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Augsburg: Kirche kritisiert „Event-Charakter“ des Friedensfestes

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Kirche kritisiert „Event-Charakter“ des Friedensfestes

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    Ein Höhepunkt des Augsburger Friedensfestes: An der Friedenstafel (hier im vorigen Jahr)  teilen jedes Jahr Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ihr Essen.
    Ein Höhepunkt des Augsburger Friedensfestes: An der Friedenstafel (hier im vorigen Jahr)  teilen jedes Jahr Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ihr Essen. Foto: epd

    Die evangelische Kirche fürchtet, dass die ureigene Bedeutung des Augsburger Hohen Friedensfestes immer mehr in den Hintergrund gerückt wird. So sehr Stadtdekanin Susanne Kasch es begrüßt, dass das städtische Friedensbüro ein großes Beiprogramm organisiert, so sehr müsse man aufpassen, „dass mit dem Event-Charakter des Festes auch das Bewusstsein für seinen Ursprung erhalten bleibt“. Die Kirchen sollten als Partner auf Augenhöhe in die Programmgestaltung eingebunden werden, fordert Kasch. Es gehe schließlich nicht um eine beliebige Friedensfeier. „Es ging immer darum, wie Religion und Frieden zusammenhängen.“ Das Friedensfest, das am 8. August exklusiv in Augsburg begangen wird, ist im Ursprung evangelisch.

    Auch Regionalbischof Michael Grabow erkennt an, dass die Stadt dem Fest mit dem Rahmenprogramm zu mehr Bedeutung verholfen habe, doch: „Das Religiöse ist hintenüber gekippt.“ Ähnlich sieht es Prälat Bertram Meier. Die Katholiken hätten sich dem Fest angeschlossen, um zu zeigen, dass Christen zusammenstehen, sagt der Ökumenebeauftragte der Diözese. Man habe außerdem versucht, andere Religionen einzubinden. Doch er beobachte, dass der religiöse Charakter sich in einen multikulturellen verwandle.

    Timo Köster, Leiter des Friedensbüros, hält dagegen: Sein Büro habe den Auftrag, ein Festival für die gesamte Stadtgesellschaft zu konzipieren. In Augsburg leben Menschen aus 150 Nationen. Von den 274300 Augsburgern sind nach Angaben des Statistikamtes 123000 katholisch und 45300 evangelisch. Weitere Daten liegen nicht vor; Experten gehen von 25000 Muslimen und 2000 Juden in Augsburg aus.

    Köster erhält Rückendeckung von Kulturreferent Peter Grab. Dieser betont, das Friedensfest sei im Ursprung religiös, doch mittlerweile ein geschützter städtischer Feiertag für alle. Und: „Ich kann nicht erkennen, dass das Religiöse zu kurz kommt.“ Es gebe viele Veranstaltungen mit religiösem Bezug, die Stadt gehe auch neue Wege, habe den Predigt-Slam oder das Fastenbrechen der Muslime eingebunden.

    Die evangelische Stadtdekanin Susanne Kasch wünscht sich, dass mit dem "Event-Charakter des Festes auch das Bewusstsein für seinen Ursprung erhalten bleibt".
    Die evangelische Stadtdekanin Susanne Kasch wünscht sich, dass mit dem "Event-Charakter des Festes auch das Bewusstsein für seinen Ursprung erhalten bleibt".

    Stadtdekanin Kasch bemängelt, dass Köster („ein sehr engagierter Mann“) die Kirchen zu spät über Motto und Programm informiert habe. „Das Thema Protest wäre für uns doch eine Steilvorlage gewesen.“ Deutlicheren Bezug zu den Wurzeln als Kinderfest wünscht sich Pfarrer Frank Kreiselmeier. Im Kindergottesdienst in ev. St. Ulrich wird er die Friedenswecken verteilen. Mit frühzeitiger Planung solle man zudem eine Brücke schlagen zum Kinderfriedensfest im Botanischen Garten, etwa mit Friedenswünschen aus der Kirche.

    Köster sagt: „Wenn die Kirchen dieses Thema stärker eingebunden haben wollen, sind sie eingeladen, Formate zu entwickeln.“ Grab betont, er sei gesprächsbereit, bislang habe sich aber keiner an ihn gewandt. Bislang gab es auch stets eine Veranstaltung des runden Tischs der Religionen; sie kam dieses Jahr nicht zustande. Es werden allerdings Friedensgrüße von Vertretern der Weltreligionen bei der Friedenstafel im Annahof gesprochen.

    Köster wird das nächste Friedensfest nicht mehr koordinieren. Er wird Geschäftsführer der Friedensakademie Nordrhein-Westfalen. Trotzdem: Für die Zukunft gibt er sich zurückhaltend. Kooperationen mit allen Religionsgemeinschaften seien erwünscht, sagt er, macht aber klar: „Die Federführung bei Konzeption, Themenwahl und Umsetzung obliegt dem Friedensbüro.“

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