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Augsburg: Kuka-Großaktionär Voith verkauft Anteile an chinesische Investoren

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Kuka-Großaktionär Voith verkauft Anteile an chinesische Investoren

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    Midea aus China will den deutschen Roboterbauer Kuka übernehmen.
    Midea aus China will den deutschen Roboterbauer Kuka übernehmen. Foto: Julian Stratenschulte (dpa)

    Das nach Steuern rote Zahlen schreibende Heidenheimer Unternehmen Voith will mit dem Verkauf seines Aktien-Anteils am Augsburger Roboterbauer Kuka kräftig Geld verdienen. Seit dem Wochenende ist klar: Die baden-württembergischen Maschinenbauer dienen ihre Beteiligung von 25,1 Prozent dem Investor Midea an. Die Chinesen wollen

    Was für die Investoren aus Fernost entscheidend ist: Wenn sie die Aktien der Heidenheimer besitzen, fällt der wichtigste Kuka-Rivale weg. Denn Voith hält die Sperrminorität bei den Augsburgern. Ohne die Baden-Württemberger, die mit mehr als 20.000 Mitarbeitern zu den größten Familienunternehmen Europas zählen, geht also noch nichts bei dem Roboterbauer.

    Jetzt kommt es darauf an, was der bislang drittgrößte Kuka-Aktionär, die Loh-Gruppe aus dem hessischen Haiger, macht. Sie hält 10,0 Prozent an dem Roboter-Spezialisten. Hinter dem Anteilseigner steckt der Milliardär Friedhelm Loh, dem gute Beziehungen zu Kanzlerin Angela Merkel attestiert werden. Die CDU-Chefin hat sich mit dem Fall Kuka beschäftigt. Ob Loh jetzt aber an Bord bleibt, ist ungewiss.

    Voith könnte mit Kuka-Aktion ein großes Geschäft machen

    Die Voith-Gruppe, die in so unterschiedlichen Märkten wie Papier, Öl & Gas, Wasserkraft, Automobilindustrie oder Recycling tätig ist, steht jedenfalls vor einem Milliardengeschäft. Weil sich der Wert der Kuka-Beteiligung mehr als verdoppelt hat, rechnet der Konzern aus dem Verkauf der Wertpapiere mit einem „Liquiditätszufluss“, also einer Erlössumme von stolzen rund 1,2 Milliarden Euro.

    Mit dem vielen Geld will Voith seine Geschäftsbereiche digitalisieren und hier auch für Zukäufe einsetzen. „Unser Einstieg bei Kuka hat sich strategisch als ein großer Erfolg erwiesen“, sagte Voith-Chef Hubert Lienhard. Das Unternehmen sei einer der Gewinner des Übernahmeangebots. Am Freitag hatte die Kuka-Aktie bei 106,65 Euro gelegen. Vor einem Jahr stand sie noch bei Werten nahe 76 Euro. Und vor anderthalb Jahren waren es Notierungen um 60 Euro.

    Kein Wunder also, dass Voith-Boss Lienhard sagt, es sei unternehmerisch unter den jetzigen Vorzeichen sinnvoll, die Beteiligung an Kuka zu verkaufen. In Kreisen der mächtigen Gewerkschaft IG Metall wird diese Einschätzung nach Informationen unserer Zeitung aber sehr kritisch gesehen. Hier herrscht Enttäuschung über das Verhalten des Managements aus Heidenheim. Die Voith-Verantwortlichen verhielten sich nicht anders als Portfolio-Manager, also Finanzinvestoren, wird kritisiert. „Wo bleibt da der unternehmerische Geist?“, fragt ein IG-Metall-Mann, der nicht namentlich genannt werden will.

    Merkel hatte bei ihrem jüngsten China-Besuch indirekt an deutsche Investoren appelliert, sich am Roboterbauer zu beteiligen: „Es ist im Übrigen auch niemandem in Deutschland verboten, sich bei Kuka zu engagieren.“ Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) liebäugelte sogar mit einem Gegenangebot deutscher und europäischer Unternehmen. Dazu kam es nicht. Nach wie vor denkbar scheint, dass neben Midea ein starker zweiter Aktionär gefunden wird, der deutsche Industrie-Interessen wahrt. Voith scheidet dafür jedenfalls aus. Das Unternehmen ist nicht bereit, die Rolle des Weißen Ritters, also Retters für Kuka, zu übernehmen.

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