Wenn es in der Augsburger CSU in den zurückliegenden Jahren gekracht hat, spielte der Kreisverband West mit den handelnden Personen oft eine Hauptrolle. Es gab das Theater um den früheren Kreisvorsitzenden Tobias Schley, die Rückkehr des Ehrenvorsitzenden Rolf von Hohenhau in die Führungsposition und vieles mehr. Vor zwei Jahren übernahm Stadtrat Leo Dietz das Regiment im Kreisverband, dem neun Ortsverbände untergliedert sind. Die volle Rückendeckung hatte der Kreischef während seiner ersten Amtszeit nicht. Eine Gegenkandidatin sollte ihn jetzt aus dem Amt hieven. Das Vorhaben ging schief. Am Montagabend behauptete sich Dietz gegen Iris Steiner klar mit 57:17 Stimmen. Dieses Ergebnis ist ein Aspekt einer turbulenten mehr als viereinhalbstündigen Sitzung, in der wiederholt die Emotionen hochkochten. Am Ende hatten sich die Machtverhältnisse im „wilden“ Westen geklärt.
Dietz und seine Unterstützer haben sich auf allen Ebenen gegen interne Kritiker durchgesetzt. Für manchen namhaften CSU-Mann war es ein buchstäblich schwarzer Montag, was gegenwärtig den eigenen Stellenwert in der Partei anbelangt.
Der starke Mann
Das Ergebnis von 57:17 Stimmen spricht für die breite Unterstützung, die Leo Dietz unter den Delegierten genoss. Das ihm entgegengebrachte Vertrauen nahm der 50-Jährige dankend an. Im Verlauf der Kreisvertreterversammlung, in der weitere Wahlen anstanden, setzte er sich mit sämtlichen Personalvorschlägen durch, die von ihm eingebracht wurden. Gezielt bootete Dietz einzelne Kandidaten aus, die von Ortsverbänden vorgeschlagen waren, die nicht mehrheitlich zu den Dietz-Freunden gehören. Als Affront sieht der wiedergewählte Kreischef dieses Vorgehen keineswegs: „Es handelt sich um ein demokratisches Verfahren.“ Er setze auf Personen, die „Kompetenz für den Kreisverband einbringen“. Letztlich habe die Versammlung mit den 74 Delegierten zu entscheiden, wer in welche Funktion kommen soll. Dass die einzelnen Wahlergebnisse nach dem Geschmack von Dietz verliefen, war an seinem Lächeln ablesbar.
Die verheizte Kandidatin
„Ich bin froh, es gemacht zu haben.“ Mit diesen Worten kommentierte die unterlegene Bewerberin Iris Steiner den Wahlausgang. Die 17 Stimmen, die es für sie gab, werden parteiintern durchaus als „niederschmetterndes Ergebnis“ bewertet, zumal die Kandidatin wohl anfangs sich deutlich mehr Chancen ausgerechnet hatte. In ihrer kurzen Rede vor den Delegierten betonte die Kulturmanagerin, dass sie eine „selbstbestimmte Kandidatin“ sei und keineswegs von anderen Personen vorgeschoben werde. Wer damit gemeint war, der im Hintergrund die Fäden zog, war den Anwesenden klar. Stadtrat Thorsten Große, der den Ortsverband Innenstadt führt, zählte zu den Förderern von Steiner. Der langjährige Kreischef Rolf von Hohenhau hatte dementiert, dass er in diese personellen Planspiele eingebunden gewesen sei. Auffallend war, dass er nach der Wahl Iris Steiner einen Blumenstrauß überreichte. Für Steiner selbst hat ihre gescheiterte Kandidatur parteiintern Konsequenzen. Da ihre Kandidatur von ihrem Ortsverband Kriegshaber nicht gern gesehen wurde, möchte sie nun in den Ortsverband Innenstadt wechseln.
Die Verlierer des Abends
Was ihre persönlichen Wahlergebnisse anbelangt, erlitten die Stadträte Rolf von Hohenhau, Thorsten Große und Juri Heiser schwere Niederlagen. Heiser (Ortsverband Universitätsviertel) ist nicht mehr Beisitzer im Kreisvorstand. Der 26-jährige Dimitri Korostylev, den bislang wohl nur wenige in der CSU kennen, ersetzt ihn in diesem Gremium. Dietz hatte den Vertreter aus der Jungen Union vorgeschlagen. Als „Watschn“ der Delegierten darf das Ergebnis von Große und von Hohenhau interpretiert werden, als es um die Delegierten für den Bezirksparteitag ging. Die beiden etablierten Kräfte waren von ihrem Ortsverband als Delegierte vorgeschlagen worden. In der geheimen Wahl fielen sie raus. Große war zuvor dreimal ans Rednerpult gegangen, um darum zu werben, dass auch Personen, die nicht zum Dietz-Lager gerechnet werden, gewählt werden. Man solle doch bitte auch den Willen der jeweiligen Ortsverbände respektieren – die Mehrheit der Delegierten sah dies anders.
Die starken Töne
Im Wissen um die Machtverhältnisse im Kreisverband griffen einige Delegierte, die nicht zum Dietz-Lager gehören, den Kreischef und dessen Agieren scharf an. „Das ist eine Witzveranstaltung“, sagte der Inninger Ortsvorsitzende Oliver Heim, „wenn das der neue Stil ist, dann Pfui Teufel“. Stadtrat Heiser sprach von einem „Geschmäckle“. Rolf von Hohenhau meinte, „dass wir uns nicht gegenseitig verarschen sollten“.
Die stille Prominenz
In die personellen Debatten schalteten sich Bezirkschef Johannes Hintersberger und Oberbürgermeister Kurt Gribl nicht ein. Sie sprachen Grußworte. Hintersberger, der dem Kreisverband Ost angehört, stimmte auf die Bundestagswahl ein. Gribl zog eine aus seiner Sicht eine erfolgreiche Bilanz der Tätigkeit der Stadtregierung. „Die Handschrift der CSU lässt sich hier ablesen“, sagte Gribl.