Es war eine Nachricht, die Anwohner im Stadtteil Herrenbach und Rettungskräfte am Samstag in Atem hielt. Auf einem Baustellengelände an der Herrenbachstraße wurde eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Es folgte eine groß angelegte Evakuierungsaktion, bei der 1200 Menschen ihre Wohnungen für mehrere Stunden verlassen mussten. Gegen 23.40 Uhr, also kurz vor Mitternacht, gab es Entwarnung. Nach fünf Stunden durften die Anwohner zurück in ihre Häuser und Wohnungen. Während der nächtlichen Bombenentschärfung war die Baustelle am Samstagabend weiträumig abgesperrt.
Anders sieht es am sonnigen Montagmittag aus. Bei Tageslicht gibt es einige neue spektakuläre Erkenntnisse zu der 225 Kilogramm schweren Bombe, die glücklicherweise kein Unheil anrichtete.
Zwei größere Kieshaufen wirken auf den ersten Blick völlig unverdächtig
Eine große Bautafel an der Herrenbachstraße informiert über die Baustelle. Die Firma Infrabau saniert hier bis Ende 2018 insgesamt 115 Mietwohnungen, ist zu lesen. Zusätzlich werden fünf weitere Gebäude mit 49 Mietwohnungen neu errichtet. Von der Straße aus ist nicht wahrnehmbar, wo die Fliegerbombe gelegen haben könnte. Die längs stehenden Gebäude verdecken ohnehin den Blick auf die dahinter liegende Baustelle. In diesem Bereich entstehen die Neubauten. Erkennbar sind von der Straße dagegen zwei größere Kieshaufen. Sie wirken auf den ersten Blick völlig unverdächtig.
Spuren der aufwendigen Bombenentschärfung vom Samstagabend sind auch beim Betreten des Baustellenbereichs nicht zu identifizieren. Es sieht hier eher nach einer ganz normalen Baustelle aus, auf der an diesem Montag ganz regulär gearbeitet wird. Ein Bagger ist vor Ort, Kräne sind zu sehen. Bauarbeiter sind am Werkeln. Sie tun dies in jener Baustellenzone, in der die neuen Häuser entstehen. Ein Gebäude ist fast fertig, ein anderes weitgehend. Ein drittes steht im Rohbau, der Boden für das vierte Haus wird gerade ausgehoben. Ein Bauarbeiter muss schmunzeln, als er die Frage hört, „wo jetzt eigentlich die Bombe an der Baustelle gelegen hat?“ Er sagt: „Drehen Sie sich um.“ Dann deutet er mit dem Finger auf einen Erdhügel, der in etwa 50 Meter Entfernung liegt.
Bauleiter: Gehe davon aus, dass die Bombe schon länger im Erdhaufen gelegen hat
In diesem Kieshaufen wurde am Samstag die Bombe entdeckt. Eine Bestätigung erfolgt direkt vor Ort am Kieshaufen. „Ja, das stimmt“, sagt Georg Krist. Der Bauunternehmer ist Chef der gleichnamigen Firma mit Sitz in Glött. Sein Unternehmen ist mit den Hoch- und Tiefbauarbeiten auf der Augsburger Baustelle im Herrenbach beauftragt. „Ich bin am Samstag von der beauftragten Erdbaufirma Erdle telefonisch informiert worden, dass eine Bombe gefunden wurde.“
Nun erklärte Krist gegenüber unserer Redaktion, wie aus seiner Sicht die Dinge gelaufen sein könnten. Er gehe davon aus, dass die Bombe schon seit Längerem in dem Erdhaufen gelegen habe. Das heißt, der Sprengkörper sei vor und bei den vorangegangenen Aushubarbeiten nicht lokalisiert worden. Deshalb kam die Firma Erdle (Sitz in Hol-zara, Dinkelscherben) mit schwerem Erdbaugerät und Sattelzügen, um das Material auf eine andere Lagerstätte abzutransportieren. Man wolle jetzt intern hinterfragen, inwieweit es für die Zukunft möglich ist, derartige Risiken weiter zu minimieren. Wie lange die Bombe im Erdhügel lag, lässt sich schwer abschätzen. Es könnten vielleicht sogar mehrere Monate sein, wird spekuliert. Womöglich gar ein Jahr, heißt es.
Die Arbeiten, bei denen die Bombe entdeckt wurde, werden nur samstags erledigt
Der Hügel mit der Bombe, die keiner von außen sah, war deutlich größer als der kleine Rest, der am Montag noch zu sehen ist. Jetzt könnten es vielleicht 150 Kubikmeter sein. Zuvor waren es wohl um die 2500 Kubikmeter. Der Kies musste jetzt weg, da in diesem Bereich der Boden für das fünfte neue Haus ausgegraben werden soll. Deshalb rückte die Firma Erdle an. Um den Ablauf der regulären Bauarbeiten auf der Baustelle nicht zu behindern, sind die Transportfahrten eigens auf den Samstag gelegt worden. Dabei fiel den Arbeitern während des Abtransports offenbar die Bombe auf. Sie dürfte, so die allgemeine Einschätzung, einfach inmitten des Kieshaufens gelegen haben und war deshalb nicht zu erkennen. Der Erdhügel lag abseits der Baustelle und spielte für die laufenden Arbeiten an der Baustelle keine Rolle.
Ob von der im Kieshaufen liegenden Bombe eine unmittelbare Gefahr bestanden habe, ist nicht so ohne Weiteres zu beantworten. „Ein gewisses Risiko besteht bei einer Bombe immer“, sagt Feuerwehr-Sprecher Friedhelm Bechtel. Andererseits sei im konkreten Fall sicherlich zu sehen, dass die Bombe unbewegt im riesigen Erdhaufen über einen längeren Zeitraum gelegen habe. "Kommentar