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Augsburg: In Augsburg kommt das Taxi auf Wunsch ohne Sex-Werbung

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In Augsburg kommt das Taxi auf Wunsch ohne Sex-Werbung

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    Etwa 20 Taxen mit erotischer Werbung sind in Augsburg unterwegs – doch vor allem Kundinnen wollen da nicht immer einsteigen.
    Etwa 20 Taxen mit erotischer Werbung sind in Augsburg unterwegs – doch vor allem Kundinnen wollen da nicht immer einsteigen. Foto: Andreas Zilse

    In der Sache soll es sogar schon mal ein Protestschreiben an den Oberbürgermeister gegeben haben. Eine Frauenrechtlerin kam in Augsburg am Hauptbahnhof an. Sie musste in der Stadt zu einem Termin – und traf am Taxistand gleich auf mehrere Wagen, die mit Werbung für ein örtliches Striplokal beklebt waren. Die Frauenrechtlerin war darüber so empört, so erzählt man es sich unter Taxifahrern, dass sie ihrem Ärger in einem Brief an den Rathaus-Chef Luft machte.

    Doch die Zeiten haben sich geändert in Augsburg. Inzwischen muss keiner mehr mit einem Taxi fahren, auf dem für erotische Dienstleistungen geworben wird. Die Augsburger einen Wagen ohne Erotik-Werbung anfordern können. Seit die städtische Wirtschaftsreferentin Eva Weber (CSU) das in einer Pressemitteilung bekannt gemacht hat, erregt die Angelegenheit bundesweites Aufsehen. Sie wählt große Worte für das neue Angebot der Taxi-Genossenschaft. Es sei ein „praktischer Beitrag zur Friedensarbeit“, lässt sich

    Taxis ohne Sex-Werbung: Etwa zehn Prozent sind betroffen

    Bei der Augsburger Taxi-Genossenschaft wollte man das Thema gar nicht so hoch hängen. Die Verantwortlichen sind überrascht von dem Wirbel. „An uns wurde dieser Wunsch herangetragen“, sagt Vorstandsmitglied Ferdi Akcaglar. „Da wir großen Wert auf den Service legen, haben wir das ermöglicht.“ Betroffen sind etwa zehn Prozent der Taxis in der Stadt. 209 Wagen gibt es, an rund 20 Fahrzeugen klebt Werbung für Tabledance-Bars oder Sex-Klubs. Deren Wagennummern wurden registriert. Auf diese Weise kann die Zentrale jetzt den Wunsch nach einem Taxi ohne erotische Werbung erfüllen.

    Für die Taxi-Genossenschaft ist die Erotik-Werbung nur ein Merkmal von vielen, das die Kunden heutzutage bei ihrer Wagenbestellung angeben können. Wer möchte, der kann auch eine spezielle Automarke ordern oder festlegen, ob er lieber mit Limousine oder Kombi kutschiert werden will. Möglich ist es auch, einen Fahrer zu engagieren, der eine bestimmte Fremdsprache spricht – etwa Englisch, Französisch oder Türkisch. Auch ein Taxi ganz ohne Werbung kann bestellt werden. Allerdings gebe es davon nicht allzu viele, sagt Ferdi Akcaglar. Und es kann sein, dass man bei ausgefallenen Wünschen eine längere Wartezeit in Kauf nehmen muss.

    Anti-Erotik-Service: Augsburg ist Vorreiter

    Augsburg ist bundesweit die erste Stadt, in der es den Anti-Erotik-Service gibt. Die Reaktionen darauf sind unterschiedlich. In den sozialen Netzwerken überwiegt der Spott. Ein Nutzer fragt sich etwa: „Ist jetzt Augsburg total verklemmt?“ Eine Frau kommentiert: „Als wenn wir sonst keine Probleme hätten.“ Bei der Taxi-Genossenschaft sind allerdings positive Rückmeldungen eingegangen. Und Wirtschaftsreferentin Eva Weber berichtet von E-Mails, in denen Frauen sich bedankten, nicht mehr in Taxis steigen zu müssen, auf denen die Umrisse nackter Frauen abgebildet seien.

    Auf islamkritischen Internetseiten wird spekuliert, der Vorstoß sei ein Zeichen für die voranschreitende Islamisierung. Diese Deutung ist allerdings falsch. Denn die Initiative ging von der Frauenhilfsorganisation Solwodi aus. Deren Gründerin ist die katholische Ordensschwester Lea Ackermann. Für ihren Kampf gegen Zwangsprostitution wurde sie vor zwei Jahren mit dem Augsburger Friedenspreis geehrt. Mit Sigrid Gribl, der Ehefrau des Augsburger Oberbürgermeisters, hat die Organisation eine einflussreiche Fürsprecherin. Das hat dem Anliegen vermutlich nicht geschadet.

    Vom Service der Taxi-Genossenschaft profitieren auch die Erotik-Klubs. Deren Chefs mögen es nicht, wenn sie für einen Kunden ein Taxi bestellen – und dann ein Wagen vorfährt, auf dem Werbung für die Konkurrenz gemacht wird. Früher soll es deshalb schon Ärger gegeben haben. Da alle Taxen mit Erotik-Werbung registriert sind, können solche Zwischenfälle im Milieu vermieden werden.

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