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Augsburg: Kunden in der Innenstadt bekommen Einkäufe kostenlos heimgeliefert

Augsburg

Kunden in der Innenstadt bekommen Einkäufe kostenlos heimgeliefert

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    Ab September können sich Innenstadt-Kunden ihre Einkäufe kostenlos mit dem Fahrradkurier nach Hause liefern lassen. „Augsburg Marketing“ finanziert das Projekt in der zweijährigen Anlaufphase mit 20.000 Euro pro Jahr.
    Ab September können sich Innenstadt-Kunden ihre Einkäufe kostenlos mit dem Fahrradkurier nach Hause liefern lassen. „Augsburg Marketing“ finanziert das Projekt in der zweijährigen Anlaufphase mit 20.000 Euro pro Jahr. Foto: Kaya (Symbolbild)

    Kunden, die in einem Geschäft der Augsburger Innenstadt etwas kaufen, werden ihre Einkäufe ab September beim Bummeln nicht mehr herum- und später nach Hause tragen müssen, sondern können sie in einem „Dropshop“ abgeben. Dort können die Einkäufe – vergleichbar mit dem Gepäckbus der Stadtwerke in der Adventszeit – zwischengelagert werden. Wer möchte, kann sich die Waren mit dem Fahrradkurier nach Hause liefern lassen, und zwar kostenlos. Man wolle auf diese Weise das Einkaufen in der Innenstadt attraktiver machen, so Ekkehard Schmölz, Leiter der städtischen Tochter „Augsburg Marketing“.

    Der neue Service ist nicht an den Einkauf in bestimmten Geschäften gebunden. Bezahlt werden die Kosten von 20.000 Euro pro Jahr in der auf zwei Jahre befristeten Anlaufphase von „Augsburg Marketing“, wobei sich über den Förderverein die heimische Wirtschaft beteiligt. Bis September soll im ersten Stock bei „Bücher Pustet“ der Dropshop eingerichtet werden.

    Firma "Boxbote" fährt die Waren aus

    Betrieben wird das Ganze von der Augsburger Firma „Boxbote“, die vor über drei Jahren in Augsburg als Essens-Kurier an den Start ging. Das Unternehmen, das 30 Fahrer beschäftigt und den Großteil des Umsatzes immer noch damit macht, Speisen und Getränke aus Restaurants nach Hause zu liefern, will sich breiter aufstellen. Die Überlegung sei, das Sortiment an lieferbaren Artikeln auszuweiten.

    Aktuell bietet „Boxbote“ schon Dinge wie Blumen oder Drogerieartikel an, die man im Internet auswählen und vom Fahrradkurier nach Hause liefern lassen kann. Der Lieferdienst sei ein Schritt dahin, die Aktivitäten auszubauen, so „Boxbote“-Mitgründer Raimund Seibold. Wenn das Projekt erfolgreich sei, sei es auch denkbar, dass die Kuriere die Ware direkt im Geschäft abholen, sodass Kunden auch nicht mehr zum Dropshop gehen müssen. Zunächst ist der Lieferradius auf das Stadtgebiet Augsburg begrenzt. Vom Projekt, so Wirtschaftsbürgermeisterin Eva Weber (CSU), profitierten Kunden und Handel gleichermaßen. Es sei auch als Bestandteil einer Strategie zu sehen, um auf den Online-Handel zu reagieren.

    Die Lieferung von Waren aus dem Einzelhandel nach Hause ist inzwischen ein Thema, das deutschlandweit aufkommt, auch wenn man (noch) nicht von einem Durchbruch sprechen kann. In Stuttgart begann Daimler vor zwei Jahren einen Versuch, bei dem Kunden Einkäufe in der Innenstadt abgeben konnten und dann mit dem Elektrotransporter beliefert wurden. Und auch bei dem Projekt „Mein Günzburg“, bei dem es eine gemeinsame Internet-Plattform der Händler gibt, ist ein kostenloser Lieferservice dabei.

    "Wer ins Café geht, ist froh, keine Tüten dabeizuhaben"

    „Alles, was dem Kunden hilft, bequemer im Zentrum einzukaufen, ist gut“, sagt Andre Köhn, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands. Inzwischen diene der Besuch in der Innenstadt nicht mehr der reinen Versorgung, sondern solle ein Erlebnis für die Kunden sein. „Wer ins Café geht, ist vielleicht froh, keinen Tüten dabeizuhaben.“

    Köhns Einschätzung deckt sich mit der Passantenbefragung der Stadt Augsburg, mit der sie jährlich die Wünsche der Innenstadtpassanten erkunden möchte. Eine Kernaussage der Untersuchung im vergangenen Jahr: Die Besucher bleiben länger in der Innenstadt, kombinieren verschiedene Aktivitäten und besuchen häufiger als früher ein Café oder ein Restaurant. Mehr als ein Viertel der Passanten geht neben dem Einkauf noch in ein Lokal – ohne Tüten im Schlepptau vermutlich ein größeres Vergnügen als mit.

    Dass der Bringservice für die Kunden dank der Vorleistung der Stadt kostenlos ist, sei eine gute Lösung, sagt Köhn. Was ein Engagement des Handels betrifft, sagt er, dass man zunächst einmal abwarten müsse, wie der Service angenommen wird und was er bringt. Insgesamt sei es nötig, eine Strategie aus einem Guss zu entwerfen.

    Bestandteil des städtischen Mobilitätskonzeptes

    Der Service ist Bestandteil des städtischen Mobilitätskonzepts, mit dem die Schadstoffbelastung in der Luft gesenkt werden soll. Die Hoffnung ist, dass Innenstadtkunden mit dem Service eher dazu bewegt werden können, aufs Auto zu verzichten. „Mit dem Shop&Drop-Konzept setzen wir ein erstes Pilotprojekt der Agenda für Mobilität im Bereich der Innenstadtlogistik um“, sagt Bürgermeisterin Weber. Zusammen mit der Hochschule will die Stadt bis zum Herbst in Erfahrung bringen, wie viel Wirtschaftsverkehr in der Innenstadt unterwegs ist. Dazu sollen Gewerbetreibende befragt werden.

    Ein Ansatz könnte sein, zusammen mit Paketdiensten ein Konzept zum Lieferverkehr zu entwickeln, das weniger Fahrten zur Folge hat, etwa mit einem zentralen Umschlagplatz im Zentrum, von wo aus die „letzte Meile“ mit dem Lastenrad erledigt wird.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Lieferkonzept: Der Handel muss mitmachen

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