Startseite
Icon Pfeil nach unten
Augsburg
Icon Pfeil nach unten

Augsburg: Keine Scheu vor dem Hospiz

Augsburg

Keine Scheu vor dem Hospiz

    • |
    Christine Sieberth, die Leiterin des St.-Vinzenz-Hospizes, zeigt Besuchern ein Kunstwerk. Geschaffen hat diesen Baumstamm mit einem roten Herz in der Mitte der Künstler Martin Knöferl. Das Objekt soll die Besucher auf den Tod eines Gasts aufmerksam machen.
    Christine Sieberth, die Leiterin des St.-Vinzenz-Hospizes, zeigt Besuchern ein Kunstwerk. Geschaffen hat diesen Baumstamm mit einem roten Herz in der Mitte der Künstler Martin Knöferl. Das Objekt soll die Besucher auf den Tod eines Gasts aufmerksam machen. Foto: Fred Schöllhorn

     Auf großes Interesse stieß der Tag der offenen Tür im neu errichteten St.-Vinzenz-Hospiz im Schatten der Oberhauser Kirche St. Martin. Schon in den Vormittagsstunden nutzten zahlreiche Besucher die Gelegenheit, die Einrichtung für unheilbar kranke Patienten zu besichtigen, die dort bis zu ihrem Tod betreut und medizinisch versorgt werden.

    Magdalena Weber ist mit ihrem Freund Stefan Baumgärtner in die Zirbelstraße gekommen. Die 30-Jährige arbeitet als medizinische Fachangestellte in einer onkologischen Praxis, in der Krebskranke behandelt werden. Dort erlebt sie ständig, dass Patienten plötzlich nicht mehr zur Sprechstunde kommen, weil sie gestorben sind. Auch wenn sie ihn nicht direkt miterlebe, sei der Tod fester Bestandteil ihres Lebens, sagt die junge Frau.

    Ein Hospizbett pro 60000 Einwohner

    Von Angehörigen ihrer Patienten wurde Weber immer wieder auf die wertvolle Arbeit im Hospiz aufmerksam gemacht. „Für mich ist die

    Weber hat sich schon mit einer Ausbildung zur Hospizhelferin befasst. Aber ihre Arbeit fordere sie voll. Außerdem befürchtet sie, dass der allgegenwärtige Tod in der Praxis und der ehrenamtlichen Helferarbeit sie überfordern könnte.

    Stefan Baumgärtner hat sich bisher kaum mit Tod und Sterben oder der Arbeit der Hospize beschäftigt. Er sei trotzdem mit seiner Freundin gekommen. „Das Hospiz ist für mich mit meinen 32 Jahren momentan kaum relevant“, sagte er. Das Haus mit seinen ansprechend gestalteten Gästezimmern empfindet er als nobel, aber auch als angemessen für das, was dort geleistet wird.

    Schöner Blick in den Garten

    Jahrzehntelang war Margaretha Schmidbaur gesund und konnte sich ungehindert bewegen. Doch seit einem Sturz ist sie seit wenigen Monaten auf einen Rollator angewiesen. Seither denkt die Seniorin öfter auch daran, wie es ihr gehen könnte, wenn sie älter und gebrechlich wird. „Wenn es so weit ist, würde ich sehr gern ins Hospiz gehen. Die Zimmer sind groß und schön eingerichtet, außerdem hat man einen schönen Blick in den Garten“, fand sie.

    Angst vor dem Tod haben Elisabeth und Gotthard Biallas nicht. Vor dem Sterben hingegen fürchten sie sich die beiden 78-Jährigen schon, vor allem wenn es mit Schmerzen verbunden ist. „In unserem Alter muss man sich mit diesem Thema auseinandersetzen“, sagte

    Am liebsten wäre den Eheleuten allerdings, bis zuletzt zu Hause leben zu können. „Schon unsere Eltern sind daheim im Kreis der Familie gestorben. Das wäre auch für uns das Allerschönste“, meinte Elisabeth Biallas. Doch wenn das nicht möglich sei, wäre das Hospiz für sie die beste Lösung.

    Besichtigung vor dem Einzug der Gäste

    So wie die Eheleute Biallas nahmen am Samstag zahlreiche Besucher das für 6,5 Millionen Euro errichtete St.-Vinzenz-Hospiz in Augenschein. „Wir hatten über den Tag verteilt fast 700 Besucher, die wir in Gruppen durchs Haus geführt haben“, sagt Leiterin Christine Sieberth. Der Termin fand bewusst vor dem Einzug der schwer kranken Gäste statt, denn sie sollen nicht in ihrer Privatsphäre gestört werden.

    Der Umzug erfolgte in mehreren Etappen: Am Montag wurden die Patienten, die am bisherigen Standort in Hochzoll-Süd betreut wurden, mit dem Krankentransport nach Oberhausen verlegt. „Das war für mich der schönste Moment. Darauf habe ich die vergangenen Jahre hingearbeitet“, sagt Sieberth.

    An den darauffolgenden Tagen wurden weitere Zimmer belegt. Aktuell darf das Hospiz 14 Gäste aufnehmen. Für insgesamt 16 gibt es in der Zirbelstraße Platz. Das Angebot kann jedoch erst dann ausgeschöpft werden, wenn die Krankenkassen den Belegungsschlüssel in den Hospizen anpassen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden