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Augsburg: Kuka-Übernahme: Midea-Konzern gibt Garantien bis Ende 2023

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Kuka-Übernahme: Midea-Konzern gibt Garantien bis Ende 2023

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    Roboterhersteller Kuka bekommt offenbar langfristige Garantien vom chinesischen Midea-Konzern, der die Firma übernehmen will, wie die FAZ berichtet.
    Roboterhersteller Kuka bekommt offenbar langfristige Garantien vom chinesischen Midea-Konzern, der die Firma übernehmen will, wie die FAZ berichtet. Foto: Julian Stratenschulte (dpa)

    Der bayerische Roboterhersteller Kuka bekommt offenbar langfristige Garantien vom chinesischen Midea-Konzern, der die Firma übernehmen will. Eine entsprechende Investorenvereinbarung stehe kurz vor dem Abschluss, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" am Samstag vorab unter Berufung auf Verhandlungskreise.

    Der Pakt soll demnach bis Ende des Jahres 2023 gelten, alle Standorte weltweit werden bis dahin festgeschrieben, allen Beschäftigten ihre Stellen garantiert. Stammsitz der Gesellschaft soll Augsburg bleiben. Warum Kuka die Politik aufrütteln muss

    Kuka-Aktionäre können bis Mitte Juli entscheiden

    Am Samstag beriet der Kuka-Aufsichtsrat dem Bericht zufolge über die Vereinbarung und hörte Vorstandschef Till Reuter zu den neuesten Entwicklungen. Nur noch letzte Details sind demnach mit den Chinesen zu klären, der Vertrag soll schon in den nächsten Tagen unterschrieben werden. Damit soll die Unabhängigkeit des Kuka-Vorstandes unter dem neuen Eigentümer gewahrt bleiben.

    Die Kuka-Aktie soll an der Börse notiert bleiben. Dies garantieren die Chinesen dem Bericht zufolge selbst für den Fall, dass ihnen 100 Prozent aller Aktien angedient werden sollten. 75 Prozent der Aktien sind nach deutschem Recht nötig für einen Beherrschungsvertrag -  auf diese Möglichkeit verzichten die Chinesen laut der Investorenvereinbarung mit Kuka bis zum Jahr 2023, egal wie viele Anteile sie am Ende tatsächlich kontrollieren.

    Kuka: Das ist der Augsburger Roboterbauer

    Kuka ist ein Roboter- und Anlagenbauer mit Hauptsitz in Augsburg. In seiner Branche zählt Kuka zu den weltweit führenden Unternehmen. Bei Kuka arbeiten rund 14.256 Mitarbeiter.

    Die Wurzeln von Kuka reichen bis ins Jahr 1898 zurück. Johann Josef Keller und Jakob Knappich gründeten damals das Acetylenwerk Augsburg. Ihr Ziel: die Produktion von kostengünstigen Haus- und Stadtbeleuchtungen. Doch bereits sieben Jahre danach weitete das Unternehmen die Produktion auf die neue Erfindung des Autogen-Schweißens aus.

    Aus den Anfangbuchstaben der Unternehmensbezeichnung "Keller und Knappich Augsburg" entstand schließlich der Name Kuka.

    Kuka wurde 1966 Marktführer bei Kommunalfahrzeugen in Europa. Auch weltweit wurden diese Fahrzeuge für Entsorgungs- und Reinigungsaufgaben bekannt. Der Kuka-Müllwagen war ein Begriff.

    1973 schrieb Kuka Geschichte als Robotik-Pionier und entwickelt den Famulus - den weltweit ersten Industrieroboter mit sechs elektromechanisch angetriebenen Achsen. Das waren die Anfänge der heute auf Roboter- und Anlagenbau konzentrierten Firma.

    Die Aufträge des Unternehmens kommen heute vor allem aus der internationalen Autoindustrie. Immer öfter liefert das Unternehmen aber auch an andere Branchen. Bei Bosch Siemens Hausgeräte in Dillingen helfen die Kuka-Roboter beispielsweise schon lange bei der Produktion der Spülmaschinen. In der Robotersparte machte die Zahl der Aufträge aus der General Industry, also allen Branchen abseits der Autofertigung, 2015 bereits mehr als ein Drittel aller Aufträge aus. Mit der neuen Tochterfirma Swisslog, die unter anderem in der Krankenhauslogistik tätig ist, will sich Kuka nach eigener Aussage noch unabhängiger von der schwankenden Autoindustrie machen.

    Roboter werden immer intelligenter und arbeiten Hand in Hand mit Menschen. Die elektronischen Helfer sind mit einer zunehmend raffinierteren Software und Sensorik ausgestattet. Kuka ist längst auch ein IT-Konzern. Die Verknüpfung von Mechanik, also Robotergehäusen mit Elektronik, Informationstechnologie und selbst entwickelten Steuerungen lassen Kuka-Chef Till Reuter auf neue Kunden hoffen. "Industrie 4.0" heißt das Schlagwort. Die Augsburger gelten hier weltweit als Pioniere.

    Für Kuka geht es seit Jahren aufwärts. 2017 betrug der Umsatz rund 3,5 Milliarden Euro, davon entfallen 1,2 Milliarden auf den Geschäftsbereich Robotics.

    Einer der wichtigsten Wachstumsmärkte von Kuka ist China. Seit 2000 ist Kuka hier präsent. Im Dezember 2013 ging eine neue Fertigungsstätte in Shanghai in Betrieb. In einem Werbespot konnte man sehen, wie sich der in China sehr bekannte deutsche Tischtennisstar Timo Boll mit einem Kuka-Roboter duelliert.

    Die Roboter von Kuka hatten auch schon einen Auftritt im Kino: im James-Bond-Film "Die Another Day".

    Chef des Unternehmens ist Till Reuter. Als er 2009 die Führung des Augsburger Roboter- und Anlagenbauers übernahm, kannte Till Reuter kaum einer in der Region. Reuter, Jahrgang 1968, hatte zuvor als Wirtschaftsjurist, Rechtsanwalt und Investmentbanker für Adressen wie die Deutsche Bank, Lehman Brothers und Morgan Stanley gearbeitet.

    Nachdem sich die Familie Grenzebach aus dem kleinen nordschwäbischen Ort Hamlar nach einer langen Phase als bestimmender Aktionär zurückgezogen hat, übernahm diese Schlüsselposition das baden-württembergische Familienunternehmen Voith. Der Investor aus Heidenheim hält 25,1 Prozent an dem Roboterbauer, besitzt also eine Sperrminorität. Gegen Voith läuft nichts bei Kuka.

    Midea hatte vor rund einem Monat angekündigt, mehr als 30 Prozent an Kuka übernehmen zu wollen. Die Chinesen bieten 115 Euro je Aktie. Es wird damit gerechnet, dass das Kuka-Management bis Ende des Monats eine Empfehlung an die Aktionäre abgibt, ob sie das Angebot annehmen sollten. Nach dem Brexit-Votum war der Kurs der Kuka-Aktie am Freitag auf 107,35 Euro abgerutscht.

    Kuka bewertet Midea-Übernahmeangebot mit fast 5 Milliarden Euro

    Das "Manager Magazin" hatte am Donnerstag berichtet, der Heidenheimer Technologiekonzern Voith wolle sein Anteilspaket an Kuka von 25,1 Prozent an Midea verkaufen. Der chinesische Haushaltswarenhersteller will seine Beteiligung von derzeit 13,5 auf "über 30 Prozent" steigern. Das Übernahmeangebot bewertet Kuka mit 4,6 Milliarden Euro.

    Der Maschinenbau-Verband VDMA fordert mit Blick auf die Übernahmepläne auch mehr Chancen für deutsche Firmen in China. Bislang schotte sich

    Da Kuka bei wichtigen Zukunftstechnologien der Industrie 4.0 aktiv ist, wurden Sorgen vor einem Ausverkauf deutscher Spitzentechnologien laut. Umgekehrt hat Kuka seinerseits China als größten Wachstumsmarkt für Roboter- und Automationstechnik schon länger im Blick und weitet  seine Präsenz dort aus.

    Es gehe nicht darum, chinesischen Investoren den Zugang zum deutschen Markt zu verweigern, betonte der VDMA. Ausländische Investments in den deutschen Maschinenbau - auch aus China - könnten Arbeitsplätze sichern und böten heimischen Unternehmen neue Geschäfts- und Expansionschancen. Die deutsche Politik sollte aber darauf drängen, dass "China seinen Markt für ausländische Investoren deutlich weiter öffnet, damit wirklich freier Wettbewerb herrschen kann".

    Das angestrebte Geschäft weckte in Berlin und Brüssel Bedenken, dass wichtige Zukunftstechnologien von Europa nach Asien abwandern und sensible Kundendaten in fremde Hände geraten könnten. afp/AZ

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