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Augsburg: Landesamt stellt umkämpfte Villa unter Denkmalschutz

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Landesamt stellt umkämpfte Villa unter Denkmalschutz

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    Die alte Villa an der Perzheimstraße 36 sollte einem Neubau weichen. Jetzt wurde sie unter Denkmalschutz gestellt.
    Die alte Villa an der Perzheimstraße 36 sollte einem Neubau weichen. Jetzt wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Das Landesamt für Denkmalpflege hat die „rote Villa“ im Augsburger Thelottviertel als Baudenkmal ausgewiesen – und damit vorerst quasi in letzter Minute die Abrisspläne für das historische Gebäude an der Perzheimstraße 36 gestoppt. Wie Pressesprecherin Birgit Neuhäuser am Donnerstag auf Anfrage mitteilte, wurde die Villa als Einzeldenkmal in die bayerische Denkmalliste eingetragen. Damit steht das Bauwerk nun unter einem besonderem Schutz.

    Bei der Stadt lag bereits eine entsprechende Abbruch-Ankündigung für das Gebäude im Thelottviertel vor. Der Eigentümer hielt dem Vernehmen nach eine Sanierung der Villa für nicht mehr möglich und wollte stattdessen einen Neubau mit mehreren Wohneinheiten errichten. Bislang war die Villa nicht geschützt und damit ein Abbruch genehmigungsfrei. Das hat sich nun mit dem Eintrag des historischen Gebäudes in die Denkmalliste geändert. Nach Angaben der Stadt hat der Bauherr jedoch bereits einen Erlaubnisantrag auf Abbruch des Baudenkmals gestellt.

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    Die Ausweisung als Einzeldenkmal wird vom Landesamt damit begründet, dass die Erhaltung der Villa wegen ihrer besonderen stadtgeschichtlichen und künstlerischen Bedeutung im Interesse der Allgemeinheit liege. Die Entscheidung ist noch ganz frisch. Eine ausführlichere Begründung der Denkmaleigenschaft werde zeitnah im Benehmen mit der Stadt Augsburg eingeleitet.

    Die ehemalige Villa des Fabrikanten Friedrich Hans stammt von einem herausragenden Architekten in Augsburg: Sebastian Buchegger. Er errichtete sie zusammen mit seinem Kollegen Heinrich Sturzenegger 1911/12. Der zweigeschossige Bau wurde im Stil der Heimatschutzbewegung geplant. Sebastian Buchegger hat das historische Thelottviertel entscheidend mit geprägt. Anfang des 20. Jahrhunderts realisierte er dort die erste Gartenvorstadt Deutschlands. Weil es damals nicht genug zeitgemäße Kleinwohnungen in Augsburg gab, erschloss Buchegger das Areal zwischen Hauptbahnhof und Wertach auf eigene Kosten. An seiner Seite arbeitete der Architekt Heinrich Sturzenegger. Zahlreiche Gebäude von Buchegger im Thelottviertel stehen schon länger unter Denkmalschutz, die rote Villa bislang aber nicht.

    Als vor Kurzem die Abrisspläne des Eigentümers öffentlich bekannt wurden, kam es zu Protesten von Bürgern. Kritiker warnten vor einem weiteren Verlust prägender historischer Bausubstanz im Viertel. Das Landesamt für Denkmalpflege schaltete sich ein und nahm das historische Gebäude vor Ort unter die Lupe.

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    Nach Angaben der Pressesprecherin wurde die Denkmaleigenschaft vom Landesamt bereits am 11. März „begründet vermutet“. Die Stadt sei gebeten worden, baurechtliche Entscheidungen auszusetzen. Nach einer Ortseinsicht mit Innenbegehung sowie der Auswertung der historischen Pläne und weiterer Quellen habe das Landesamt nun die Denkmaleigenschaft gegenüber der Stadt bestätigt. Was bedeutet der neue Schutzstatus? Neuhäuser sagt, seitdem sei für Veränderungen oder auch den Abbruch des Gebäudes eine denkmalrechtliche Erlaubnis erforderlich. Eine Abbruchanzeige des Eigentümers sei damit nicht mehr ausreichend.

    Wurde ebenfalls Ziel eines Abbruchs: Die Villa in der Hochfeldstraße 15.
    Wurde ebenfalls Ziel eines Abbruchs: Die Villa in der Hochfeldstraße 15. Foto: Silvio Wyszengrad

    Der Eigentümer der Villa will sich bislang nicht öffentlich zu seinen weiteren Plänen äußern. Vor einigen Wochen hatte er gegenüber unserer Redaktion davon gesprochen, dass es in der Villa Probleme mit der Bausubstanz gebe. Das Gebäude war länger nicht bewohnt. Bei der Bürgerinitiative Bismarckviertel, die sich zusammen mit den beiden Architekturhistorikern Gregor Nagler und Barbara Wolf auch für den Erhalt dieser Villa einsetzt, bedauert man den Verfall des Gebäudes. Sprecher Daniel Karrasch sagt, Nachbarn hätten den „hervorragenden und originalen Zustand der Direktoren-Villa innen und außen sowie des Gartens vor dem Verkauf durch Zwangsversteigerung 2009“ bestätigt.

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