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Augsburg: John Benton: Sie haben die Einsatzkräfte in der Brandnacht verpflegt

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John Benton: Sie haben die Einsatzkräfte in der Brandnacht verpflegt

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    Das Team von John Benton unterstützte die Einsatzkräfte (von links): Mustafa Khalifa, Roxanna Sternad, Neriman Keles, Remzi Bajraliu, Ute Leib, Christian Leib, Simone Güttner, Andrea Mesova und Afrim Sylejmani.
    Das Team von John Benton unterstützte die Einsatzkräfte (von links): Mustafa Khalifa, Roxanna Sternad, Neriman Keles, Remzi Bajraliu, Ute Leib, Christian Leib, Simone Güttner, Andrea Mesova und Afrim Sylejmani. Foto: Michael Hochgemuth

    Remzi Bajraliu kann es kaum glauben, als er am frühen Freitagabend ein Foto von einem Kollegen erhält. Es zeigt das brennende Haus in der Karolinenstraße – direkt gegenüber dem Lokal, in dem er arbeitet. Er ist Chefkoch des Restaurants John Benton und befindet sich in diesem Moment noch zu Hause. Im nächsten setzt er sich aber schon in Bewegung und fährt in die Arbeit. Gemeinsam mit Inhaber Christian Leib und seinen Kollegen kümmert er sich in den kommenden Stunden rührend um die Einsatzkräfte – sie machen ihnen Kaffee, Burger und Pommes. "In der Not muss man helfen", sagt Leib.

    Für den Chef des Restaurants sieht es zunächst so aus, als ob der Brand im Dachstuhl schnell in den Griff zu bekommen sei. Doch es kommt anders. Als immer mehr Feuerwehrleute gegen die Flammen in dem Haus kämpfen, handelt sein Team. Zunächst stellen sie ihnen Wasser zur Verfügung und Stühle, damit sie sich einen Moment ausruhen können.

    Christian Leib geht gegen 3.30 Uhr und überlässt den Einsatzkräften seinen Schlüssel

    Als der Einsatz immer länger dauert, schenken die Mitarbeiter des John Benton den Einsatzkräften Kaffee aus. "Sie konnten natürlich auch unsere Toilette benutzen", berichtet Bajraliu. Die eigentlichen Gäste hatten da schon lange das Restaurant über den Hintereingang verlassen. "Nach zwei Stunden haben wir bemerkt, dass die Einsatzkräfte Hunger hatten, und haben zubereitet, was schnell ging: Burger, Pommes und Kartoffelwedges", so Leib. Die kommenden Stunden gibt es ein Kommen und Gehen im John Benton.

    Christian Leib bietet seinen Mitarbeitern an, dass sie nach Hause gehen können, doch alle bleiben freiwillig da. Er selbst verlässt gegen 3.30 Uhr in der Nacht sein Lokal und überlässt den Einsatzkräften den Schlüssel, damit sie in den Räumen des Lokals weiterhin eine Pause abhalten können. Erst im April hat Leib das Lokal übernommen, das es nach seinen Angaben seit mehr als 30 Jahren an dem Standort gibt. Das Haus, das in dieser Nacht abgebrannt war, gehörte für ihn zu den schönsten der Straße.

    "Damit geht ein Stück Augsburger Tradition kaputt." Für Christian Leib war die Hilfe in Not genauso eine Selbstverständlichkeit wie für Remi Bajraliu. "Ich komme aus dem Kosovo und habe viel erlebt. Wenn vor deiner Tür etwas passiert, dann mach sie auf und nicht zu", sagt er.

    Am Samstag kommen zwar die Mitarbeiter ins Restaurant – an Arbeit ist freilich aber nicht zu denken. In der Karolinenstraße herrscht zu diesem Zeitpunkt ein Betretungsverbot. Es ist der Grund, warum auch Goldschmiedin Nicole Eidel ihr Geschäft "Atelier Eidel" nicht öffnen kann.

    Betretungsverbot in der Karolinenstraße: Viele Geschäftsleute müssen umplanen

    "Ausgerechnet ein Samstag", sagt sie. Für Geschäftsleute wie sie sei das der wichtigste Verkaufstag. Sie ist dennoch in ihrem Laden, weil sie unter anderem einen wichtigen Abholtermin einhalten will. "Ein Pärchen heiratet am Montag und holt heute die Trauringe ab. Das wäre schlecht, wenn das nicht klappt", sagt sie. Das Paar kommt schließlich zu seinen Ringen – nur kann es sie nicht im Atelier abholen, sondern im Treppenaufgang an der Hintertür.

    Viele Geschäftsleute, die in der Karolinenstraße tätig sind, müssen am Samstag umplanen. Auch im Modehaus Rübsamen werden die Mitarbeiter nach Hause geschickt. Nach solch einem Brand sei nicht an "shoppen und flanieren" zu denken, so Geschäftsführer Marcus Vorwohlt. Die Türen werden geschlossen gehalten, Lüftung und Klimaanlage abgeschaltet. "Wir versuchen, dass kein Rauch in das Haus eintritt. Der könnte unsere Ware beschädigen", sagt Vorwohlt. Sie blieben im Gespräch mit der Feuerwehr und würden sehen, ob sie am Montag wieder öffnen können. Dass das Haus nicht mehr zu retten ist, macht den Geschäftsführer traurig. "Von unserem Besprechungsraum im vierten Stock haben wir immer die wunderschöne Madonnenfigur gesehen, die sich im Giebel befand."

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