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Augsburg: Mängel beim Brandschutz: Theater droht die vorzeitige Schließung

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Mängel beim Brandschutz: Theater droht die vorzeitige Schließung

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    Beim Brandschutz im Theater gibt es größere Mängel als bisher angenommen.
    Beim Brandschutz im Theater gibt es größere Mängel als bisher angenommen. Foto: Anne Wall

    Es ist eine Wendung, die so niemand erwartet hat: Das Große Haus könnte im schlimmsten Fall schon in zwei Wochen für den Theaterbetrieb geschlossen werden. Denn nach neuesten Erkenntnissen wäre im Fall eines Brandes auch das Publikum nicht mehr sicher. Feuer und Rauch könnten durch eine „Schwachstelle“ direkt in den Zuschauerraum eindringen. „Es besteht kein Grund zur Hysterie“, sagte Oberbürgermeister Kurt Gribl am Donnerstag. Doch die Berufsfeuerwehr hat die Auflagen für die kommenden Inszenierungen erst einmal extrem verschärft.

    Pyrotechnik und offenes Feuer sind auf der Bühne seit Donnerstag verboten. Ab sofort wird jeder Theaterabend außerdem von fünf zusätzlichen Feuerwehrleuten begleitet, vor dem Haus wird ein Löschfahrzeug positioniert. Dieser Personaleinsatz wird laut Feuerwehrchef Frank Habermaier zunächst für die nächsten beiden Wochen aufrecht erhalten. In dieser Zeit werden Experten das Theater genau unter die Lupe nehmen. Danach will die Stadt entscheiden, ob das Problem durch kurzfristige technische Umbauten in den Griff zu bekommen ist, oder ob andere Maßnahmen nötig sind. „Nach heutiger Einschätzung ist nichts mehr auszuschließen“, sagt Gribl.

    Dass die Schwachstelle ausgerechnet jetzt bekannt wurde, hängt mit der anstehenden Sanierung zusammen: Aktuell laufen im Großen Haus Untersuchungen zum Brandschutz. Dabei stellte sich heraus, dass die Decke zwischen Garderobe im Erdgeschoss und Zuschauerraum nicht ausreichend abgesichert ist. Bricht unten ein Feuer aus, würde der Rauch direkt in den Zuschauerraum geleitet. Da die Treppenhäuser, durch die die Besucher den Saal verlassen, nicht ins Freie sondern wiederum ins untere Foyer führen, wäre eine Evakuierung des Großen Hauses praktisch unmöglich, sagt Baureferent Gerd Merkle.

    Theater Augsburg: „Brandschutz ist nicht verhandelbar"

    Mangelhafter Brandschutz im Großen Haus ist eines der Hauptargumente der Stadt für die notwendige Sanierung. Die Initiatoren des Theater-Bürgerbegehrens sehen die Situation nicht so kritisch: Bei diesem Thema herrsche eine „große Fehlinformation“, sagte Bauingenieur Rudolf Reisch am Mittwochabend, als Augsburger Allgemeine Gegner und Befürworter der Sanierung zur Podiumsdiskussion in die Kälberhalle eingeladen hatte.

    Reisch und Merkle waren sich im Lauf des Abends wegen des Brandschutzes mehrfach in die Haare geraten. Hintergrund: Die Sanierungskritiker zweifeln an, dass das Große Haus tatsächlich im Sommer 2017 geschlossen werden muss, wie die Stadt behauptet. „Wenn man ein Theater noch bis dahin bespielen kann, kann man es gut auch noch zwei, drei Jahre länger nutzen“, so Reisch. Merkle reagierte deutlich: „Brandschutz ist nicht verhandelbar. Es geht dabei um Menschenleben.“ Dass Mitarbeiter des Theaters nur noch mit Masken und Piepsern arbeiten könnten, um im Brandfall überhaupt eine Chance zu haben, sei untragbar. Intendantin Juliane Votteler hatte sich am Mittwochabend ebenfalls intensiv für ihre Mitarbeiter ins Zeug gelegt: „Ich finde es brandgefährlich, dass man sagt, der Brandschutz sei verhandelbar. Im Moment trage ich die Verantwortung für jeden einzelnen Menschen.“

    Die Stadt will die Gefahrensituation im Großen Haus so schnell wie möglich in den Griff bekommen. Durch die Aufstockung des Feuerwehrpersonals könne der Spielbetrieb im Moment aufrecht erhalten werden, die Besucher könnten guten Gewissens ins Theater gehen. Bis 2017 lasse sich der Zustand aber nicht so halten.

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