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Augsburg: Kuka, MAN und Co.: Coronavirus beschäftigt Augsburger Unternehmen

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Kuka, MAN und Co.: Coronavirus beschäftigt Augsburger Unternehmen

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    Der Augsburger Roboterhersteller Kuka war 2016 vom chinesischen Konzern Midea übernommen worden. Nun hat er ein Reiseverbot von und nach China verhängt.
    Der Augsburger Roboterhersteller Kuka war 2016 vom chinesischen Konzern Midea übernommen worden. Nun hat er ein Reiseverbot von und nach China verhängt. Foto: Ulrich Wagner

    Das Corona-Virus hält derzeit China in Atem. Schulen und Kindergärten sind geschlossen, Menschen gehen kaum noch auf die Straße und die Regierung hat ganze Städte von der Außenwelt abgeschottet, indem sie beispielsweise Überlandverbindungen mit dem Bus gestrichen hat. Auch auf die Wirtschaft hat das Virus Auswirkungen: Ganze Unternehmen sind dichtgemacht worden, die Produktion steht still. Das betrifft nun auch Niederlassungen Augsburger Unternehmen in

    Niederlassung von Erhardt & Leimer geschlossen

    Am Dienstag hat das Unternehmen erfahren, dass der Betrieb seitens der chinesischen Regierung geschlossen worden ist. Bis voraussichtlich 9. Februar soll diese Maßnahme gelten. „Wir tun nun alles, um die Mitarbeiter vor Ort zu unterstützen“, sagt Geschäftsführer Michael Proeller. Unter anderem werden Atemmasken und Fieberthermometer nach China geschickt, weil dort die Vorräte zur Neige gehen. Die Geschäftsleitung hat zudem sämtliche Geschäftsreisen von und nach China gestrichen und steht in Kontakt mit Ärzten und dem Robert-Koch-Institut, um stets auf aktuellem Stand zu sein. Eine Mitarbeiterin, die privat in China war, bleibt vorsorglich zwei Wochen zu Hause.

    Lungenkrankheit in China: Droht ein zweites Sars?

    Im Zuge der neuen Lungenkrankheit in China fällt häufig der Verweis auf Sars vor mehr als 15 Jahren. Damals hatte die Epidemie massive Folgen. Könnte sich der aktuelle Coronavirus als ähnlich dramatisch herausstellen wie der Sars-Virus in den Jahren 2002/2003?

    Erreger Zwar gehört der neue Erreger derselben Virusart wie Sars an, er ist nach Untersuchungen des Berliner Virusforschers Christian Drosten aber eine andere Variante. Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) „neues Coronavirus“ – 2019-nCoV – genannte Erreger scheint sowohl weniger ansteckend als auch weniger gefährlich zu sein.

    Infizierte Bei der Lungenkrankheit Sars wurden 2002/2003 insgesamt 8000 Infektionen erfasst, von denen 800 tödlich verliefen. Es starb also etwa einer von zehn nachweislich Erkrankten. Bei dem neuen Virus wurden seit Dezember 2019 knapp 6000 Infektionen und mehr als 130 Todesfälle nachgewiesen. Es gibt aber möglicherweise eine hohe Dunkelziffer.

    Folge Möglicherweise ist 2019-nCoV also, abgesehen von einzelnen Todesfällen bei schon zuvor schwer erkrankten Menschen, eine "harmlosere" Erkrankung. Das wäre gut, hätte aber auch einen Nachteil: Eine weltweit um sich greifende Infektionswelle ließe sich nicht so leicht eindämmen, Ansteckungen fielen kaum auf.

    Ausbruch 2002 Die Sars-Epidemie vor mehr als 15 Jahren war die erste weltumspannende Seuche dieses Jahrhunderts. Im Februar 2003 brachte ein infizierter Arzt den Erreger aus der südchinesischen Provinz Guangdong, wo die Krankheit schon seit Monaten kursiert hatte, in ein Hongkonger Hotel. Von dort breitete sich das Virus wohl über den gesamten Erdball aus. Nach Angaben des Europäischen Krankheitszentrums ECDC waren damals 33 Länder betroffen. Im März 2003 stufte die WHO das Schwere Akute Atemnotsyndrom (Sars) als weltweite Bedrohung ein.

    Wirtschaft Im Sommer 2003 war der Ausbruch dann beendet. Asiens Wirtschaft aber hatte er zum Zittern gebracht. Die Aktienmärkte, ob in China, Singapur, Hongkong oder Taiwan, verloren an Boden. Besonders betroffen: Hongkong. Obwohl sich dort damals nur weniger als ein Promille der Bevölkerung mit dem Virus infiziert habe, sei der Konsum „regelrecht eingebrochen“, zitiert das RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung einen Strategen der Bank Goldman Sachs. Tourismusmanager und Fluggesellschaften mussten seinerzeit mit einem dicken Minus leben. Reisende blieben völlig weg, viele Hotels in Asien standen leer. Internationale Wissenschaftler schätzten 2004, dass sich die weltweiten Kosten der Epidemie womöglich auf mehr als 40 Milliarden US-Dollar belaufen könnten. Ob auch die aktuelle Lungenkrankheit solche Auswirkungen hat, ist derzeit ungewiss. Sollte sich 2019-nCoV weiter ausbreiten, sehen Analysten der Commerzbank zum Beispiel das Risiko, „dass dem ohnehin angeschlagenen chinesischen Konsum weiterer Gegenwind entgegenbläst“. Zuletzt waren weltweit die Aktienkurse internationaler Fluggesellschaften bereits unter Druck geraten.

    Gefahren Derzeit hängt also alles davon ab, wie es mit dem aktuellen Coronavirus weitergeht. Dabei sollte aber auch klar sein: Es muss nicht bei milden Verläufen bleiben. Erreger wie das neue 2019-nCoV und Sars-CoV sind wandelbar und anpassungsfähig – mit Änderungen in ihrem Erbgut könnten sie weitaus ansteckender und gefährlicher werden. Bei Sars zumindest war dem nicht so: Inzwischen ist das Virus wahrscheinlich nur noch in Tieren unterwegs.

    Und auch an anderen Stellen werden alle zur Verfügung stehenden Vorsorgemaßnahmen ausgeschöpft. So steht man bei allen Fragen der Beschäftigten zum Thema Rede und Antwort und bietet Homeoffice an. „Da sind wir flexibel“, so Proeller. Insgesamt gelte es, eine Panik zu vermeiden. Das sei bislang auch gelungen. Die Mitarbeiter gingen sachlich mit dem Thema um, die Stimmung sei gut. Alle Mitarbeiter sind bislang gesund.

    Wegen Coronavirus: Kuka verhängt Reiseverbot

    Ähnlich ist die Lage beim Roboterbauer Kuka. Rund 1.400 Mitarbeiter sind für das Unternehmen in China tätig. Niederlassungen gibt es in Shanghai, Kunshan (Nähe

    Eine Laborantin sortiert im Institut für Virologie an der Charite Berlin Mitte, in dem Untersuchungen zum Coronavirus laufen, Proben.
    Eine Laborantin sortiert im Institut für Virologie an der Charite Berlin Mitte, in dem Untersuchungen zum Coronavirus laufen, Proben. Foto: Christophe Gateau/dpa

    Das bestätigt auch Jan Hoppe, Sprecher von MAN Energy Solutions. Zur Sicherheit sind aber auch hier alle Geschäftsreisen bis einschließlich 17. Februar gestoppt worden. Man stehe zudem in engem Kontakt mit den lokalen Behörden. Der Luftfahrtzulieferer Premium Aerotec bittet seine Beschäftigten ebenfalls, geplante Dienstreisen in den asiatischen Raum auf ihre Notwendigkeit hin zu überprüfen. Alternativ dazu sollen digitale Möglichkeiten, wie Videokonferenzen, für den Austausch genutzt werden.

    Wirtschaftliche Konsequenzen des Coronavirus kaum absehbar

    So wie die genannten Unternehmen agieren auch andere Firmen aus Augsburg und der Region. Insgesamt unterhalten laut IHK Schwaben derzeit über 500 Unternehmen aus der Region wirtschaftliche Beziehungen mit und in China. In ersten Reaktionen sei auf Homeoffice umgestellt worden, geschäftliche Tätigkeiten würden digital abgewickelt und Reisetätigkeiten stark eingeschränkt, erzählt

    Welche wirtschaftlichen Folgen das Corona-Virus für die Unternehmen haben wird, ist laut Schörg bislang nicht absehbar. „Betroffene Branchen sind aufgrund gehemmter Reisetätigkeit der Tourismus oder das Messewesen. Aufgrund globaler und vernetzter Lieferketten allerdings ebenso die exportierende Industrie wie der Fahrzeug- und Maschinenbau“, so Schörg. Auch bei Erhardt & Leimer geht man von wirtschaftlichen Folgen aus. Für konkrete Aussagen sei es aber noch zu früh. Die Großkonzerne Kuka und MAN Energy Solutions fürchten dagegen derzeit kaum wirtschaftliche Konsequenzen. Dies habe eben auch mit der derzeitigen Urlaubszeit in China zu tun.

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