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Augsburg: In Augsburg werden die Rufe nach günstigeren AVV-Tarifen immer lauter

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In Augsburg werden die Rufe nach günstigeren AVV-Tarifen immer lauter

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    Der öffentliche Nahverkehr soll attraktiver und günstiger werden. Mit schnellen konkreten Schritten tut sich die Politik aber schwer.
    Der öffentliche Nahverkehr soll attraktiver und günstiger werden. Mit schnellen konkreten Schritten tut sich die Politik aber schwer. Foto: S. Wyszengrad (Archiv)

    Aus der Stadt Augsburg wächst der Druck in Richtung Augsburger Verkehrs- und Tarifverbund (AVV), neue günstigere Ticketformen einzuführen. Dazu zählt auch ein 365-Euro-Abo für alle Bürger ohne zeitliche Einschränkung (bisher erst ab 9 Uhr). Mit einer baldigen Einführung ist deswegen aber noch nicht zu rechnen.

    In einem ersten Schritt sollen Mitglieder des Wirtschaftsausschusses des Stadtrats Vorschläge erarbeiten, um eine "zeitgemäße und attraktivere Weiterentwicklung des AVV" zu erreichen. Dafür gab es ein einstimmiges Votum.

    Losgetreten hatte die Debatte die Sozialfraktion, die forderte, den AVV neu auszurichten und bis zum Jahr 2023 ein 365-Euro-Ticket einzuführen. "Die Tarifreform vor drei Jahren hatte doch vor allem das Ziel, die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Dieses Ziel wurde erfüllt", so Stadtrat Dirk Wurm. Dass Fahrgäste durch Tarifänderungen teils verärgert wurden, habe die Mehrheit damals in Kauf genommen. Die SPD hatte damals gegen die Reform gestimmt. "Inzwischen gibt es aber noch andere Ziele wie Klimaschutz und Verkehrswende, die stärker in den Vordergrund rücken müssen", so Wurm. Sollten CSU und Grüne mit dem Zeitplan zum 365-Euro-Ticket ein Problem haben, könne man ja zumindest über die AVV-Neuausrichtung abstimmen.

    365-Euro-Ticket: Augsburgs finanzielle Lage macht es nicht einfacher

    Schwarz-Grün schwankte bei dem Thema erkennbar zwischen Zustimmung und Ablehnung. Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle sagte, die Ziele des Antrags seien nachvollziehbar. "Aber angesichts der kommunalen Haushaltslage macht es überhaupt keinen Sinn, mit München über Zuschüsse für ein 365-Euro-Ticket zu sprechen", so Hübschle. Grundsätzlich müssten die Tarife aber runter. "Für das Ziel eines komfortablen Nahverkehrs kämpfen wir gemeinsam", so Matthias Fink (CSU). Der AVV arbeite aber doch ohnehin schon an diesen Themen.

    Auch Matthias Lorentzen (Grüne) schlug in dieselbe Kerbe - wobei die Grünen im Wahlkampf immer ein 365-Euro-Ticket gefordert hatten und auch ihre Zustimmung zur Tarifreform 2017 damit begründet hatten, so den Einstieg in ein 365-Euro-Abo finden zu wollen. "Wir wollen den Antrag ablehnen, aber nicht, weil die Forderung falsch ist, sondern weil es auf ein überstürztes Vorgehen hinausläuft", so Lorentzen. Man könne kein 365-Euro-Abo ankündigen, ohne zu wissen, wie man es bezahlt. "Das ist gegenüber den Bürgern nicht ehrlich."

    Opposition über weiter Druck für das 365-Euro-Ticket aus

    Doch aus der Opposition wurde der Druck hoch gehalten. "Nachdem alle ja augenscheinlich Fans des 365-Euro-Tickets sind, wundert es mich sehr, dass der Antrag abgelehnt werden soll", so Christine Wilholm (Sozialfraktion). Die Weiterentwicklung des Nahverkehrs sei maßgeblich für die Stadt. "Jetzt sagen alle: 'Toll, das machen wir irgendwann.' Aber wir brauchen es bald", so Wilholm. Margarete Heinrich (parteilos) sagte, man könne sich bei dem Thema nicht immer aufs Geld berufen. "Es gehören jetzt mal Pflöcke eingehauen mit der Botschaft: Dort wollen wir hin." Wer den Klimaschutz sozial verträglich gestalten wolle, komme um einen günstigen Nahverkehr nicht herum.

    Nach einer zehnminütigen Sitzungsunterbrechung, in der alle Fraktionen über einen Vorschlag brüteten, dem alle zustimmen konnten, kam es dann zu der Einigung. Ohne Zuschüsse von Bund und Land wären Verbesserungen bei den Tarifen nicht zu stemmen. Allein fürs Stadtgebiet wäre bei einer Einführung des 365-Euro-Tickets mit zwölf bis 13 Millionen Euro Weniger-Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf zu rechnen.

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