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Augsburg: Ist die Spitze der dritten Corona-Welle in Augsburg schon überwunden?

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Ist die Spitze der dritten Corona-Welle in Augsburg schon überwunden?

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    An der Uniklinik in Augsburg ist die Zahl der Corona-Patienten in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen – auch wenn die Inzidenz zuletzt leicht gesunken ist.
    An der Uniklinik in Augsburg ist die Zahl der Corona-Patienten in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen – auch wenn die Inzidenz zuletzt leicht gesunken ist. Foto: Universitätsklinikum Augsburg

    Wie schätzt das Gesundheitsamt die Corona-Lage in Augsburg derzeit ein?

    Die Infektionszahlen sind in der Stadt Augsburg nach wie vor hoch. Am Donnerstag meldete das Robert-Koch-Institut für Augsburg eine Sieben-Tage-Inzidenz von 245,8 – das ist die Summe der neuen Infektionen binnen einer Woche, gerechnet auf 100.000 Einwohner. Aktuell gelten 1538 Personen in der Stadt als infiziert. Allerdings: In den vergangenen Tagen hat es keinen weiteren Anstieg des Sieben-Tage-Werts mehr gegeben – die Kurve zeigt sogar leicht nach unten. Dr. Thomas Wibmer, der stellvertretende Chef des Augsburger Gesundheitsamtes, klingt verhalten optimistisch: Man könne davon ausgehen, dass man den „Gipfel“ der dritten Corona-Welle überschritten habe. Er warnt aber auch, das nicht falsch zu verstehen. Nur wenn die geltenden Regeln weiter beachtet würden, könne sich der Trend nach unten fortsetzen. „Wir müssen noch eine Weile durchhalten“, sagt der Mediziner.

    Wieso könnte der Gipfel der dritten Welle jetzt überschritten sein?

    Thomas Wibmer sagt, schon kurz vor Ostern habe sich bei den Infektionen ein erster Trend nach unten gezeigt. Dann seien die Zahlen aber wegen der Feiertage verfälscht worden. Es habe über die Feiertage selbst weniger Testmöglichkeiten gegeben, deshalb sei nach Ostern einiges nachgeholt worden. Zusätzlich habe es an Ostern aber auch zahlreiche Familientreffen gegeben, bei denen es zu Infektionen gekommen sei, auch dadurch seien die Zahlen vorübergehend noch einmal gestiegen.

    Oberbürgermeisterin Eva Weber berichtet, man habe Erkenntnisse, dass an Ostern auch vermehrt Treffen mit mehr Personen als derzeit erlaubt stattgefunden hätten. Das erkenne man unter anderem daran, dass bei den Infizierten teils immer wieder die selben Familiennamen auftauchten. Auch Weber appelliert an die Menschen, die Regeln weiter einzuhalten und den Erfolg nicht zu verspielen – nur so sei ein Weg zurück in eine gewisse Normalität möglich. Noch seien die Zahlen einfach zu hoch, um an Lockerungen zu denken.

    Spielt nach Einschätzung des Gesundheitsamtes auch das Wetter beim Infektionsgeschehen eine Rolle?

    Ja – davon geht Thomas Wibmer vom Gesundheitsamt aus. Er sagt, schon bei der ersten Welle im vergangenen Frühjahr habe sich gezeigt, dass warmes und besseres Wetter einen positiven Effekt habe – unter anderem deshalb, weil sich bei geheizten Räumen mit entsprechend trockener Luft das Virus in Innenräumen noch besser verbreite als sonst. Experten gehen auch davon aus, dass bei Kontakten im Freien, wenn die Abstandsregeln eingehalten werden, das Infektionsrisiko deutlich geringer ist als in Innenräumen. OB Eva Weber sieht es allerdings kritisch, dass sich zuletzt bei schönerem Wetter auch größere Gruppen draußen getroffen hätten, ohne auf die Abstände zu achten.

    Wo finden aktuell die meisten Infektionen mit dem Coronavirus in Augsburg statt?

    Nach den Erkenntnissen der Stadt wird das Virus derzeit vor allem bei privaten Treffen und im beruflichen Umfeld weiterverbreitet. Gerade im Privaten sei man oft sorgloser, als etwa beim Einkaufen mit FFP2-Maskenpflicht im Supermarkt oder im öffentlichen Nahverkehr. Auch in Augsburg habe es zuletzt Meldungen über unzulässige Partys, Pokerrunden oder Feiern im Büro gegeben. Zuletzt sei sie immer wieder von Bürgern aufgefordert worden, mehr gegen die Ausbreitung des Virus zu tun, sagt Eva Weber. Weitere Verbote und Einschränkungen könne die Stadt aber nicht erlassen. Sie erklärt: „Wir sind alle gefordert, jeder trägt Verantwortung.“

    Wie ist aktuell die Lage an der Augsburger Uniklinik?

    An der Augsburger Uniklinik wurden, Stand Mittwoch, 81 Corona-Patienten und Verdachtsfälle behandelt, auf der Intensivstation waren davon 26 Fälle. Die Uniklinik habe mitgeteilt, dass die Zahlen in den letzten Tagen noch einmal spürbar gestiegen seien und die Kapazitäten im Intensivbereich knapp würden und „gegen Null“ gingen, sagt OB Weber. Dass derzeit wieder viele Corona-Patienten im Krankenhaus behandelt werden müssen, führt man im Gesundheitsamt darauf zurück, dass die Altersgruppe der 50- bis 60-Jährigen im Moment relativ stark von Infektionen betroffen ist. In dieser Gruppe sind viele noch nicht geimpft, gleichzeitig ist das Risiko, schwer an Corona zu erkranken, aber schon erhöht. Auch deshalb müssten die Infektionszahlen noch deutlich runter, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, sagt Thomas Wibmer.

    Wie läuft es derzeit beim Impfen?

    Seit Beginn der Impfkampagne haben in Augsburg – Stand Mittwoch – 59.121 Menschen zumindest schon eine Impfdosis erhalten. Die Impfquote in Augsburg liegt damit laut Stadt derzeit bei 23,6 Prozent. Bei den über 80-Jährigen sind inzwischen rund 70 Prozent geimpft, bei allen über 60 liegt die Quote bei 57 Prozent. Auch bei Lehrern kommt das Impfen voran: Derzeit werden an fünf Schulstandorten rund 1500 Lehrer von weiterführenden Schulen geimpft. Darunter sind auch Lehrkräfte, die in Augsburg arbeiten, aber im Umland wohnen. Bis Ende April soll das komplette Augsburger Schul- und Kita-Personal – insgesamt rund 9000 Beschäftigte – ein Impfangebot erhalten haben.

    Wichtig sei, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen, um eine Herdenimmunität zu erreichen, so Eva Weber. Deshalb will die Stadt nun auch noch einmal eine Informationskampagne zum Impfen starten – um Menschen zu erreichen, die sich bisher noch nicht für eine Impfung angemeldet haben.

    Wie viele Schnelltests können in Augsburg derzeit gemacht werden?

    Inzwischen gibt es im Stadtgebiet verteilt acht Schnellteststationen, dazu kommt das Testzentrum an der Messe – dort werden auch die genaueren PCR-Tests vorgenommen. Zudem bieten zwölf Apotheken Schnelltests an. Aktuell könnten pro Woche so 31.000 Schnelltests gemacht werden, sagt Eva Weber. Weitere Angebote seien derzeit in Vorbereitung. Die Schnelltests seien neben der Luca-App zur Kontaktnachverfolgung ein Beitrag, um auf mögliche Öffnungen vorbereitet zu sein. Im April seien bisher bereits 20.000 Schnelltests gemacht worden. Die Testergebnisse bekommt man nach dem Besuch in den Teststationen jetzt digital übermittelt und nicht mehr, wie anfangs, auf einem Zettel.

    In der Maximilianstraße gibt es ein Schnelltestzentrum der Stadt.
    In der Maximilianstraße gibt es ein Schnelltestzentrum der Stadt. Foto: Ulrich Wagner

    Schüler dürfen derzeit nur am Präsenzunterricht teilnehmen, wenn sie entweder zweimal pro Woche in der Schule einen Corona-Selbsttest unter Aufsicht machen oder einen aktuellen Test vorlegen, der von medizinisch geschultem Personal gemacht wurde. Welche Erfahrungen gibt es?

    Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) sagt, sie sei sich bewusst, dass es bezüglich der Testpflicht viele Unsicherheiten gab und auch noch gebe. Dennoch sei die Testpflicht zu begrüßen. Es gebe positive Rückmeldungen aus den Schulen, alle hätten zunehmende Routine im Testen.

    Sind auch Alternativen zum „Nasenbohrer-Verfahren“ geplant?

    Die Stadt ist mit dem Augsburger Labor Synlab wegen eines sogenannten Lolli-Tests, bei dem Kinder an einem Tupfer lutschen, im Gespräch. Laut Wild ist geplant, diese „gerade für kleinere Kinder sinnvolle Methode“ als Pilotprojekt in 20 Kindertagesstätten und zwei Grundschulen durchzuführen. Auch die Kinderklinik des Uniklinikums wäre mit im Boot. Ein entsprechender Antrag ist eingereicht. Eine Genehmigung vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) stehe aber leider noch aus, so Wild. Der Lolli-Test ist bereits in einigen Bundesländern in Gebrauch.

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