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Augsburg: Kein Wasserkraftwerk wegen des Naturschutzes?

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Kein Wasserkraftwerk wegen des Naturschutzes?

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    Im Augsburger Stadtwald hat der Lech seine letzte größere Fließstrecke in Bayern. Die Pläne für einen natürlicher fließenden Fluss sind in Konflikt mit einem neuen Wasserkraftwerk, das dort beantragt ist.
    Im Augsburger Stadtwald hat der Lech seine letzte größere Fließstrecke in Bayern. Die Pläne für einen natürlicher fließenden Fluss sind in Konflikt mit einem neuen Wasserkraftwerk, das dort beantragt ist. Foto: Foto: Eberhard Pfeuffer

    Erst werden die Möglichkeiten zum naturnahen Ausbau des Lechs genauer untersucht. Und erst danach soll über das umstrittene neue Wasserkraftwerk der Firma Eon im „Naturschutzgebiet Stadtwald“ entschieden werden. Diese Reihenfolge wurde gestern im Umweltausschuss des Stadtrates deutlich.

    Momentan prüfen Wasserbauingenieure der Technischen Universität München, wie man den Augsburger Lech zwischen der Staustufe 23 und dem Hochablass in ein natürlicher fließendes Gewässer verwandeln kann. Der Fluss mit seiner einmaligen Tier- und Pflanzenwelt und auch das angrenzende, europaweit bedeutende Naturschutzgebiet sollen davon profitieren.

    Hinter dem Projekt „Licca liber“ stehen die Stadt und das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth. Ein Vorbild ist die Umgestaltung der Wertach. Auch am Lech will man verhindern, dass sich der Fluss noch weiter in sein Bett eingräbt. Wolfgang Schilling, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, nannte die Situation „relativ dramatisch“ und sieht Handlungsbedarf.

    In Konkurrenz zum naturnahen Ausbau des Lechs steht aber ein neues Wasserkraftwerk, das Eon beantragt hat (wir berichteten). Es würde eine vorhandene Betonschwelle im Fluss festschreiben. Umweltreferent Rainer Schaal sagte gestern, für eine Entscheidung über den Bauantrag von Eon seien die Ergebnisse der TU München „rechtlich bedeutsam“. Diese vertiefende Studie soll aber erst Mitte 2012 vorliegen. Solange dürfte der Antrag für das Kraftwerk bei der Stadt weiter auf Eis liegen.

    Auch das Wasserwirtschaftsamt, das als Sachverständiger in das Genehmigungsverfahren für die neue Anlage eingebunden ist, will erst die Ergebnisse der TU abwarten. Die Frage sei, ob das Kraftwerk einer Renaturierung des Flusses entgegensteht, so Schilling. Eine andere Frage sei, ob der Freistaat weiterhin hohe Kosten für den Flussunterhalt aufbringen muss, wenn sich der Lech unterhalb des neuen Kraftwerks weiterhin eintieft. Wann aber „Licca liber“ tatsächlich realisiert werden kann, hängt von den Geldern des Freistaates ab. Viele Projekte in Bayern konkurrieren, die Mittel werden laut Schilling immer knapper. Wichtig sei, in der Stadt einen breiten Konsens für das Projekt herzustellen.

    Aber neue Anlage am Hochablass

    Deutlich schneller könnte ein anderes Projekt kommen. Gestern stimmte der Ausschuss einer Wasserkraftnutzung am Hochablass zu. Im historischen Wehr wollen Tiefbauamt und Stadtwerke ein umweltverträgliches „Restwasserkraftwerk“ einbauen. Es soll regenerativen Strom für etwa 3900 Haushalte erzeugen, das wären etwa halb so viele Haushalte, wie Eon mit seiner Anlage versorgen würde. Laut Schaal sehen Naturschützer und Kanusportler keine unüberwindbaren Hindernisse. (eva)

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