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Augsburg: Kritik: Neue Regendächer für Augsburger Hauptbahnhof sind zu kurz

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Kritik: Neue Regendächer für Augsburger Hauptbahnhof sind zu kurz

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    Auf dem neuen Bahnsteig F am Augsburger Hauptbahnhof (links im Bild) gibt es schon ein kurzes Regendach, mittelfristig sollen auch die neuen Dächer an anderen Bahnsteigen deutlich kürzer als bisher gebaut werden. Das sorgt für Diskussionen, nicht nur bei Fahrgästen.
    Auf dem neuen Bahnsteig F am Augsburger Hauptbahnhof (links im Bild) gibt es schon ein kurzes Regendach, mittelfristig sollen auch die neuen Dächer an anderen Bahnsteigen deutlich kürzer als bisher gebaut werden. Das sorgt für Diskussionen, nicht nur bei Fahrgästen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Birgit Schwab aus Augsburg fährt gerne mit dem Zug. Doch bei einer Neuerung am Hauptbahnhof kann sie nur den Kopf schütteln. Nach der groß angelegten Modernisierung soll Augsburgs zentraler Bahnhof zwar insgesamt komfortabler für Fahrgäste werden. Die Dächer an den Bahnsteigen werden aber deutlich kürzer. Ein Teil der Passagiere wird bei schlechtem Wetter im Regen stehen. „Mit Rollenkoffer und Gepäck ist das alles andere als angenehm“, sagt Birgit Schwab. Auch andere sehen die Pläne der Deutschen Bahn kritisch.

    Bis zu 250 Millionen Euro sollen in die Modernisierung des Hauptbahnhofs samt dem neuen Tunnel zum Umsteigen in die Straßenbahn fließen. Allein die Deutsche Bahn steckt in das Projekt mehr als 100 Millionen Euro. Die bestehenden Bahnsteige sind ein Teilbereich der Planungen. Mittelfristig ist vorgesehen, dort auch die Dächer zu erneuern. An den Bahnsteigen B, C und D, die von Nah- und Fernverkehr gleichermaßen genutzt werden, ist jedoch eine Verkürzung von rund 280 auf 190 Meter geplant. Besonders bei langen ICEs werden Fahrgäste künftig, wenn sie am Zugbeginn oder -ende aussteigen, ein Stück weit ungeschützt auf dem Bahnsteig laufen müssen. Der neue Bahnsteig F, der vor rund einem Jahr eröffnet wurde, hat bereits ein kürzeres Dach. Abhängig von der Zuglänge müssen Pendler dort ohne Wetterschutz zur nächsten Treppe gehen.

    Freie Wähler fordern Verbesserungen

    Das Problem mit den kürzeren Regendächern gibt es nicht nur in Augsburg, sondern an vielen Stationen, die modernisiert werden. Beim Fahrgastverband Pro Bahn in Schwaben hält man nichts davon, dass sich der Wetterschutz verschlechtern wird. Sprecher Winfried Karg sagt: „Für Fahrgäste ist es blöd, im Regen zu stehen.“ Nicht nur Regen sei problematisch, sondern auch Schnee und pralle Sonne an heißen Sommertagen. Aus Sicht des Fahrgastverbandes wäre es gut, wenn für die neuen Bahnsteigdächer am Augsburger Hauptbahnhof doch noch eine bessere Lösung gefunden würde. „Dies hätte einen hohen Nutzen auf Jahrzehnte hinaus“, sagt Karg. Allerdings dürfe sich damit der Umbau nicht massiv verzögern. „Die Leute wollen, dass der Bahnhof fertig wird.“

    Auch die Freien Wähler in Augsburg fordern, die Bahn solle auf die Sparlösung am Hauptbahnhof verzichten und die Bahnsteige weiterhin auf ganzer Länge überdachen. Das geplante Dachmodell müsse deshalb durch eine hochwertigere Version ersetzt werden. Stadtrat Volker Schafitel sagt, „allgemein wird in unserem Rechtssystem bei Änderungen von einem Bestandsschutz ausgegangen“. Die DB baue dagegen eine bestehende Infrastruktur zurück. Schafitel fordert weiter, auch die Stadt Augsburg solle sich für längere Bahnsteigdächer einsetzen. Inzwischen hätten mehrere Städte die kurzen Dächer reklamiert. Auch Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) kritisierte kürzlich: „Es ist nicht akzeptabel, dass bayerische Bahnhöfe nach Modernisierungen und Umbauten einen schlechteren Wetterschutz haben als vorher.“ Die Finanzierungsvereinbarung zum Wetterschutz zwischen dem Bund und der Bahn sei nicht mehr zeitgemäß, heißt es in einer Vorlage an die Verkehrsministerkonferenz.

    Deutsche Bahn verweist auf Vorschriften für Investitionen

    Bei der Deutschen Bahn verweist man auf die geltenden Vorschriften. Ein Sprecher in München sagt, „aus den Vorgaben kommen wir nicht heraus“. Der Hintergrund der verkürzten Bahnsteigdächer liegt darin, dass die Bahn für den Bau Fördergelder vom Bund erhält. Damit sie diese bekommt, muss sie unter anderem nachweisen, wie viele Fahrgäste den Bahnsteig frequentieren. Am Augsburger Hauptbahnhof sind es täglich rund 45 000 Menschen. Danach richtet sich die Bemessungsgrundlage für Investitionen. Der Bahnsprecher sagt auch, neue Bahnsteigdächer seien relativ teuer in Bau und Unterhalt. Sie müssen so stabil sein, dass sie Wind und Wetter aushalten. Für den Komfort von Fahrgästen seien andere Verbesserungen wichtiger, etwa Barrierefreiheit, Sauberkeit und Service in den Stationen. Aus Sicht der Bahn können Fahrgäste in Augsburg auch relativ schnell einsteigen und umsteigen. „Man muss nicht stundenlang am Bahnsteig warten“, so der Sprecher. Über den neuen Bahnsteig F mit dem kürzeren Dach habe es bislang keine Beschwerden von Kunden gegeben.

    Ob sich die Augsburger Stadtspitze nun ebenfalls für längere Dächer am neuen Hauptbahnhof einsetzen wird, ist bislang unklar. Eine Sprecherin teilte auf Anfrage mit, der Antrag der Freien Wähler werde im Rahmen der städtischen Geschäftsordnung innerhalb einer Frist von drei Monaten geprüft und beantwortet. Bahnkundin Ingrid Eckart aus Augsburg sagt unterdessen, eine Überdachung der Bahnsteige sei für sie das ganze Jahr über wichtig. Sie müsse des Öfteren am Bahnsteig warten, etwa, wenn sich Züge verspäten.

    Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Regendächer: Wer hat das zu verantworten?

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