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Augsburg: In vielen Augsburger Kindertagesstätten gibt es lange Wartelisten

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In vielen Augsburger Kindertagesstätten gibt es lange Wartelisten

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    In Augsburg sind Betreuungsplätze in Kitas Mangelware.
    In Augsburg sind Betreuungsplätze in Kitas Mangelware. Foto: Alexander Kaya (Symbol)

    Die gute Nachricht: Mit rund 14.200 Plätzen in Kindertagesstätten und in der Tagespflege ist das Betreuungsangebot in Augsburg so üppig wie noch nie. Die schlechte Nachricht: Trotz des Ausbaus in den vergangenen Jahren sind massenhaft Mädchen und Jungen zwei Monate nach dem Start des Betreuungsjahres noch unversorgt. Die Stadt kennt zwar längst die genauen Zahlen und die Situation in den einzelnen Sozialregionen, Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne) will sie aber erst im zuständigen Jugendhilfeausschuss am Dienstag, 9. November, öffentlich verkünden.

    Dann wird sich zeigen, ob die Wartelisten im Vergleich zum Frühjahr angewachsen, gleichgeblieben oder kleiner geworden sind. Auf diesen Listen standen damals bei den verschiedenen Trägern allein im Kindergartenbereich 1150 Namen, hinzu kamen fast 800 unversorgte Kinder in der Krippe und 280 im Hort. Vor allem in Lechhausen und Haunstetten zeichnete sich ein großer Engpass ab.

    Im Bärenkeller fehlt es an Krippen- und Kindergartenplätzen

    "Der Kita-Ausbau trägt Früchte, aber er reicht nicht aus", sagt Wild. Das liege zum einen daran, dass es in der wachsenden Stadt Augsburg immer mehr Kinder gebe, zum anderen immer mehr Familien einen Betreuungsplatz wünschten. Das ist beispielsweise im ländlich geprägten Stadtteil Bärenkeller im Nordwesten Augsburgs der Fall. "Unsere Kitas spüren den Zuzug und den Generationswechsel", sagt Christine Deschler, die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Pro Bärenkeller. In diesem Gremium wurde kürzlich die schwierige Betreuungssituation ausführlich diskutiert. "Wir könnten gut eine Krippen- und zwei Kindergartengruppen mehr brauchen." Deschler weiß, dass es neben allen anderen Unwägbarkeiten oft an geeigneten Flächen für Neubauten fehlt. Sie hofft nun, dass auf dem Neubaugebiet (ehemaliges Gärtnerei-Areal) im Norden nahe der Stadtgrenze zu Neusäß Platz für eine neue Kita ist.

    Dass die Nachfrage in manchen Häusern immens ist, weiß auch Günter Groll von der Stiftung Kita-Zentrum St. Simpert, die in Augsburg für rund 30 Einrichtungen unter katholischer Trägerschaft zuständig ist. Vor allem Krippe und Kindergarten seien mit "wahrlich langen Wartelisten ausgestattet". Alles in allem gesehen sei die Situation im Schnitt zwar nicht schlimmer als im Vorjahr. "Sie ist aber immer noch verheerend für Eltern, die einen Platz für ihren Nachwuchs schlicht und einfach brauchen."

    Eltern bevorzugen Platz in ihrem Stadtteil

    Dabei, so Groll, sei die Bereitschaft der Eltern, notfalls in andere Stadtteile auszuweichen, vorwiegend in der Innenstadt vorhanden, in den Randgebieten sei dies weniger der Fall. Bei dieser Standorttreue spielt nach seiner Einschätzung die Sozialisierung in den Stadtteilen durch Pfarreien und Vereine eine Rolle. Auch Christine Deschler bestätigt, dass die Familien einen Platz im Stadtteil bevorzugten. Sie weiß um die Sorge der Sportvereine, den Nachwuchs zu verlieren. Wer einmal in einem anderen Stadtteil oder in der Nachbarstadt Neusäß die Kita besuche, bleibe dann auch zum Fußballtraining dort, wird im Bärenkeller befürchtet.

    Angesichts der hohen Nachfrage wird immer wieder der Wunsch laut, in den Kitas zusätzliche "Notplätze" anzubieten oder sogar bei entsprechendem Platz eine weitere Gruppe anzubieten. Laut Eva-Maria Hermanns vom Amt für Kinderbetreuung sind Notplätze eigentlich für Kinder gedacht, die während des laufenden Betreuungsjahrs einen Platz benötigen. Heute würden sie in der Regel sofort belegt, "sofern das Personal vorhanden ist". Dies sei das Hauptproblem neben der schwierigen Suche nach einem Grundstück und dem oft langwierigen Bauverfahren. Mittlerweile versucht die Stadt mit aktuell rund 1000 Beschäftigten in ihren Kitas auf vielfältige Weise weiteres Personal zu gewinnen. "Wir überlegen außerdem, ob wir dazu mit anderen europäischen Städten, etwa in Spanien, in Kontakt treten", sagt Hermanns. Was beispielsweise auf dem Gebiet der Pflege funktioniere, sei auch bei den Kitas - entsprechende Sprachkenntnisse vorausgesetzt - denkbar. Der Bedarf an zusätzlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird durch den ab September 2026 bestehenden Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule zusätzlich befeuert werden.

    Das neue Kitaportal schürt Hoffnungen in Augsburg

    Bereits zu Beginn des kommenden Jahres soll in Augsburg das neue Kitaportal an den Start gehen. Dieses soll als digitales Kommunikationsmittel zwischen Eltern und der Kita dienen, damit können aber auch Plätze gesucht und vergeben werden. Bürgermeisterin Wild sieht in dem neuen Portal, über das Eltern gerade in einem Rundschreiben informiert werden, einen "deutlichen Mehrwehrt durch mehr Steuerungsmöglichkeiten". Sie wünscht sich, dass möglichst alle Träger mitmachen. Günter Groll vom Kita-Zentrum St. Simpert jedenfalls sehnt das digitale Portal seit langem herbei. Er erhofft sich davon mehr Klarheit beim oft sehr diffizilen Abgleich nach der jährlichen Anmeldung. Schließlich versuchten manche Eltern bei sieben oder mehr Einrichtungen ihr Glück. Diese aus seiner Sicht "dramatischen Mehrfachanmeldungen" erschwerten es den Trägern bislang, den tatsächlichen Bedarf zu sehen.

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