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Augsburg: Kleidersammler kämpfen in Augsburg mit vollen Containern

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Kleidersammler kämpfen in Augsburg mit vollen Containern

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    Viele Augsburger entsorgen derzeit Altkleider. Das führt zu Problemen bei denen, die sie abholen und weiterverwerten.
    Viele Augsburger entsorgen derzeit Altkleider. Das führt zu Problemen bei denen, die sie abholen und weiterverwerten. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wer viel Zeit hat, Wohnung, Keller und Speicher zu durchstöbern, findet manche alte Schätze. Nicht nur die Hilfsorganisationen berichten von einer Flut von Kleiderspenden - auch die Kleidercontainer im Stadtgebiet werden überrannt. Was für die Organisationen, die mit dem Sortieren und Verkauf der Kleiderspenden Geld verdienen, normalerweise ein Glücksfall ist, stellt sie nun vor Probleme. Denn der Markt für Altkleider ist im Ausland durch Corona stellenweise komplett zusammengebrochen und auch die europäischen Sortierbetriebe kommen mit der Arbeit kaum mehr hinterher oder haben sie wegen der Pandemie ganz eingestellt. Die Augsburger Kleidersammler helfen sich jetzt auf andere Weise.

    In Augsburg haben zwei Unternehmen die Konzession, Altkleidercontainer aufzustellen. 2019 hat die Stadt die Altkleidersammlung neu organisiert und die Lorenz Wittmann GmbH sowie die Aktion Hoffnung damit beauftragt. Der Abfallwirtschaft- und Stadtreinigungsbetrieb der Stadt (AWS) stellte dazu rund 300 Container im gesamten Stadtgebiet auf. Die Hoffnung war, dass durch die professionellen Sammler die Müllverbrennung entlastet und die Stadt einen guten Erlös aus den Sammlungen erzielen würde.

    Altkleidermenge hat sich während des ersten Lockdowns fast verdoppelt

    Nach Auskunft des AWS läuft die Partnerschaft gut. 2018 wurden im Stadtgebiet 1022 Tonnen Alttextilien gesammelt, 2019 waren es bereits 1746 Tonnen. Für 2020 liegen die Zahlen noch nicht vor, dürften aber nach Angaben der Sammelunternehmen nochmals weit über dem Vorjahr liegen. Im Zeitraum Dezember 2018 bis November 2020 hat der AWS Erlöse von rund EUR 120.000 aus der Sammlung von Alttextilien erzielt.

    Fast verdoppelt hätte sich während des ersten Lockdowns die Menge der Altkleider, berichtet Martin Wittmann, der Geschäftsführer der Lorenz Wittmann GmbH. "Die Leute hatten einfach viel Zeit daheim - die Container sind übergelaufen und wir haben unser Möglichstes getan, sie zu leeren und die Plätze in Ordnung zu halten." Weil viele Partnerbetriebe wegen Corona schließen mussten, habe es Probleme gegeben, die Kleider vom Hof zu bekommen. Zum Glück habe das Unternehmen große Lagerkapazitäten, wo die Kleidung zwischengelagert werden konnte, bis im Sommer der Markt wieder ins Laufen kam, sagt der Geschäftsführer.

    Derzeit sei das Kleideraufkommen immer noch hoch, aber nicht mit dem Frühjahr zu vergleichen. "Ich bin sehr gespannt, wie sich die Menge entwickelt - ich bin noch nicht sicher, ob 2021 ein normales Jahr wird", sagt er. "Die Nachfrage ist stabil und die Ware läuft gut ab", freut er sich.

    Essensabfälle, Gartenabfälle und Farbeimer zwischen Textilien

    Große Probleme macht den Sammlern der Müll, den Menschen in den Altkleidercontainern entsorgen. Dabei sei nicht nur von alten, zerrissenen Kleidungsstücken die Rede, sondern von Hausmüll, Bauschutt und Gartenabfällen. Auch diese Menge habe im vergangenen Jahr zugenommen und verursache hohe Kosten, sagt Wittmann. Zum einen müsse der Müll entnommen und teuer entsorgt werden. Essensabfälle oder beispielsweise Farbeimer zwischen den Textilien können darüber hinaus ganze Container unbrauchbar machen, sodass auch die Textilien weggeworfen werden müssen.

    In den vergangenen Jahren wurden in Augsburg zahlreiche neue Container für Altkleider aufgestellt.
    In den vergangenen Jahren wurden in Augsburg zahlreiche neue Container für Altkleider aufgestellt. Foto: Fridtjof Atterdal (Archivfoto)

    Mit diesem Problem kämpft auch die Aktion Hoffnung, berichtet Geschäftsführer Johannes Müller. Er findet es eine Zumutung für seine Mitarbeiter, die beim Sortieren den Abfall mit den Händen aus den Kleidern klauben müssen. Doch auch textiler Abfall gehöre nicht in die Sammelbehälter, betont er. "Die Container von Aktion Hoffnung dienen nicht der Altkleiderentsorgung, sondern der Sammlung von Kleiderspenden", sagt er. Nur mit gut erhaltener Kleidung könne die kirchliche Hilfsorganisation ihrer Aufgabe nachkommen, betont der Geschäftsführer. Aktion Hoffnung sortiert und verkauft die Kleidung, um mit dem Erlös soziale Projekte zu finanzieren.

    Müller rechnet damit, dass in den kommenden Wochen das Kleiderspendenaufkommen wieder hoch sein wird. "Traditionell gibt es zu Weihnachten oft Kleidung und die Menschen sortieren dann ihren Schrank aus", erklärt er. Er sieht den Markt noch immer stark unter Druck - die gewerblichen Sortierbetriebe beispielsweise in den Niederlanden kämen immer noch nicht hinterher.

    Augsburger Kleidersammler haben Probleme mit der Lagerung

    Die Aktion Hoffnung habe deshalb gerade ihre Strategie umgestellt und sortiere verstärkt selbst - die Kleidung geht dann an die eigenen Second-Hand-Läden. "Kleidung muss im Umlauf bleiben und bewegt werden - unsere Ware eignet sich nicht zur langen Lagerung", sagt Müller.

    Sowohl Aktion Hoffnung als auch die Lorenz Wittmann GmbH versichern, weiterhin ihren Aufgaben nachzukommen und die Container zu leeren. In vielen anderen Städten sei zu beobachten, dass die Kleidercontainer abgezogen oder gar nicht mehr geleert würden, berichten beide Geschäftsführer.

    Die Aktion Hoffnung wendet sich mit dem Appell "Kleiderspenden gerne - aber später!" an die Verbraucher. Kleider-Spenden sollten auf keinen Fall neben überfüllten Containern oder vor Second-Hand-Läden abgestellt werden, sagt Johannes Müller. Textilien sollten sauber getrennt werden, in brauchbare Qualität für Container, und in Restmüll, der selbst entsorgt werden sollte.

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