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Augsburg: Luftfilter für alle Klassenzimmer? Augsburg sieht Söders Vorstoß skeptisch

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Luftfilter für alle Klassenzimmer? Augsburg sieht Söders Vorstoß skeptisch

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    Luftfilter könnten Klassenzimmer von Viren entlasten. In Augsburg sieht man einen Vorstoß des Freistaats allerdings skeptisch.
    Luftfilter könnten Klassenzimmer von Viren entlasten. In Augsburg sieht man einen Vorstoß des Freistaats allerdings skeptisch. Foto: Marcus Merk (Symbolbild)

    Geht es nach dem Willen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), dann soll nach den Sommerferien in jedem bayerischen Klassenzimmer ein mobiles Luftreinigungsgerät stehen - um eine vierte Corona-Welle zu bekämpfen. Söder kündigte am Dienstag ein entsprechendes Förderprogramm an, wonach den Kommunen die Hälfte der Anschaffungskosten bezuschusst werden soll. In Augsburg allerdings steht man der Ankündigung noch mit einer gewissen Skepsis gegenüber. Die städtische Bildungsreferentin Martina Wild (Grüne) sieht bei dem heiß diskutierten Thema Luftfilter noch viele offene Fragen. Bislang stehen in

    Die 35 Luftreinigungsgeräte in Augsburg stehen alle in Schulräumen, die nicht gut belüftbar sind. Genau genommen Räume, deren Nutzung auch schon ohne die Corona-Pandemie zumindest zweifelhaft scheint. Die Stadt folgte mit der Aufstellung der Geräte dort auch einer Empfehlung des Umweltbundesamtes. Die Behörde vertritt bislang die Ansicht, dass mobile Luftreiniger nur in schlecht belüftbaren Räumen sinnvoll sind. Ansonsten sei Stoßlüften im Kampf gegen die Virus-Ausbreitung sinnvoller. Rund 100.000 Euro kostete die Anschaffung der Geräte, die Stadt nutzte dafür auch Förderprogramme. Für alle anderen Klassenzimmer gibt es solche Geräte in Augsburg bislang nicht. Die Stadt setzte auch nicht auf Lüftungsanlagen in Eigenbau, wie sie etwa in Mainz nach einer Anleitung des dortigen Max-Planck-Instituts konstruiert wurden.

    Schulen in Augsburg: Der Einsatz von Luftfiltern ist unter Fachleuten umstritten

    Tatsächlich ist der Einsatz von Luftreinigern in Schulen umstritten. Manche Experten befürworten dies, andere dagegen sehen keinen großen Nutzen. Martina Wild erklärt dazu auf Anfrage: "Nach wie vor ist die fachliche Einschätzung, welche uns von Ministerien, Kultusministerkonferenz, anderen Kommunen, vom Bayerischen wie auch vom Deutschen Städtetag und gerade auch von Experten vorliegt, dass mobile Luftfilteranlagen regelmäßiges Lüften von Klassenzimmern, die Abstandsregeln und das Tragen von Schutzmasken nicht ersetzen." Aktuell sei es leider kaum möglich, eine fachliche Debatte über Raumluftreiniger zu führen, so Wild. Von der Bundes- und Landespolitik würden Erwartungen geweckt, die nicht zu erfüllen seien. Gleichzeitig gebe es für die Kommunen keine gesicherte Einschätzung, die den Nutzen von Raumluftreinigungsgeräten bestätige. "Somit wird der Druck auf die Kommunen abgewälzt", kritisiert Wild.

    Im Bildungsreferat hat man offensichtlich auch Zweifel, ob wirklich so schnell so viele Luftreiniger angeschafft werden könnten. Aktuell, so heißt es, fehle auch noch eine Vorgabe, welche Geräte gekauft werden sollen und wie es mit der Förderung läuft. Klar ist: Es wird einiges kosten. In Augsburg gibt es knapp 1900 Klassenzimmer, dazu kommen noch rund 400 Gruppen-, Fach- und Aufenthaltsräume. Das bisher in Augsburg eingesetzte Gerät kostet knapp 2400 Euro netto. Eine Ausstattung aller Schulräume würde demnach Nettokosten von rund 5,5 Millionen Euro verursachen. Dazu kämen Wartungskosten von über einer Million Euro im Jahr.

    Martina Wild sagt: "Ich würde mir deshalb dringend wünschen, wenn endlich ein Runder Tisch zwischen Land und Kommunen zu diesem Thema eingerichtet wird." Ein entsprechendes Schreiben sei vom Bayerischen Städtetag aktuell an Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) gerichtet worden.

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