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Augsburg: Ledvance-Mitarbeiter suchen nach neuen Jobs

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Ledvance-Mitarbeiter suchen nach neuen Jobs

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    254 Ledvance-Mitarbeiter waren zu einem Aktionstag bei der Agentur für Arbeit eingeladen. Der dortige Geschäftsführer Roland Fürst machte ihnen Mut für einen beruflichen Neuanfang.
    254 Ledvance-Mitarbeiter waren zu einem Aktionstag bei der Agentur für Arbeit eingeladen. Der dortige Geschäftsführer Roland Fürst machte ihnen Mut für einen beruflichen Neuanfang. Foto: Silvio Wyszengrad

    Im Foyer der Agentur für Arbeit Augsburg herrscht reges Treiben. Die Jobvermittler haben die derzeit 254 als arbeitssuchend gemeldeten Ledvance-Mitarbeiter zu einem Aktionstag eingeladen, bei dem sie sich nicht nur ganz konkret nach neuen Arbeitsstellen umsehen, sondern sich auch rund um das Thema „richtig bewerben“ informieren können. Das Angebot kommt an, man muss sich regelrecht aneinander vorbeischieben, will man einen Infostand weiter kommen.

    Müllermilch ist an Ledvance-Mitarbeitern interessiert

    Stau gibt es gleich zu Beginn am Stand von Philipp Welzel. Er ist bei Müllermilch in Aretsried für die Personalsuche verantwortlich und hat binnen einer Stunde um die 20 Gespräche mit interessierten Bewerben geführt. „Da waren durchaus Kandidaten dabei, die für uns interessant sind“, erzählt er. Zu ihnen gehört auch eine Frau mittleren Alters, die bislang als Assistentin der Produktionsleitung beim Lampenhersteller beschäftigt ist. Sie interessiert sich für eine Stelle als Sachbearbeiterin und hat sogar schon ihre Bewerbungsmappe dabei. „Ich möchte die Chance nutzen, meine Unterlagen persönlich abgeben und in ein persönliches Gespräch gehen zu können“, erzählt sie.

    Für Philipp Welzel der richtige Weg, vor allem weil bei Müllermilch dringend Personal gesucht wird. „Wir expandieren im nächsten Jahr für rund 42 Millionen und suchen daher um die 40 neue Mitarbeiter aus verschiedensten Bereichen.“ Von Logistikern über kaufmännische Mitarbeiter als auch Mitarbeiter in der Produktion erstrecke sich das Angebot. Hier bieten die Ledvance-Mitarbeiter jede Menge Potenzial. Deshalb hatte sich Welzel schon kurz nach Bekanntwerden der Standortschließung direkt an die Stadt und den Betriebsrat gewandt und konkret sein Interesse an den Beschäftigten bekundet. „Wir haben hier auch schon erste Gespräche mit Mitarbeitern geführt“, berichtet er.

    Wunsch nach Sicherheit ist groß

    Doch nicht für alle laufen die Gespräche an diesem Nachmittag positiv. Eine Frau im roten Steppmantel interessiert sich für ein Stellenangebot von Kardex Remstar aus Neuburg an der Kamel (Landkreis Günzburg). Weil die Frau aber keinen Führerschein hat und nicht mit dem Zug pendeln will, scheidet dieser Job für sie aus.

    Eine Kollegin, die 29 Jahre lang als Vorarbeiterin bei der Pastenherstellung im Lampenwerk gearbeitet hat, ist ebenfalls noch unsicher. „Es ist so viel Angebot, dass ich erst einmal sortieren muss, was für mich überhaupt infrage kommt“, meint sie. Wichtig seien ihr neben dem Aufgabengebiet auch gute Sozialleistungen.

    Das sieht auch ein 44-jähriger Energieelektroniker so. Er nutzt die Veranstaltung vor allem, um sich beim Thema Bewerbungsunterlagen auf den aktuellen Stand zu bringen. Mit der Jobsuche will er sich dagegen noch etwas Zeit lassen. „Einige der Firmen, die hier vor Ort sind, kommen für mich nicht in die engere Wahl. Sie haben im Netz schlechte Bewertungen, was den Umgang mit Mitarbeitern angeht. Davon habe ich vorerst genug“, nennt er seine Gründe. Ein Vorarbeiter hat sich deshalb am Stand der Deutschen Bahn nach einer Stelle ungesehen. „Die verschwinden sicher nicht so schnell wie Ledvance einfach so vom Markt und es gibt auch gute Sozialleistungen“, berichtet er.

    Die Kammgarnspinnerei (AKS) in Augsburg konnte mit der Konkurrenz aus Billiglohnländern nicht mehr mithalten. 2002 meldete das Unternehmen Insolvenz an. 2004 musste es schließen.
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    Insolvenzanmeldungen, Schließungen, Einsparungen: Das sind die bekanntesten Fälle in der Region.

    Für Thomas Schörg von der IHK, die zusammen mit den Partnern der Allianz für Arbeit den Aktionstag geplant hat, ist der Wunsch nach Sicherheit und guten Leistungen nachvollziehbar. „Die Leute kommen aus einer Konzernstruktur, sind hier teils beruflich groß geworden und werden nun mit Strukturen eines Mittelständlers konfrontiert. Da ist zwar das eine nicht unbedingt schlechter oder besser als das andere, aber es ist eben anders“, argumentiert er. Daran müssten sich die Mitarbeiter erst gewöhnen.

    Arbeitsagentur-Geschäftsführer macht den Ledvance-Mitarbeitern Mut

    Welche Chancen die Ledvance-Beschäftigten am Ende auf einen beruflichen Neuanfang haben, schätzt Roland Fürst, Geschäftsführer Operativ der Arbeitsagentur Augsburg, am Rande der Veranstaltung so ein: „Die Nachfrage der Arbeitgeber für unsere Veranstaltung war groß, wir hatten sogar eine Warteliste. Dazu haben wir rund 6000 offene Stellen im System und der Arbeitsmarkt ist nach wie vor gut. Da müsste es uns gelingen, die Leute zu vermitteln.“ Dringend nötig seien in vielen Fällen aber Qualifizierungsmaßnahmen.

    Das hat auch Susan Radtke vom Logistikunternehmen Dachser festgestellt. Rund 40 Prozent der Arbeitssuchenden sind ungelernte Kräfte. „Wir sind spezialisierte Deppen“, nimmt es ein Maschinenführer mit Humor und hofft auf die Unterstützung der Arbeitsagentur. Die stellt pro Jahr rund 23 Millionen Euro für Qualifizierung, Weiterbildung und Eingliederung zur Verfügung. „Am Geld scheitert es nicht, wenn ein Mitarbeiter eine neue Stelle antreten will“, so Fürst. Und der Wille zur Weiterbildung scheint da, wenn man sich unter den Gästen des Aktionstags umhört.

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