entwickeln, die beseitigt werden müssen, so der Forstamtsleiter. Für den Moment seien die geplanten Eschenfällungen jedoch weitgehend erledigt.

    Ausbreitung des Borkenkäfers

    Dazu kommen nun aber noch Fällungen, die nach dem Sturm Sabine nötig wurden. Neben Eschen fielen dem Sturm teils mächtige Fichten und auch Kiefern zum Opfer. Deren Aufarbeitung sei ebenfalls noch in Gang, so Kircher. Die Fichten müssen aus dem Wald entfernt werden, weil sich sonst schädliche Borkenkäfer ausbreiten.

    Mehr Schutz für Bäume mussten mussten Mitarbeiter des Grünamtes der Stadt an dieser Baustelle beim Roten Tor einfordern.
    Mehr Schutz für Bäume mussten mussten Mitarbeiter des Grünamtes der Stadt an dieser Baustelle beim Roten Tor einfordern. Foto: Christian Ohlenroth

    Mögliche Schäden an Augsburger Stadtbäumen hat die Bürger-Initiative Baumallianz im Blick. Sprecher Christian Ohlenroth kritisiert, dass aktuell bei Bauarbeiten in der Bismarckstraße und am Roten Tor der Baumschutz missachtet worden sei. Dort sei Baumaterial abgelagert worden, das den Boden unter den Bäumen verdichten kann.

    Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) sagt dazu, Mitarbeiter des Amtes für Grünordnung seien den Hinweisen in beiden Fällen umgehend nachgegangen. Sie hätten die Firmen aufgefordert, das Baumaterial aus dem Traufbereich der Bäume zu entfernen. Da die Bäume nicht geschädigt worden seien, liege kein Verstoß gegen die Baumschutzverordnung vor.

    Die Baumallianz wünscht sich generell Zahlen von der Stadt, wie viele Geldbußen oder Sanktionen bei Verstößen gegen den Baumschutz verhängt werden. Umweltreferent Erben kann noch nicht liefern. Er sagt, die neue Baumschutzverordnung sei seit März 2020 in Kraft. „Neue Zahlen sind für diesen Zeitraum noch nicht erhoben.“

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