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Augsburg: Leben überm Supermarkt-Parkplatz: Hier entstehen 46 Wohnungen auf Stelzen

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Leben überm Supermarkt-Parkplatz: Hier entstehen 46 Wohnungen auf Stelzen

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    Wohnen über dem Parkplatz: Die Seniorenresidenz Albaretto an der Bürgermeister-Ackermann-Straße errichtet ihren Erweiterungsbau über dem Parkplatz den angrenzenden Geschäftszentrums.
    Wohnen über dem Parkplatz: Die Seniorenresidenz Albaretto an der Bürgermeister-Ackermann-Straße errichtet ihren Erweiterungsbau über dem Parkplatz den angrenzenden Geschäftszentrums. Foto: Michael Hochgemuth

    Die Baustelle sieht unscheinbar aus und fällt momentan vor allem Autofahrern auf, die auf dem Parkplatz des Ladenzentrums nahe der Seniorenresidenz Albaretto (unter anderem Aldi und Bäckerei Wolf) an der Bgm.-Ackermann-Straße einen Parkplatz suchen: Etwa die Hälfte des Parkplatzes ist momentan abgesperrt, weil an dieser Stelle ein siebengeschossiges Haus für 46 Wohnungen entsteht.

    Doch das besondere ist: Wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, werden die Parkplätze wieder zur Verfügung stehen. Denn das Gebäude ruht auf Stelzen – das Erdgeschoss schwebt sozusagen in sieben Metern Höhe.

    Vorreiterrolle in Augsburg: Fläche wird doppelt genutzt

    Bauherr und Albaretto-Chef Bernhard Spielberger rechnet damit, dass das Gebäude im Herbst fertig sein wird. Mit dem Gebäude nimmt er in Augsburg eine Vorreiterrolle ein: Die Fläche des Parkplatzes, der für die Einzelhandelsnutzung des Areals nötig ist, wird auf diese Weise doppelt genutzt.

    Dass das Projekt Schule macht, ist freilich nicht übermäßig wahrscheinlich. Es erinnert an Vorhaben von Discountern wie Aldi und Lidl, die in anderen Städten bei Supermarkt-Neubauten gleich noch Wohnungen mit draufsetzen (wir berichteten). In Augsburg gibt es noch kein derartiges Projekt, obwohl zuletzt mehrere Filialen neu errichtet wurden.

    In Gewerbegebieten ist Wohnen nicht erlaubt

    Ein Problem dabei ist, dass die Grundstücke für die Discounter häufig in Gewerbegebieten liegen – dort ist Wohnen nicht zugelassen, etwa weil im Gewerbegebiet andere Lärmgrenzwerte gelten. Auch bei Parkplätzen stellte sich dieselbe Thematik. Das Albaretto ist ein Sonderfall, weil hier Läden (die kaum Lärm verursachen) und Wohnen in einem Sondergebiet zusammengefasst wurden.

    Eine Studie im Auftrag des Bundes Naturschutz für Augsburg im vergangenen Jahr ergab, dass über großen (Firmen-)Parkplätzen in der Stadt theoretisch ein Potenzial von 8800 Wohnungen besteht. Allerdings sah auch die Studie erhebliche baurechtliche Hürden.

    Für das Segment der Discounter, deren Parkplätze mit Stelzenhäusern überbaut und deren Verkaufsgebäude aufgestockt werden könnten, kam der beauftragte Stadtplaner Wolfgang Rid auf ein Potenzial von 400 Wohnungen. Allerdings kamen in seiner Untersuchung nur fünf Standorte in Frage – nämlich solche, die am Rande von Wohngebieten liegen.

    Investor Spielberger hat drumherum kein Grundstück mehr

    Dass Spielberger mit seinem Albaretto-Neubau auf den Parkplatz geht (und sogar noch eine Tiefgarage für die künftigen Bewohner im Untergrund baut), liegt daran, dass die Seniorenresidenz stetig wächst und drumherum keine Grundstücke mehr zur Verfügung stehen. Fürs Betreute Wohnen habe er eine Warteliste mit 100 Interessenten, so Spielberger, der das Albaretto vor acht Jahren eröffnete und seitdem ständig erweiterte. Ein eigenes Restaurant, Fitnessräume und Schwimmbad gehören dazu. Ein Teil der Wohnhäuser sind umgebaute und sanierte Gebäude, die von den US-Streitkräften als PX-Kaufhäuser genutzt wurden. Im Albaretto werden künftig um die 600 Bewohner leben, der Großteil im Betreuten Wohnen, etwa 90 Menschen mit höher Pflegebedürftigkeit in einem besonderen Bereich. Das neue Stelzenhaus werde vorläufig das Ende der Erweiterung sein, so Spielberger.

    Gleichzeitig zeigt das Gebäude auch, dass verdichtetes Bauen nicht zum Nulltarif zu haben ist. Für die Ladenmieter und Praxen im benachbarten Geschäfts- und Ärztehaus dürfte es etwas dunkler werden, wenn das neue Gebäude im Norden in 3,5 Metern Abstand fertig ist. Es werde aber noch natürliches Tageslicht bekommen, versichert Spielberger. Dafür sorge, dass der auf Stelzen ruhende Baukörper erst oberhalb der Dachkante des danebenstehenden Geschäftshauses beginne.

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