Wenn in den kommenden Tagen und Nächten die Temperaturen in den Keller gehen, werden die Stadtwerke ihre Kapazitäten hochfahren: Um die an die Fernwärme angeschlossenen Gebäude zu versorgen, werden sie alle verfügbaren Kraftwerke ans Netz nehmen.
Zusätzlich zum Biomassekraftwerk in Lechhausen und zur Müllverbrennungsanlage, die beide ganzjährig Wärme liefern, werden auch die Gasturbine in Lechhausen und das Heizkraftwerk neben dem Vincentinum (beide laufen im Winter) hochgefahren sowie die beiden Gaskraftwerke im Hochfeld (Alter Postweg) und am Supply-Center (Pfersee/Kriegshaber) Leistung bringen. Man sei, so Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg, mit vielen dezentralen Anlagen gut aufgestellt.
Wie berichtet wurde in Nürnberg der Katastrophenfall ausgerufen, nachdem am Montag im dortigen zentralen Heizkraftwerk ein Großbrand ausgebrochen war. 15.000 Bürger sind von dem Ausfall der Anlage betroffen. Eilig mussten dort mehrere dieselbetriebene Kleinkraftwerke über die Stadt verteilt werden, die Energie ins Fernwärmenetz einspeisen. Vorsichtshalber wurde Bürgern aber angeboten, dass sie zum vergünstigten Preis auch ins Hotel ziehen können, sollte es in der Wohnung kalt werden.
In Augsburg gibt es Reserven bei einem Heizkraftwerks-Ausfall
In Augsburg sei ein derartiges Szenario unwahrscheinlich, so die Stadtwerke. Grund: Die Anlagen sind auf die ganze Stadt verteilt und können, wenn sie alle unter voller Kraft laufen, bis zu 390 Megawatt erzeugen. Allerdings werden auch in extremen Kältewellen so wie 2012 zu Spitzenzeiten "nur" 230 Megawatt benötigt. Die nun anstehende Kältewelle wird trotz Nachttemperaturen um die minus 15 Grad wohl nicht so ausgeprägt sein wie vor neun Jahren. "Wir haben also reichlich Puffer", so Sprecher Fergg. Selbst wenn ein Kraftwerk einmal ausfalle, solle dies für die Kunden nicht bemerkbar sein, weil die anderen Kraftwerke Wärme liefern. Zudem habe man in der größten Anlage neben dem Vincentinum vor einigen Jahren eine halbe Million Euro in den Brandschutz gesteckt, sodass ein Brand grundsätzlich unwahrscheinlich sei.
Fernwärme liefert Energie für 35.000 Augsburger Haushalte
Umgerechnet liefert die Fernwärme in Augsburg Energie für 35.000 Haushalte, wobei ein großer Teil auf Firmen (etwa MAN und Kuka), Schulen und Krankenhäuser entfällt. Aber auch Wohngebiete wie das Univiertel, die ehemaligen US-Kasernen, die Innenstadt und das Schwabencenter hängen am Netz. In Neubaugebieten wird zunehmend auf diese Energieform gesetzt. So bauen die Stadtwerke bis 2022 eine neue Leitung nach Oberhausen, um das künftige Zeuna-Areal anzuschließen. Auch der Innovationspark und der neue Uni-Medizin-Campus werden mit Fernwärme geheizt. Im vergangenen und dem laufenden Jahr werde man deutlich stärker wachsen als in der Vergangenheit, so die Stadtwerke.
Die Technologie soll mit dabei helfen, den Kohlendioxidausstoß in Augsburg zu senken, weil die Großanlagen (meist werden dort durch die Verbrennung von Gas gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt) mit höherem Wirkungsgrad arbeiten als Einzelheizungen. Für die Kunden von Vorteil ist, dass die Fernwärmeanschlüsse im Keller technisch weniger aufwändig sind als eine eigene Heizungsanlage, allerdings sind sie an die Versorgungspreise der Stadtwerke gebunden und können, anders als bei Strom und Gas, nicht zwischen verschiedenen Anbietern wechseln.
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