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Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)
Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

Das neue Tarifsystem gilt ab Januar.

Augsburg
01.12.2017

In einem Monat gelten im Nahverkehr andere Preise

Von Stefan Krog

Die Tarifreform im Nahverkehr gilt ab Januar. Gerade für Gelegenheitsfahrer ändert sich einiges – nicht nur zum Guten. Was Fahrgäste beachten müssen.

Jahrelang wurde daran gearbeitet und darüber gestritten, heute in einem Monat wird die Tarifreform im Augsburger Tarif- und Verkehrsverbund in Kraft treten. Der AVV verspricht den Fahrgästen ein übersichtlicheres Tarifsystem. „Die Tarife sollen künftig keine Hürde mehr darstellen“, sagt Walter Casazza, Geschäftsführer der Stadtwerke, die in Augsburg den Großteil des öffentlichen Nahverkehrs abwickeln.

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Hier werden sich vor allem Gelegenheitsfahrer auf einige Neuerungen einstellen müssen: Bei Einzelfahrscheinen und Streifenkarten gibt es die bisherige Einteilung in Zone 10 und 20 nicht mehr – zu zahlen ist künftig grundsätzlich die Preisstufe 2. Für kurze Strecken gibt es künftig aber ein Kurzstreckenticket, das ab der Einstiegshaltestelle vier Stopps gültig ist.

Bei den Stadtwerken laufen die Vorbereitungen. „Alle Abonnenten wurden angeschrieben, die Fahrer und die Mitarbeiter in den Kundencentern geschult“, so Michael Neßler, Bereichsleiter Vertrieb bei den Verkehrsbetrieben. Die Fahrkartenautomaten werden jetzt umprogrammiert. Monatskarten für Januar sind dann bereits zu neuen Konditionen im Dezember erhältlich, in der Neujahrsnacht wird das volle Sortiment scharf gestellt. Alle Abo-Kunden erhalten eine neue Abo-Karte mit einem Strichcode, die die bisherige Karo-Card ablöst. Die Zusatzkarte aus Papier, die bisher bei der Benutzung der Eisenbahn im AVV nötig war, entfällt.

Abo soll attraktiver werden

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Foto: Bernd Hohlen
Foto: Bernd Hohlen

Der Königsplatz ist der zentrale Knotenpunkt des Nahverkehrs in Augsburg.

Tendenziell wird mit der Tarifreform das Fahren mit Einzelfahrschein unattraktiver und teurer. Kunden sollen so in Richtung eines Abos dirigiert werden, das den Verkehrsunternehmen verlässlichere Einnahmen bringt. Denn der Abo-Schwund war die eigentliche Motivation für die Tarifreform. Große Preisschwankungen bei den einzelnen Tickets ergeben sich zum 1. Januar nicht mehr. Die Änderungen im Preisgefüge wurden bei der letzten turnusmäßigen Preiserhöhung im vergangenen Juni bereits vorweggenommen.

Neu wird ein Abo sein, das für 30 Euro pro Monat im gesamten Stadtgebiet gültig ist, allerdings erst ab 9 Uhr. Dieses Angebot, das rund zehn Euro günstiger als das momentan vergleichbare 9-Uhr-Abo ist, wird in Anzeigen als Flaggschiff dargestellt. Geworben wird damit, dass man für 99 Cent pro Tag mobil ist. Allerdings wird dieses Abo eher nicht der Kassenschlager werden: Für die meisten Berufstätigen bringt es nichts. Das 9-Uhr-Abo macht bei den Stadtwerken momentan vier Prozent aller verkauften Abos aus. Möglicherweise sind zehn Euro weniger ein Kaufargument. „Wir sprechen eine andere Zielgruppe an“, so Neßler. Damit sich das neue Abo rentiere, sei es nicht notwendig, jeden Tag zu fahren. Zudem hoffen die Stadtwerke, dass Kunden den Nutzen eines Abos auch in ihrer Freizeit erkennen.

Reform ist nicht unumstritten

Politisch unumstritten war die Tarifreform nicht, allerdings stimmte am Ende eine breite Mehrheit des Stadtrats und der umliegenden Kreistage dafür. „Die Arbeitswelt und die Verkehrsmittelwahl sind heute vielseitiger denn je, die Tarifreform steuert mit dem Abbau flexibler Angebote jedoch völlig gegen diesen Trend, statt die Potenziale dieser Entwicklung für sich auszuschöpfen“, so der Vorsitzende des Fahrgastverbandes „Arbeitsgemeinschaft Nahverkehr Augsburg“, Jörg Schiffler. Der Nahverkehr werde nicht attraktiver, indem man ihn teils um 100 Prozent teurer macht, wie bei den Einzeltickets, wirklich attraktive Abos ohne Zeitbegrenzung aber verteuere.

Die Stadtwerke kontern das Argument, dass sie am Abo festhalten in Zeiten, in denen Kunden immer flexibler werden. „Flatrate ist doch hoch im Kurs. Ein Abo ist nichts anderes“, sagt Casazza. So genannte Best-Price-Modelle, bei denen Fahrgäste über ihr Smartphone beim Ein- und Aussteigen ins Fahrzeug registriert werden, sind noch nicht im Einsatz. Bei diesen Modellen, so die Vision, rechnen die Verkehrsverbünde für die Kunden am Monatsende den im Nachhinein günstigsten Tarif aus. „Allerdings bleibt es auch hier beim Grundmodell, dass Vielfahrer günstiger fahren werden“, sagt Casazza.

Immerhin werden die Stadtwerke die Streifenkarte auf dem Handy ab Januar um 50 Cent günstiger anbieten als das Papiermodell. Neu ist auch, dass es ab 1. Januar in Straßenbahnen nur noch Einzelfahrausweise für die vereinigte Preisstufe 10/20 geben wird. „Kurzstreckentickets gibt es nicht beim Fahrer. Wir wollen schnell und pünktlich sein, und der Kartenverkauf beim Fahrer kostet Zeit“, so Casazza. Im Bus bleibe es beim bisherigen Angebot (Einzeltickets und Streifenkarten).

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