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Augsburg: Ist ein Leben ohne Bargeld in Augsburg vorstellbar?

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Ist ein Leben ohne Bargeld in Augsburg vorstellbar?

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    Obst und Gemüse mit Karte bezahlen? Bei Rosaria Necker auf dem Stadtmarkt ist das möglich. Es war ein Wunsch der Kunden. 
    Obst und Gemüse mit Karte bezahlen? Bei Rosaria Necker auf dem Stadtmarkt ist das möglich. Es war ein Wunsch der Kunden.  Foto: Silvio Wyszengrad

    Das Ticket für den Bus, das Bier in der Bar oder die Semmeln beim Bäcker – Ausgaben, die von den meisten Kunden in Deutschland bar bezahlt werden. Nur wenige zücken die Girocard – die frühere EC-Karte – oder die Kreditkarte, wenn es um das Begleichen von kleinen Beträgen geht. Das könnte sich in Zukunft ändern. Finanzexperten sagen, dass die Deutschen in ein paar Jahren auch beim Abheben von Bargeld am Automaten der Hausbank Gebühren bezahlen müssen. Wenn Bargeld „kostet“, werden die Kunden vermutlich öfters auf bargeldlose Zahlungsoptionen wie Kartenzahlungen, Handy-Zahlung oder Überweisungen ausweichen. Doch wie ist die Situation gegenwärtig in Augsburg? Eine Bestandsaufnahme.

    Kartenlesegerät auf dem Stadtmarkt

    In Augsburg hat der bargeldlose Zahlungsverkehr in den vergangenen Jahren zugenommen. „Wir beobachten einen zwar sehr langsamen, aber kontinuierlichen Rückgang von Bargeldzahlungen“, sagt Hermann Schweyer von der Stadtsparkasse Augsburg. Das entspricht der bundesweiten Entwicklung: Laut einer 2015 veröffentlichten Studie der Bundesbank zum Zahlungsverhalten ist das Bargeld zwar immer noch das liebste Zahlungsmittel der Deutschen – sie bezahlten in 79 von 100 Fällen in bar, das entsprach 53 Prozent der Umsätze. Rund 16 Prozent aller Transaktionen liefen per Karte (rund 33 Prozent der Umsätze). Der Anteil der Barzahlungen an der Gesamtzahl der Transaktionen nimmt aber ab.

    Jörg Necker ist Inhaber eines Obst- und Gemüsestands auf dem Stadtmarkt. Er hat sich vor einigen Jahren wegen zunehmender Nachfrage von Kunden, die ihren Einkauf mit der Girocard bezahlen wollen, ein Kartenlesegerät zugelegt. An seinem Stand machen die Kartenzahlungen aber nur einen Bruchteil aller Zahlungen aus: „Insgesamt zahlen etwa 30 bis 40 Kunden pro Woche mit Karte.“ Anders sieht es in der Gerry-Weber-Filiale in der Philippine-Welser-Straße aus.„Etwa drei Viertel der Einkäufe werden bargeldlos bezahlt“, schätzt Verkäuferin Noemi Fischer.

    Kleine Beträge in bar bezahlen

    Trotz des leichten Anstiegs an bargeldlosen Zahlungsvorgängen in den vergangenen Jahren bevorzugen es viele Augsburger, vor allem kleinere Beträge bar zu bezahlen. „Größere Ausgaben, wie zum Beispiel den Wocheneinkauf, zahle ich mit Girocard, kleinere Beträge mit Bargeld“, sagt Cornelia Sandhöfner. Den Vorteil bei Barzahlungen sieht sie vor allem darin, dass Ausgaben besser im Blick behalten werden können. Bei Wolfgang Brosch ist es vor allem die Gewohnheit, die ihn zum Barzahlen bewegt: „Ich bezahle nur größere Beträge mit Karte“, sagt der Rentner.

    Doch ist das Zahlungsverhalten nicht nur abhängig von der Höhe des Betrags, sondern auch vom Alter der Kunden. „Ältere Kunden bezahlen eher mit Bargeld, jüngere öfters mit der Girocard“, beobachtet Jörg Dossmann von der Buchhandlung Rieger+Kranzfelder. Besonders deutlich werde dieser Unterschied, wenn er die beiden Filialen der Buchhandlung vergleicht: „In unserer Filiale an der Universität wird viel häufiger mit der Girocard bezahlt als in der Innenstadt.“

    Obwohl die jungen Kunden gerne zur Karte greifen, ist der Weg zu einer bargeldlosen Gesellschaft aber noch weit. In vielen kleinen Geschäften und Gastronomiebetrieben in der Innenstadt kann noch immer nur mit Bargeld bezahlt werden. Grund ist, dass der Betrieb die Gebühr für die Transaktion übernehmen muss. Daher ist eine Zahlung mit der Girocard oft gar nicht oder erst ab einem bestimmten Rechnungsbetrag möglich. Dass das Bargeld in der fernen Zukunft dennoch ganz aus den Geldbeuteln verschwinden könnte, kann sich vor allem die ältere Generation kaum vorstellen.

    Kollektomat in der Kirche

    Oft benötigt man im Alltag ein paar Münzen – beim Besuch öffentlicher Toiletten, als kleine Aufmerksamkeit für die Enkel oder für die Kollekte in der Kirche. Lässt sich das alles elektronisch regeln? Was die Kirchenkollekte angeht, haben die Schweden – die europäischen Vorreiter des bargeldlosen Zahlungsverkehrs – bereits eine Lösung gefunden: Dort wurde der Klingelbeutel in vielen Kirchen durch einen sogenannten Kollektomaten ersetzt – ein Gerät zur Spendenabgabe per Kreditkarte.

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