Der chinesische Kuka-Aufsichtsratschef Andy Gu hat unmittelbar vor der Hauptversammlung des angeschlagenen Roboter- und Anlagenbauers eine Standortgarantie für den Augsburger Hauptsitz abgegeben. "Augsburg bleibt das Innovationsherz von Kuka", sagte Gu unserer Redaktion in einem Interview. "Warum sollten wir das Geschäft und Arbeitsplätze von Augsburg aus nach China verlagern, wenn hier in Deutschland wichtige Kunden sitzen? Das würde für uns keinen Sinn machen", fügte er hinzu. "Wenn wir die Kuka-Zentrale nach China verlagern würden, würden wir an Innovationskraft einbüßen."
Der Kuka-Aufsichtsratschef, der den Haupteigentümer Midea vertritt, erwartet, dass der Augsburger Roboterbauer seine momentanen Absatz-Probleme überwindet: "Es gilt, die Autoindustrie weiter zu pflegen, aber auch die Abhängigkeit von der Branche zu reduzieren, indem Kuka neue Wirtschaftszweige erobert", betonte Gu. Die Chancen lägen hier vor allem auf dem chinesischen Markt als größtem für Robotik und Automation.
"Ich glaube, dass Kuka viel stärker in China wird und Kuka wird ein Beispiel für die gute Zusammenarbeit von Deutschen und Chinesen sein", betonte Gu. "Wir als Midea glauben an Kuka und investieren rund eine Milliarde Euro in Kuka, mehr als je zuvor in das Unternehmen investiert wurde", fügte er hinzu. "Aber wir brauchen auch eine gute Performance", mahnte er.
Andy Gu: "Manchmal schleichen sich in einem Team Fehler ein"
In diesem Zusammenhang begründete Gu auch die Trennung von früherem Konzern-Chef Till Reuter: "Es gab zwei Gewinnwarnungen. Wir haben uns zusammengesetzt und gemeinsam entschieden, dass es eine Veränderung geben soll." Das sei nicht anders als in der Welt des Sports. "Manchmal schleichen sich in einem Team Fehler ein", sagte Gu. "Manchmal liefert man nicht das, was erwartet wird."
Gu wies dabei Kritik von Managern und Politikern zurück, dass chinesische Eigentümer nach einer gewissen Frist hart durchgriffen: "Dabei ist sehr auffällig, dass einige dieser Manager in China sehr viel positiver über uns sprechen als in Deutschland", sagt Gu. "Natürlich haben Menschen immer Zweifel, wenn sich ausländische Firmen in ihrem Land engagieren", sagte er. Dafür habe er Verständnis. "Aber ich glaube an eine freie Wirtschaft", betonte Gu.
Der Kuka-Aufsichtsratschef bestätigte, dass der Konzern noch keinen dritten Vorstand, der für Technik zuständig ist, gefunden hat. "Wir haben den Such-Prozess gestartet. Ich hoffe, dass wir bis Ende des Jahres einen solchen CTO gefunden haben. Wir suchen weltweit. Unter den derzeit identifizierten Kandidaten befinden sich aber mehr deutsche Bewerber."
Hier lesen Sie das ganze Interview mit Andy Gu.
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