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Augsburg: Kommen Augsburgs Prachtbrunnen bald im Winter unter Glas?

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Kommen Augsburgs Prachtbrunnen bald im Winter unter Glas?

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     In Augsburg verschwinden die Welterbe-Brunnen in der kalten Jahreszeit unter einem Bretterverschlag. So werden sie vor der Witterung geschützt.
    In Augsburg verschwinden die Welterbe-Brunnen in der kalten Jahreszeit unter einem Bretterverschlag. So werden sie vor der Witterung geschützt. Foto: Silvio Wyszengrad

    Deckel drauf und Tschüss. Im Winter verschwinden die Prachtbrunnen in der Augsburger Innenstadt unter Brettern. Während sich viele Augsburger daran gewöhnt haben, zeigte sich der deutsche Unesco-Botschafter Peter Reuss unlängst verwundert über den holzverschalten Anblick. Wurde das Jahrhunderte alte Wassersystem der Stadt doch dieses Jahr zum Weltkulturerbe erhoben. Die Prachtbrunnen sind ein wichtiger Bestandteil. Bei seinem Besuch stellte der Botschafter fest: „Ich sehe eine weltoffene Stadt, wenn auch mit geschlossenen Brunnen.“ So wie ihm geht es auch vielen Touristen, die gerade zur Weihnachtszeit die Stadt besuchen.

    Warum Augsburgs Prachtbrunnen ein Winterkleid bekommen

    Das Thema wurde bei der Stadt bereits diskutiert – und nimmt jetzt wieder an Fahrt auf. Denn es gibt Alternativen, wie ein Blick in andere Städte zeigt. 36 Brunnen zählt die Stadt Augsburg. Manche werden zur kalten Jahreszeit mit einer Holzverkleidung abgedeckt, um sie vor der Witterung zu schützen. Dass die drei prächtigen Augustus-, Merkur- und Herkulesbrunnen unter einem Deckel verschwinden, hat weniger mit den historischen Figuren zu tun. Es handelt sich ohnehin um Kopien, die Originale sind im Maximilianmuseum. Mitarbeiter des Tiefbauamtes decken die Brunnen in erster Linie wegen der Becken ab. „Das betrifft vor allem historische Brunnen“, sagt Thomas Streubel vom Baureferat. Der Schutz sei notwendig, damit sich keine Feuchtigkeit in den Becken sammle. Das kann nämlich fatale Folgen haben.

    Das steckt hinter Augsburgs drei Prachtbrunnen

    Die drei Monumentalbrunnen symbolisieren das Ständesystem der Reichsstadt. Der Augustusbrunnen steht für den Herrenstand, der Merkurbrunnen für den Kaufmannsstand und der Herkulesbrunnen repräsentiert den Handwerkerstand.

    Der älteste und figurenreichste der drei Brunnen, der Augustusbrunnen, steht auf dem Rathausplatz. Dominiert wird er von einer 2,5 Meter hohen und 2700 Kilo schweren Augustus-Figur.

    Von 1596 bis 1600 wurden der Herkules- und der Merkurbrunnen von Adriaen de Vries entworfen. Wegen Beschädigungen durch Umwelteinflüsse wurden die Brunnenbronzen durch Kopien ersetzt. Die Originale steht im Hof des Maximilianmuseums.

    Die Brunnen zählen zu den 22 Stationen des Augsburger Wassersystems, das seit Juli Unesco-Welterbe ist. (AZ)

    „Dringt Wasser in die feinen Risse des Gesteins oder in die Brunnentechnik und gefriert, kommt es zu Schäden.“ Streubel, der für den Bauunterhalt verantwortlich ist, plädiert daher dafür, sie weiter abzudecken. Doch es gibt andere Möglichkeiten. In München etwa bleiben drei Innenstadt-Brunnen an prominenten Stellen aus Tradition im Winter aktiv: der Fischbrunnen auf dem Marienplatz, das Brunnenbüberl am Stachus sowie der Brunnen auf dem Viktualienmarkt. „Hier läuft das vier Grad warme Wasser dauerhaft durch die Leitungen, die deshalb nicht einfrieren“, heißt es aus dem Münchner Baureferat. Manchmal bilden sich bei Kälte bizarre Eiszapfen an den Figuren. Die Naturkunstwerke sind dann vor allem bei Touristen ein beliebtes Fotomotiv.

    Florianibrunnen und Mariensäule bleiben in Salzburg hinter Glas

    In der österreichischen Stadt Salzburg werden manche Denkmäler im Winter sogar richtig in Szene gesetzt. Bekannte Beispiele sind der Florianibrunnen am Alten Markt oder die Mariensäule auf dem Domplatz.

    Zwar kommen in Salzburg die historischen Bauten auch unter eine Haube. Aber sie bleiben sichtbar. Die Abdeckung des Florianibrunnens etwa besteht aus einem besonderen Plexiglas und Edelstahl. Lichter setzen den Brunnen in Szene. Das durchsichtige Konstrukt gibt es seit 19 Jahren. Erich Petri ist stolz darauf. Schließlich hat es der technische Sachbearbeiter im Bauwesen der Stadt Salzburg selbst entworfen. Zwei Jahre habe er für den Prototyp gebraucht, erzählt er am Telefon. Einfach war es nicht.

    Ein echter Hingucker: In Salzburg sind die Mariensäule (Bild) und der Florianibrunnen mit durchsichtigem Wetterschutz eingehaust.
    Ein echter Hingucker: In Salzburg sind die Mariensäule (Bild) und der Florianibrunnen mit durchsichtigem Wetterschutz eingehaust. Foto: www.christkindlmarkt.co.at

    „Darunter darf sich zum Beispiel kein Kondensat bilden.“ Immer wenn er im Winter den illuminierten Brunnen hinter Glas betrachtet, freut sich Petri. „Früher hatten wir am Florianibrunnen auch eine kackerlbraune Einhausung aus Holz“, erinnert sich der Salzburger. Das sei nichts gewesen. Gerade in so schönen Innenstadtbereichen brauche man was Edles. „Die Wertigkeit muss zum Brunnen passen.“

    Tourismusdirektor von Augsburg: Brunnenabdeckungen müssen sich ändern

    Von solch modernen Brunneneinhausungen träumt Augsburgs Tourismusdirektor Götz Beck schon lange. „Seit vielen Jahren sagen wir, dass sich bei den Brunnenabdeckungen in Augsburg etwas ändern muss.“ Die gläserne Einhausung am Salzburger Dom etwa ist für Beck beispielhaft. „Wenn allein der Augustusbrunnen auf unserem Rathausplatz so in Szene gesetzt und in den Christkindlesmarkt integriert werden könnte, wäre das sensationell.“ Beck klingt begeistert. Die jetzige Holzkonstruktion jedenfalls findet er „nicht den Bringer“. Im Kontext des Weltkulturerbes, so der Tourismusdirektor, sollte man den Gedanken neu diskutieren.

    Delegation aus Augsburg besucht Salzburg

    Tatsächlich macht sich Mitte Dezember eine Delegation aus Augsburg nach Salzburg auf, um sich die gläsernen Alternativen anzusehen. Ulrich Müllegger und seine Kollegen vom Welterbe-Büro wollen sich mit Konstrukteur Petri austauschen. „Wir wollen das Thema Brunnenverkleidung nächstes Jahr neu angehen“, sagt Müllegger. Schließlich seien die Prachtbrunnen nicht nur wesentlicher Bestandteil des Weltkulturerbes. Sie zählten auch zu den wenigen Welterbe-Stätten in der Stadt, die frei zugänglich sind. Laut Müllegger habe es schon vor einigen Jahren Überlegungen dazu gegeben.

    Das Stadtmarketing habe sich damals bei der Fassadenbau-Firma Seele aus Gersthofen sogar eine Kostenschätzung eingeholt. „Pro Brunnen kam man auf eine gute sechsstellige Summe. Uns wurde signalisiert, das sei nicht realisierbar.“ Doch mit der Auszeichnung Augsburgs als Welterbe sei die Situation neu. Leider gibt es noch keinen Welterbe-Förderverein, bedauert Müllegger. Er und sein Team hoffen auf Unterstützung des neuen Stadtrates. Eine kleine Änderung gebe es bereits. „Wir wollen die Zeit der Brunnenabdeckungen etwas verkürzen, so wie es Fachleute für vertretbar halten.“

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Brunnenabdeckungen passen nicht zum Welterbe

    Lesen Sie auch: Mit dem Welterbe-Titel beginnt für Augsburg erst die Arbeit

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    Kraftwerke, Brunnen und Lechkanäle verhalfen Augsburg einst zum Aufschwung. Dieses Zusammenspiel macht Augsburg zum Unesco-Welterbe.

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