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Augsburg: Kann Tempo 30 eine Augsburger Geschäftsstraße retten?

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Kann Tempo 30 eine Augsburger Geschäftsstraße retten?

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    In der Bürgermeister-Ackermann-Straße geht es zu jeder Tageszeit eng zu. Viele Gögginger glauben, dass eine Tempobeschränkung auf 30 Stundenkilometer der Straße guttun würde.
    In der Bürgermeister-Ackermann-Straße geht es zu jeder Tageszeit eng zu. Viele Gögginger glauben, dass eine Tempobeschränkung auf 30 Stundenkilometer der Straße guttun würde. Foto: Peter Fastl

    Die Hoffnungen von Anwohnern und Geschäftsleuten sind groß: Seit langem warten die Bürger des Augsburger Stadtteils Göggingen ungeduldig darauf, dass die Stadt die versprochene Sanierung ihrer Haupteinkaufsstraße umsetzt. Das Projekt war zuletzt wegen der finanziellen Belastungen durch die Corona-Krise aus dem Haushalt gestrichen worden. Nun gibt es gute Nachrichten: Im Rahmen des Lärmaktionsplanes der Stadt sollen mehrere große Straßen auf Tempo 30 reduziert werden. Vor allem die Gögginger hoffen, dass eine Beruhigung der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße nicht nur den Lärm reduziert, sondern auch die Aufenthaltsqualität in der Straße verbessert. Andernorts nämlich hat das gut funktioniert.

    Seit mehr als zehn Jahren gilt in der Augsburger Straße Tempo 30.
    Seit mehr als zehn Jahren gilt in der Augsburger Straße Tempo 30. Foto: Peter Fastl

    Wie sich eine Verkehrsberuhigung auf einen Stadtteil auswirken kann, lässt sich in der Augsburger Straße in Pfersee sehen, wo die Autos schon seit über 15 Jahren langsam fahren müssen. "Die Augsburger Straße war absolut ungenießbar", erinnert sich Dietmar Egger, der Vorsitzende der Bürgeraktion Pfersee, die schon Ende der 90er-Jahre dafür kämpfte, dass die Augsburger Straße und die umliegenden Wohngebiete verkehrsberuhigt werden. Im Rahmen der Debatte um den Umbau der Straßenbahnlinie 3 und einer Neugestaltung der Augsburger Straße entschied sich der Stadtrat für eine Verkehrsberuhigung und in deren Folge dann auch der umliegenden Wohngebiete, erinnert sich Egger.

    Das soll Tempo 30 in der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße bewirken

    "Tempo 30 war eine Grundvoraussetzung dafür, dass die Augsburger Straße heute eine angenehme Einkaufsstraße ist", so Egger. So wurden in dem Gebiet die Gehwege verbreitert und auf Straßenniveau abgesenkt. "Früher ist man aus der Türe getreten und stand quasi auf der Hauptstraße", erinnert er sich.

    Heute könne man auch mit einer Mobilitätseinschränkung ohne Angst die Straße überqueren – einen "Quantensprung" nennt er die Situation. "Die augenfälligen Verbesserungen können allerdings nicht darüber hinwegtrösten, dass das Angebot für Radfahrer in der Augsburger Straße nach wie vor nicht optimal ist", mahnt Egger. Hier gebe es weiterhin Handlungsbedarf, auch wenn der Zuschnitt der Straße die Situation nicht einfach mache.

    Augsburgs Geschäftswelt profitiert von attraktiveren Straßen

    Auch für die Geschäftswelt war die Verkehrsberuhigung ein großer Vorteil, erhöhte sie doch die Aufenthaltsqualität, sagt Klaus Konrad, der Chef des gleichnamigen Kaufhauses in Pfersee. "Heute hat man sich so an die Situation gewöhnt, dass es kaum mehr auffällt, wie angenehm es in der Straße geworden ist", findet er. Vor allem in der ersten Zeit hätte man gemerkt, wie gern die Kunden in ihrer "neuen Straße" zum Einkaufen gingen. "Der Verkehr hat seitdem zwar stark zugenommen – aber er fließt in gemäßigtem Tempo", so Konrad.

    In Göggingen hofft man, dass die Stadt jetzt mehr tut, als nur ein paar Tempo-30-Schilder aufzustellen, sagt der Vorsitzende der Unternehmergemeinschaft "Wir in Göggingen" (Wig), Dieter Kleber. "Die Verkehrsberuhigung ist ein Anfang – für die Geschäftsleute bedeutet sie erst mal wenig bis nichts", sagt er. Jetzt gehe es darum, das beschlossene Sanierungskonzept bald umzusetzen und die Straße aufzuwerten. "Für uns Geschäftsleute ist es wichtig, dass das Stadtteilzentrum erhalten bleibt – jede Verbesserung ist angesichts der Schwierigkeiten durch die Corona-Krise zu begrüßen", so der Vorsitzende.

    Die Stadt, so die Kritik, habe Versprechen nicht gehalten

    Auch in der Arbeitsgemeinschaft der Gögginger Vereine und Organisationen (Arge) war die Reaktion auf die Nachricht "super positiv", wie deren Vorsitzender Joachim Wetzenbacher berichtet. Allerdings sieht er das Handeln der Stadt in der Straße auch kritisch. "Uns wurde versprochen, dass künftige Bebauung nicht mehr so nah an die Straße rücken darf – daran wurde sich bei dem Ihle-Neubau wieder nicht gehalten", kritisiert er. Auf diese Weise werde es schwierig, der Neugestaltung der Straße eine einheitliche Linie zu geben.

    Er verweist auch auf den Platz vor der Kreissparkasse, der eigentlich schon längst mit einem "Musterpflaster" versehen sein sollte, um eine Anregung für die Nachbarn zu bieten, wie das Pflaster einmal aussehen könnte.

    Kreissparkasse wartet auf Vorschläge der städtischen Planer

    Der Bereich am Eingang der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße war sanierungsbedürftig und die Kreissparkasse hatte angeboten, dort gleich das richtige Pflaster zu verlegen, wenn man schon Geld in die Hand nimmt, bestätigt Steffen Schwaninger von der Pro Service, die für Liegenschaften der Kreissparkasse zuständig ist. Man habe den Vorplatz mittlerweile wieder ordentlich hergerichtet, warte aber darauf, dass von den städtischen Planern ein Vorschlag für einen endgültigen Belag komme, so Schwaninger.

    Damit die Sanierung der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße in die Hand genommen werden kann, müssten zunächst die Planungs- und Ausführungsmittel für das Projekt im Haushalt verankert werden, das solle bei den kommenden Haushaltsberatungen geschehen, heißt es aus dem Augsburger Tiefbauamt. Derzeit liegt nur eine Machbarkeitsstudie vor, sodass die Detailplanung erst im weiteren Verfahren erfolgen könne. Mit der Begrenzung auf Tempo 30 wolle man in den betroffenen Straßen in erster Linie die Wohnbevölkerung vor unzumutbarem Lärm schützen, so das Tiefbauamt. Im Rahmen der strategischen Lärmkartierung der Stadt hätten viele Gögginger die Aurnhammer-Straße als stark lärmbelasteten Ort benannt.

    Auf Kritik an der Maßnahme, auch aus dem Stadtrat, sagt das Tiefbauamt, die Reduzierung der zulässigen Geschwindigkeit auf kurzen Streckenabschnitten führe zu einem Reisezeitverlust von wenigen Sekunden. Dagegen würde der Lärm in entsprechenden Bereichen um 40 bis 50 Prozent gesenkt. Darüber hinaus könne in der Bürgermeister-Aurnhammer-Straße verkehrsbedingt am Tag nur selten 50 Stundenkilometer gefahren werden.

    Die Polizei sagt, es gebe kaum Daten, wie sich Tempo 30 in der Stadt auf das Unfallgeschehen auswirke. Allerdings seien die Unfallfolgen bei niedrigem Tempo erheblich weniger gravierend – auch die Bremswege verkürzten sich stark, so Michael Klein vom Fachbereich Verkehr.

    Lesen Sie dazu den Kommentar: Tempo 30: Augsburgs Bürger erwarten einen klaren Zeitplan

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