Es mag eine Ironie des Schicksals sein: Gerade hat die Stadt versucht, das Klimacamp vor dem Rathaus aufzulösen (und damit vor Gericht verloren), da hat eine unabhängige Jury ihrerseits auch diesen Einsatz ausgezeichnet. Am Freitagabend gaben Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) und Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) per Video die Gewinner des Augsburger Zukunftspreises bekannt. Mit dabei ist die Bewegung Fridays for Future, die gemeinsam mit anderen Initiativen das Klimacamp vor dem Rathaus ins Leben gerufen hat.
Augsburger Zukunftspreis 2020: Das sind die Gewinner
An die Akteure von Fridays for Future geht der Preis für besonderes gesellschaftliches Engagement, vor allem im Bereich Klimaschutz. Die Bewegung zeichne sich laut Jury durch ihre Basisdemokratie, vielfältige Aktionsformen und große Kreativität aus. Es sei gelungen, in Augsburg tausende Menschen zu mobilisieren und auch an der Meinungsbildung zu Projekten in der Stadt mitzuwirken. 20 bis 30 Aktive bilden den Kern der Gruppe in Augsburg und investieren teils mehr als 40 Stunden pro Woche für ihr Herzensprojekt.
Mit dem Augsburger Zukunftspreis werden seit 15 Jahren Menschen und Projekte ausgezeichnet, die sich für nachhaltige Entwicklung engagieren. In diesem Jahr haben sich 53 Projekte und damit so viele wie noch nie beworben. Zum dritten Mal wurde auch das nachhaltigste Augsburger Unternehmen gekürt. Die Gewinner erhalten jeweils 1000 Euro. Das sind neben Fridays for Future die weiteren Preisträger:
- Tür an Tür und die Bildungskoordination für Neuzugewanderte der Stadt Augsburg Diese Einrichtungen bekommen den Preis für die App „Integreat“. Im Zuge zunehmender Flüchtlingszahlen im Jahr 2015 begannen ehrenamtliche Programmierer mit der Entwicklung der App, um der Ausgrenzung von Flüchtlingen entgegenzuwirken. Für Menschen, die neu nach Augsburg kommen, sind wichtige Informationen, Anlaufstellen, Behörden und Bildungsangebote hier abrufbar.
- Boxbote wird für seinen Dienst „Shop & Drop“ ausgezeichnet. Das Unternehmen hat Partner in Gastronomie, Drogerie, Buchhandel und anderen Bereichen. Seit September 2019 können im ersten Obergeschoss von Bücher Pustet in der Karolinenstraße Waren abgegeben werden, die beim Bummeln gekauft wurden. Die Gegenstände kann man dort zwischenlagern oder von einem Fahrradkurier nach Hause bringen lassen.
- Protestantischer Friedhof Augsburg Er wird für seine Umweltfreundlichkeit ausgezeichnet. Seit August 2017 strebe die Friedhofsverwaltung mit Daniel Kettemer eine nachhaltige Gestaltung des Friedhofs an, so die Jury. Um für Insekten beziehungsweise Bienen eine sichere Futter- und Nektarquelle anzubieten, wurden 2000 blühende Stauden gepflanzt und 4000 Blumenzwiebeln gesetzt. Für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien soll im Frühjahr 2021 eine etwa 300 Quadratmeter große Fotovoltaikfläche installiert werden.
- Leonie und Zoë Prillwitz Die Schwestern setzen sich gegen die Verschmutzung mit Mikroplastik ein. Seit über zwei Jahren beschäftigen sich die Schülerinnen des Maria-Ward-Gymnasiums mit der Messung von Mikroplastik in Gewässern. Sie haben einen Mikroplastikfilter für Waschbecken und Waschmaschinen entwickelt. Über 80 Prozent des bei einem Waschgang entstehenden Mikroplastiks werden so aus dem Wasser entfernt. Gegenwärtig versuchen die Schwestern, das Design ihres Filters für eine serielle Fertigung einzurichten.
- BMK Electronic Services GmbH erhält den Preis für ihr innovatives Konzept „Umbauen statt neu produzieren“. Der Spezialist für elektronische Baugruppen und Systeme schont Ressourcen, indem er gezielte Reparaturen durchführt. 40.000 Baugruppen sollen so monatlich eingespart und als Abfälle vermieden werden. Der Kunde reduziere gleichzeitig Entsorgungskosten und spare Anschaffungskosten. (AZ)
Alle Projekte sind in der Broschüre „Augsburger Zukunftspreise 2020 – 53 Projekte für nachhaltige Entwicklung“ zusammengestellt. Sie ist ab Montag kostenlos in der Bürgerinformation am Rathausplatz und in der Stadtbücherei erhältlich und kann unter www.nachhaltigkeit.augsburg.de/zukunftspreis heruntergeladen werden.
Hören Sie sich dazu auch unsere Podcastfolge über die Bewegung "Fridays for Future" an:
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