Reiner Erben von den Grünen ist schon lange passionierter Radler. Nun steigt der neue Umweltreferent aufs E-Bike um. Sein Dienstfahrrad hat einen Elektroantrieb. Gut möglich, dass bald noch weitere Referenten der Stadtregierung elektrisch unterstützt in die Pedale treten. Für Oberbürgermeister Kurt Gribl wird ein neuer Mercedes angeschafft. Ein Modell, für das es Kritik vom ökologisch orientierten Verkehrsclub Deutschland hagelt.
Reiner Erben: Mehr als 5000 Kilometer im Jahr geradelt
Bei den Augsburger Grünen hat Radeln im Dienst Tradition. Schon die frühere Kultur-Bürgermeisterin Eva Leipprand war oft mit dem Fahrrad unterwegs. Probleme gibt es allerdings, wenn man als „Offizieller“ auf Terminen verschwitzt ankommt. Das hat sie selbst einmal in einem Rückblick auf ihre Amtszeit festgestellt.
Reiner Erben schätzt, dass er im Jahr sicher mehr als 5000 Kilometer auf dem Rad unterwegs ist. Als Umweltreferent wahrscheinlich noch mehr. Deshalb hat er sich für die weniger schweißtreibende Variante des E-Bikes entschieden. Manchmal nimmt Erben auch ein Taxi. Das Dienstfahrrad steht darüber hinaus dem Personal im Umweltamt zur Verfügung.
Elektromobilität in Augsburg soll vorangebracht werden
Auf diese umweltfreundliche Variante können wohl bald auch andere städtische Referenten umsteigen. Denn nicht nur Erben möchte das Radeln in der Stadtverwaltung fördern. Erklärtes Ziel der Umweltstadt Augsburg sei es, das Thema Elektromobilität weiter voranzubringen, zum Beispiel mit E-Bikes als Dienstfahrräder, sagt die städtische Sprecherin Elisabeth Rosenkranz auf Anfrage.
Generell gibt es bei der Stadt Augsburg einen Fahrbereitschaftsservice, der dem Oberbürgermeister und den beiden Bürgermeistern zur Verfügung steht. Die Referenten erhalten eine monatliche Pauschale von 300 Euro zur dienstlichen Nutzung ihrer privaten Kraftfahrzeuge. Im Fuhrpark der Stadtspitze befinden sich derzeit das OB-Fahrzeug und ein Mercedes Hybrid. Aktuell wird geprüft, ob für die Bürgermeister Eva Weber und Stefan Kiefer ein weiteres Dienstauto nötig ist.
Für die Anschaffung eines zusätzlichen Fahrzeugs mit Elektroantrieb haben die Stadtwerke ein Angebot vorgelegt. Es schließt mehrere E-Bikes ein. Der Bedarf dafür ist laut Hauptamt gegeben. Oberbürgermeister Kurt Gribl weist darauf hin, dass die Terminfülle der Bürgermeister und Referenten stetig wächst. „Insofern macht ein E-Fahrzeug, das dann auch Referenten für Stadtfahrten zur Verfügung steht, durchaus Sinn.“
Doch auch wenn jetzt umweltschonende Autos und Fahrräder mit Elektroantrieb Einzug in den Fuhrpark halten, wie umweltfreundlich ist eigentlich das Dienstfahrzeug des Oberbürgermeisters?
In der Ökobilanz fällt Gribls Dienstfahrzeug durch
Aktuell ist Gribl mit einem „mobilen Büro“ unterwegs, einem Mercedes Viano 3,0 mit sechs Sitzplätzen und Arbeitstischen. Das Auto, das vor drei Jahren ausgetauscht wurde, fährt mit Diesel. Wie die städtische Pressestelle mitteilt, wird Gribl in rund fünf Wochen als Nachfolge-Modell einen Mercedes V 250 bekommen, also einen Wagen der neuen V-Klasse.
Beide Dienstwagen gelten als praktisch und bequem. Die Ökobilanz für das alte und neue OB-Fahrzeug fällt aber alles andere als gut aus. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) veröffentlicht jährlich eine Auto-Umweltliste. Pressesprecherin Anja Smetanin sagt auf Anfrage: „Fakt ist, der Mercedes Viano 3.0 ist ein echter Spritschlucker und aus Umweltgesichtspunkten nicht nur fragwürdig, sondern untragbar.“ Dieses Modell stoße 221 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer aus und liege damit weit über dem in der Europäischen Union vereinbarten Grenzwert für 2015 (130 Gramm pro Kilometer).
Nach Einschätzung des Verkehrsclubs ist der neue Mercedes V 250 zwar besser, aber längst nicht gut. Aus Umweltgesichtspunkten sei auch dieses Fahrzeug fragwürdig. Die CO2-Emissionen lägen auch bei diesem Modell weit über dem europäischen Grenzwert für 2015. Damit stelle sich die Frage, ob sich Gribl am 31. Dezember wieder ein neues Fahrzeug anschaffen werde.
Verkehrsclub rät dem Bürgermeister zu einem sparsameren Diensfahrzeug
Gribl fährt im Van, weil er dort Akten bearbeiten, telefonieren und Besprechungen abhalten kann. Auf der Fahrt zu Terminen kann er Mitarbeiter der Stadtverwaltung oder Politikerkollegen mitnehmen. Mit 1,93 Meter Größe stößt er sich auch nicht den Kopf. Der Rat des Verkehrsclubs an Augsburgs Oberbürgermeister lautet allerdings: „Seien sie ein wahres Vorbild. Es ist nicht nötig, als OB einen Kleinwagen zu fahren oder ein Bike, um umweltschonend unterwegs zu sein. Es gibt auch sparsame Dienstfahrzeuge.“