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Augsburg: Klimaschutz: Mehr Bio-Essen, Bäume und ein Wasserrad für Augsburg

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Klimaschutz: Mehr Bio-Essen, Bäume und ein Wasserrad für Augsburg

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    Die Stadt will in ihren Kitas die Quote an Bio-Lebensmitteln erhöhen.
    Die Stadt will in ihren Kitas die Quote an Bio-Lebensmitteln erhöhen. Foto: Robert Günther, dpa-tmn (Symbolbild)

    Im Zuge ihrer Bemühungen für mehr Klimaschutz will die Stadt den Anteil an Bio-Lebensmitteln in den städtischen Kitas von 30 auf 40 Prozent erhöhen. Zudem sollen verstärkt regionale und saisonale Lebensmittel genutzt werden. Der Stadtrat stimmte dem Vorschlag von Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) zwar mit großer Mehrheit zu, allerdings gab es längere Diskussionen, nachdem V-Partei-Stadtrat Roland Wegner für alle städtischen Einrichtungen (neben Kitas auch Schulen, Pflegeheime und alle Veranstaltungen) gefordert hatte, 100-Prozent-Bio-Gerichte auf pflanzlicher Basis anzubieten. Die Diskussion geriet zur Generaldebatte darüber, wie viele Beschränkungen für Klimaschutz verordnet werden dürfen. Doch es ging auch um andere Themen.

    "Wenn wir den Klimawandel aufhalten wollen, dann muss es einen Umstieg auf pflanzliche Lebensmittel geben", so Wegner. Unter anderem werde für den Anbau von Soja als Futter für Schlachttiere Regenwald im großen Maßstab abgeholzt. Das darin gebundene CO2 gehe in die Atmosphäre. Die Grünen unterstützten Wegners Idee von den 100 Prozent Bio-Lebensmitteln. "Allerdings ist es auch eine Frage, wie teuer das dann wird", so Fraktionschef Peter Rauscher. Darum sei es vorläufig nicht umsetzbar. Aus anderen Fraktionen hagelte es hingegen Kritik. "Es muss bei der Wahlfreiheit bleiben, was man essen will und was nicht", so Dirk Wurm (Sozialfraktion). Auch aus der CSU-Fraktion kam Widerspruch. "Man kann Angebote machen, aber am Ende darf jeder essen, was er will", so Matthias Fink. "Ich will Ihren Lebensstil nicht verändern, und ich habe meinen Lebensstil", so CSU-Fraktionschef Leo Dietz.

    Mehr Bio-Essen in Augsburger Kitas

    Wegner konterte, dass man seine Anträge nicht absichtlich missverstehen oder zumindest genau lesen solle. Es gehe ihm nicht darum, Kinder zwangsweise zu Bio-Veganern zu machen, aber unter mehreren Speisen ein Angebot in diese Richtung zur Auswahl zu stellen, sei nicht verkehrt. "Und was die Wahlfreiheit betrifft: Die haben Kinder und Eltern in ganz anderer Hinsicht nicht", so Wegner. Dies werde spätestens dann deutlich, wenn Tiefkühlapfelstrudel oder Obst aus der Dose auf dem Teller landen statt frischer Lebensmittel.

    Die höhere Bio-Quote in den städtischen Kitas soll laut Wild ohne Erhöhung des Essensgeldes umgesetzt werden. In Einrichtungen, in denen frisch gekocht wird, liegt der Bio-Anteil bereits jetzt bei bis zu 50 Prozent. In Kitas, wo Tiefkühlprodukte erhitzt werden oder die ihr Essen über einen Caterer geliefert bekommen, liegt der Anteil deutlich niedriger und erreicht teils nur fünf Prozent. Grundsätzliche Bedenken gegen die von der Stadt gewünschte Bio-Quote hatte die AfD. Die 40 Prozent lägen weit über der allgemeinen Bio-Quote bei den Verbrauchern. Man solle eher auf regionale und saisonale Lebensmittel setzen, so Stadtrat Friedrich Baur.

    Augsburg will mit weiteren Maßnahmen in den Klimaschutz investieren

    Umstritten ist, inwieweit Bio-Lebensmittel tatsächlich CO2-ärmer in der Erzeugung sind. Pro Hektar Ackerboden fallen durch den Verzicht auf Mineraldünger und den Humus-Aufbau zwar weniger Emissionen an, allerdings sind die Erträge auch geringer.

    Der Stadtrat beschloss im Rahmen seiner Sondersitzung auch eine Reihe weiterer kleinerer Maßnahmen:

    Wald: Die Stadt will einen "Bürgerwald" in der Hammerschmiede einrichten, in dem Bürger, Vereine und auch Firmen Bäume spenden können, gegebenenfalls auch im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen. Allerdings, so Umweltreferent Reiner Erben (Grüne), müsse sichergestellt sein, dass Firmen vorher alle Potenziale zur Einsparung von CO2 ausgeschöpft haben. Über diesen eher symbolischen Neu-Wald hinaus ist vorgesehen, dass die städtischen Forsten versuchen, ihre Waldflächen auch außerhalb des Stadtgebiets zu vergrößern. "In ländlichen Regionen kommen wir viel eher an Flächen ran", so Forstamtsleiter Jürgen Kircher. Auf Antrag der Sozialfraktion soll geprüft werden, ob für jedes neugeborene Augsburger Kind ein Baum gepflanzt werden könne. Allerdings, so Erben, werde dies bei 2500 neugeborenen Kindern und einem Flächenbedarf von 30 bis 50 Quadratmetern pro Baum ein Platzproblem ergeben.

    Recyclingpapier: Die Stadt will künftig nur noch auf Recyclingpapier setzen, nachdem ein Beschluss, eine Quote von 75 Prozent zu erreichen, in der Verwaltung nicht beachtet wurde. Jedes Amt habe wohl gedacht, dass sich die anderen Dienststellen schon fürs Erreichen der 75-Prozent-Quote zuständig fühlen. Aus der Opposition hagelte es Kritik, wieso die Stadtregierung die Beschlüsse nicht in der Verwaltung durchgesetzt habe. Der Beschluss fiel einstimmig.

    Bildung: Die Stadt will ihre Bildungsangebote über nachhaltige Entwicklung weiter ausbauen. Ein zentraler Punkt soll das Umweltbildungszentrum nahe dem Botanischen Garten werden, das im Mai 2022 eröffnet wird. "Klimaschutz ist nicht nur etwas Technisches, sondern funktioniert auch über Bildung", so Bürgermeisterin Wild. Von der AfD kam Widerspruch. "Der Staat kann solche Ziele über Besteuerung und Fördermittel regulieren, nicht aber über Bildung", so Fraktionschef Andreas Jurca.

    Wasserrad: Die Stadt will ein Wasserrad hinter dem Stadtbad in einen Lechkanal einbauen. Der Strom soll fürs Alte Stadtbad genutzt werden. Baureferent Gerd Merkle (CSU) sagte, der Wasserstadt Augsburg stehe ein solches Projekt gut an. Wirtschaftlich ist der Einbau der 1,2 Millionen Euro teuren Anlage angesichts des geringen Wirkungsgrades aber nicht. Gegen vier Stimmen der AfD wurde die weitere Planung beschlossen.

    Hören Sie sich dazu auch unsere Podcastfolge über die Bewegung "Fridays for Future" an:

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