Fünf Monate noch, dann wird in Augsburg ein neuer Oberbürgermeister oder – erstmals – eine Oberbürgermeisterin gewählt. Dass im Wahlkampf auch die Theatersanierung eine große Rolle spielen würde, war klar. Schließlich war das Millionenprojekt sowohl im Stadtrat als auch in der Stadtgesellschaft von Anfang an umstritten.
In der vergangenen Woche hat die Debatte nun an Fahrt aufgenommen: Am Freitag verschickte SPD-OB-Kandidat Dirk Wurm eine Pressemitteilung. Darin sprach er eine Sanierungsvariante an, über die hinter vorgehaltener Hand schon länger gemunkelt wird: Könnte das Theater eine seiner Interimsspielstätten behalten, statt in fünf, sechs Jahren wieder mit allen Sparten zurück an den Kennedyplatz zu ziehen? Und könnte dadurch im Stadtzentrum eventuell viel Geld gespart werden?
Es geht vor allem um die Finanzierung des Projekts
Tatsächlich geht es bei der Theaterdiskussion vor allem ums Finanzielle: Die Sanierung des Großen Hauses und der Neubau einer kleinen Bühne samt Werkstätten und Verwaltungsgebäude war von der Stadt anfangs mit gut 186 Millionen Euro veranschlagt worden. Diesen Sommer kam heraus, dass diese Summe nicht zu halten sein wird. Je nach Planung, so die Bauverwaltung, müssten weitere bis zu 20 Millionen Euro kalkuliert werden. Grund: Der Neubau hinter dem Großen Haus wird teurer – unter anderem wegen des Brandschutzes und aus statischen Gründen.
Die Diskussion im Stadtrat verlief zurückhaltend und ohne politische Schuldzuweisungen. Die SPD beharrte jedoch auf dem beschlossenen 186-Millionen-Kostendeckel – wohl wissend, dass dies nicht ohne Änderungen im Raumprogramm fürs Theater gehen wird.
Bieten die neuen Bühnen eine Chance, neues Publikum zu gewinnen?
In seiner aktuellen Mitteilung unterstreicht Wurm nun, dass seine Partei an der Kostenobergrenze festhalten wolle. Dass die Modernisierung des Großen Hauses komme, sei klar. Die Entwicklung des angrenzenden Areals stellt er dagegen infrage: Die Übergangsspielstätten im Martinipark und am Gaskessel seien einerseits „mit erheblichem finanziellen Aufwand hergestellt“ worden und würden von den Besuchern gut angenommen. „Andererseits kann in der räumlichen Diversität durchaus eine Chance für die Verankerung des Staatstheaters in der Stadtgesellschaft liegen, indem neue, theaterfernere Zielgruppen angesprochen werden“, so der OB-Kandidat der Sozialdemokraten.
In einfachen Worten ausgedrückt heißt dies: Wurm kann sich einen Verbleib des Theaters zum Beispiel am Gaskessel vorstellen. Die Stadtwerke haben dort ein denkmalgeschützes Gebäude zur Bühne umgebaut und einen Neubau für Theaterwerkstätten und Proberäume hochgezogen. Beide Häuser werden im zweiten Jahr genutzt, vor allem von der Sparte Schauspiel. Viele Theatermitarbeiter sind von der Situation angetan: Die Räume seien heller und moderner als am Kennedyplatz, wo über 50 Jahre allerdings auch keine wesentlichen Modernisierungen stattgefunden hatten. Doch deshalb für immer in Oberhausen bleiben?
Für Intendant André Bücker ist dies keine Option. „Das Große Haus zu sanieren, um dann nicht mit dem kompletten Theater an diesen Standort zurückzuziehen, das wäre, als würde man eine Uniklinik ohne Operationssäle bauen“, sagte er Samstagabend am Rande der Ballett-Premiere im Martinipark. Allein die Werkstätten am Gaskessel seien gar nicht in der Lage, Kulissen für das große Haus herzustellen. Gegen den Martinipark als Dauerlösung spricht wiederum, dass weder Technik noch Akustik langfristig für ein Staatstheater tauglich seien. Bücker sagt, er habe darüber jüngst auch mit Dirk Wurm gesprochen, als dieser ihn einlud, um seine Überlegungen zur Beibehaltung der Übergangsbühnen zu diskutieren.
Auch andere Parteien machen sich Gedanken
Es ist nicht nur Wurm, der sich Gedanken über den Fortgang der Theatersanierung macht. Auch Bruno Marcon, OB-Kandidat für die Liste „Augsburg in Bürgerhand“, rät bei der Sanierung zum „Innehalten“. Es gehe nicht darum, das Theater grundsätzlich infrage zu stellen. „Es hätte aber ein Überdenken des konzeptionellen und finanziellen Standorts geben müssen“, sagte er jüngst in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Bei den Freien Wählern, wo Peter Hummel als OB-Kandidat nominiert ist, schlägt das Pendel ebenfalls eher in Richtung Erhalt der Interimsbühnen. Auch dort, so Hummel, mache Theater Spaß.
Eva Weber, OB-Kandidatin der Augsburger CSU, steht dagegen fest zur Theatersanierung, die sie als Finanzreferentin wesentlich mit verantwortet hat. Genau dies, so unken Experten, könnte für sie im Wahlkampf zum Problem werden: Die schuldenbeladene Stadt Augsburg werde an den Ausgaben für die Theatersanierung noch über Jahre hinweg zu kauen haben. Natürlich wird dieses Argument in den kommenden Monaten von ihren Gegnern noch oft angeführt werden.
Die Stadtregierung, zu der neben CSU und SPD auch die Grünen gehören, will über den Fortgang der Theatersanierung übrigens erst wieder im Frühjahr sprechen. Dann soll klar sein, um wie viel teurer das Projekt werden könnte. Baureferent Gerd Merkle, wie Eva Weber bei der CSU, hatte im Sommer seinerseits eine geldsparende Strategie vorgeschlagen: Der Neubau neben dem Haus käme demnach erst in acht bis zehn Jahren. Allerdings: Er käme...
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