Die Stadt Augsburg soll auf Anregung von CSU, Grünen und Generation Aux ein Konzept entwickeln, wie der Paket-Lieferverkehr durch Internet-Einkäufe im Stadtgebiet in Grenzen gehalten und gleichzeitig der Einzelhandel in der Innenstadt und den Stadtteilen gestärkt werden kann. Die Fraktionen der Regierungskoalition fordern von der Verwaltung, mehrere konkrete Lösungsvorschläge zu prüfen, etwa die Einführung einer gemeinsamen Online-Plattform für Augsburger Einzelhändler oder ein Konzept zur City-Logistik, bei dem die Lieferung an die Haustür statt mit dem Lieferwagen mit dem Lastenfahrrad oder einem Elektrofahrzeug erfolgt.
Das Thema steht bereits seit einigen Jahren im Raum. Die Zahl der Kunden, die in der Innenstadt nur zum Einkaufen unterwegs sind, sinkt seit Jahren. Die Wichtigkeit eines Gastrobesuchs steigt hingegen. Gleichzeitig gab es zuletzt kaum mehr eine Bürgerversammlung, auf der sich Anwohner nicht über abgestellte Lieferwagen von Paketlieferdiensten in Wohngebieten oder über zugeparkte Rad- und Gehwege ärgerten. Durch die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Zuwächse im Online-Geschäft haben beide Themen nochmal an Relevanz gewonnen.
Das Ziel: Lieferverkehr in Augsburg umweltfreundlicher machen
Das Regierungsbündnis im Augsburger Rathaus will auf beide Entwicklungen reagieren. Viele Kunden hätten die Nach-Hause-Lieferung inzwischen zu schätzen gelernt, heißt es in dem Antrag. Also müsse man versuchen, den Lieferverkehr umweltfreundlicher zu gestalten und gleichzeitig dem Augsburger Einzelhandel dabei helfen, im Online-Geschäft gegen die Konkurrenz von Amazon und Co. mitmischen zu können. Die Lieferung nach Hause sei dabei ein wichtiger Punkt.
Einen Teil der Lösung, wie sie sich CSU und die Fraktionsgemeinschaft aus Grünen und Generation-Aux-Stadtrat Raphael Brandmiller nun vorstellen, gibt es schon seit einem Jahr. Mit Förderung durch die städtische Marketing-Gesellschaft "Augsburg Marketing" betreibt der Fahrrad-Lieferservice "Boxbote" einen für die Kunden kostenlosen Lieferservice von Einkäufen aus der Innenstadt. Kunden können ihre Einkäufe während ihres Stadtbummels in einem "Dropshop" im ersten Stock bei Bücher Pustet abgeben und bekommen sie dann zum Wunschtermin mit dem Lastenrad nach Hause gefahren.
Boxbote in Augsburg: Rund 500 Lieferungen pro Monat mit dem Lastenrad
Rund 500 Lieferungen über den Dropshop und im Auftrag von einigen Geschäften, die ihre Kunden direkt beliefern, fährt Boxbote pro Monat aus, sagt Geschäftsführer Raimund Seibold, der zuletzt auch für Generation Aux für den Stadtrat kandidiert hatte. "Die Tendenz ist stark steigend", so Seibold. Der Umsatz im Kerngeschäft, bei dem Boxbote neben Speisen und Getränken auch Hygieneartikel oder Blumen via eigener Homepage vertreibt und mit dem Fahrrad ausliefert, habe sich im Zuge von Corona verdoppelt. In der Auftragslogistik habe sich das Volumen verdreifacht.
Der Antrag von Schwarz-Grün fordert, dieses "Shop and Drop"-Konzept auszubauen und die Förderung beizubehalten oder gar zu erweitern. Als weitere Möglichkeit zur Stärkung des Einzelhandels sieht die Koalition die Schaffung einer digitalen "Augsburger-Plattform". Dort sollen Händler in eigenen Onlineshops Waren anbieten können. Auch der Stadtmarkt könne dabei mit einbezogen werden, heißt es.
Die Paketdienstleister sollen sich in Augsburg zusammentun
Die zweite Säule des Antrags besteht in der Forderung nach einem Logistikkonzept. In der Innenstadt ist heute schon der Paketauslieferer UPS mit einem Lastenrad unterwegs, das am Rand der Innenstadt aus dem Lieferwagen beladen wird. Die Koalition möchte, dass die Stadt ein ähnliches Konzept entwickelt. Ziel sei die Errichtung von kleinen Umschlagdepots Lieferwagen/Fahrrad in der Innenstadt und ausgewählten Stadtteilen. Auch dass mehrere Firmen sich gemeinsam für die Auslieferung auf den letzten Metern zusammentun, soll geprüft werden. Der Vorteil wäre, dass in manchen Wohnvierteln nicht nacheinander fünf Lieferwagen fünf verschiedener Paketdienstleister durchfahren, sondern nur noch ein Auto kommt, das alle Pakete ausliefert. Allerdings müssten dabei auch die Firmen mitziehen.
Um wie viel der Lieferverkehr in Augsburg zugenommen hat, ist nicht klar. Die Stadt hat eine Untersuchung zum Thema "Wirtschaftsverkehr" in Auftrag gegeben, Ergebnisse liegen aber noch nicht vor. Als Indiz dafür, dass der Lieferverkehr zugenommen hat, kann aber die Zahl der Lkw bis 3,5 Tonnen herhalten, wobei viele Paketdienste ihre Fahrzeuge nicht in Augsburg zugelassen haben. In den vergangenen fünf Jahren stieg die Zahl der in Augsburg zugelassenen Lieferwagen (bis 3,5 Tonnen) von rund 5400 (2015) auf 6900 (2020) an. In manchen Straßen häufen sich die Anwohnerklagen, weil die Fahrer der Lieferwagen dort ihre Fahrzeuge nach Feierabend abstellen und diese Stellplätze belegen.
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