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Augsburg: Krise überwunden? Kurzarbeit rettet Tausende Stellen

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Krise überwunden? Kurzarbeit rettet Tausende Stellen

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    Die Kurzarbeit war während der Corona-Pandemie für viele heimische Unternehmen ein Instrument, um ihr Personal zu halten.
    Die Kurzarbeit war während der Corona-Pandemie für viele heimische Unternehmen ein Instrument, um ihr Personal zu halten. Foto: B. Weizenegger (Symbol)

    Die Arbeitslosenquote liegt aktuell im Wirtschaftsraum Augsburg bei 3,9 Prozent. Mit Stand Ende September gab es knapp 15.300 Erwerbslose. Zum Vergleich: Im Mai 2020 lag die Quote bei 6,6 Prozent. Es war der Höchststand während der Corona-Pandemie. Nicht nur wegen der aktuellen Zahlen sprechen Arbeitsmarktexperten von einer positiven Entwicklung. Die Folgen der

    Dass es dazu nicht gekommen ist, liegt an einem Instrument, das viele Firmen während der Pandemie einsetzten. Sie schickten ihre Beschäftigten in Kurzarbeit. Der Höchststand in der Region lag im April 2020 bei fast 44.000 Beschäftigten in 4720 Betrieben. Nun gehen seit Längerem die Zahlen kontinuierlich zurück. Es kommen zudem kaum neue Unternehmen hinzu, die erstmals Kurzarbeit beantragen.

    Bei der Kurzarbeit fließen staatliche Gelder an die Betriebe

    Aus Sicht der Experten der Agentur für Arbeit sowie der Wirtschaftskammern hat sich die Kurzarbeit bewährt. Jens Walter, Regionalgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), sagt: "Das Mittel der Kurzarbeit hilft den Betrieben, corona-bedingte wirtschaftliche Schwierigkeiten zu überwinden und mittelfristig wieder ohne staatliche Hilfen auskommen zu können." Kurzarbeit heißt, dass die regelmäßige Arbeitszeit in einem Betrieb aufgrund eines erheblichen Arbeitsausfalls verringert wird. Von der Kurzarbeit können alle oder nur ein Teil der Arbeitnehmer des Betriebes betroffen sein. Firmen müssen die Kurzarbeit bei der Arbeitsagentur anzeigen. Bei einer Genehmigung fließen staatliche Gelder.

    Nicht jeder Betrieb, der für seine Beschäftigten Kurzarbeit anmeldet, setzt diese dann auch im späteren Verfahren um. Dies sagt Roland Fürst von der Agentur für Arbeit: "Den Höchststand hatten wir im April 2020 mit 5.775 eingegangenen Anzeigen und 68.285 genannten Personen. Tatsächlich abgerechnet wurde dann für 4.724 Betriebe mit 43.798 Beschäftigten." Bei der Bekanntgabe der Kurzarbeiter-Zahlen hinkt die Arbeitsagentur dem Geschehen jedoch hinterher. Der letzte aktuelle Stand für die Region datiert vom Februar 2021: Laut Fürst hatten 3.440 Betriebe Kurzarbeit beantragt. Es gab knapp 27.300 Kurzarbeiterinnen und Arbeiter. Die vergleichsweise große Zeitspanne lasse sich begründen, erläutert Fürst: "Daten über realisierte Kurzarbeit werden mit einer Wartezeit von fünf Monaten veröffentlicht, da hiermit eine sichere Statistik auf vollzähliger Basis mit hoher Datenqualität gewährleistet ist."

    Die Zahlen der Arbeitsagentur machen Hoffnung.
    Die Zahlen der Arbeitsagentur machen Hoffnung. Foto: Bernhard Weizenegger

    In seiner Bewertung der Zahlen aus den zurückliegenden Monaten sagt Fürst: "Natürlich beziehen immer noch deutlich mehr Betriebe als vor dem April 2020 das Kurzarbeitergeld." Doch man sehe seit dem Höchststand im April 2020 einen kontinuierlichen Abbau, zwar mit einem nochmaligen Anstieg zwischen November 2020 und Februar 2021, der aber nicht mehr jenen Höhepunkt erreicht habe: "Seitdem gehen die Anträge auf Kurzarbeit kontinuierlich zurück."

    Diese Entwicklung ist für IHK-Vertreter Walter keine Überraschung: "Grundsätzlich ist die Wirtschaftsregion auf dem Weg der weiteren Erholung, darum ist die Kurzarbeit spürbar abgebaut worden." Ähnliche Tendenzen stellt die Handwerkskammer fest. Im Handwerk musste die Kurzarbeit deutlich seltener in Anspruch genommen werden als in der Industrie. Laut einer Umfrage unter bayerischen Handwerksbetrieben waren in fünf Prozent der Unternehmen Beschäftigte in Kurzarbeit, informiert Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der

    Diese Branchen waren von Kurzarbeit besonders hart getroffen

    Die Kurzarbeit hat die Branchen unterschiedlich hart getroffen. Man müsse zudem unterscheiden, ob man die Zahl der Betriebe oder die Zahl der betroffenen Mitarbeiter nehme, sagt Fürst. Im Februar 2021 (aktuellster Wert) waren im Handel etwas mehr als 750 Unternehmen mit insgesamt 6.160 Beschäftigten in Kurzarbeit, gefolgt vom Gastgewerbe (700 Betriebe, 3.750 Beschäftigte). Berücksichtigt man die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ergibt sich ein anderes Bild: Im verarbeitenden Gewerbe wurden etwas mehr als 7.050 Beschäftigte in knapp 290 Betrieben registriert. Danach folgt der Handel (6.160 Beschäftigte, 754 Betriebe). Auffallend sei, informiert Fürst, dass es kaum Veränderungen gegenüber der Anfangszeit in der Corona-Pandemie gegeben habe. Branchen, die frühzeitig hart betroffen waren, behielten ihre Probleme. Nur noch selten zeigen Betriebe erstmals Kurzarbeit an. "Es hält sich in Grenzen – es sind eher die Anzeigen von Betrieben, die den Zeitraum verlängern möchten", sagt Fürst.

    Die Kammern sehen mittlerweile wieder gute Perspektiven für die Unternehmen. Wagner sagt zur Situation des Handwerks: "Die aktuelle Geschäftslage wird überwiegend positiv bewertet." Lieferengpässe, zum Teil drastische Preiserhöhungen für Rohstoffe und Materialien und harte finanzielle Einschnitte durch die Corona-Krise machten vielen Handwerksunternehmen zu schaffen. "Doch wie die Ergebnisse der letzten Konjunkturumfrage zeigen, ist die überwiegende Mehrheit der Befragten dennoch optimistisch gestimmt", so Wagner. Das Gros der Unternehmen habe sich massiv gegen die

    IHK-Mann Walter sagt: "Wir gehen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Erholung fortsetzt und immer weniger Unternehmen das Instrument der Kurzarbeit benötigen werden." Doch es gebe auch Risiken und Herausforderungen. Die Industrieunternehmen würden wohl noch weiterhin mit Lieferengpässen bei den Vorprodukten zu kämpfen haben, was eine Ausweitung der Produktion behindere. "Handel und Unternehmen aus dem Bereich Dienstleistungen haben Sorge vor staatlichen Restriktionen, falls die Infektionen im Herbst hochschnellen", so Walter.

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