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Augsburg: Impfzentrum in Augsburg überlaufen: So war die Stimmung vor Ort

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Impfzentrum in Augsburg überlaufen: So war die Stimmung vor Ort

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    Ein riesiger Andrang herrschte beim langen Impfsamstag vor dem Augsburger Impfzentrum.
    Ein riesiger Andrang herrschte beim langen Impfsamstag vor dem Augsburger Impfzentrum. Foto: Peter Fastl

    Mit einem solchen Ansturm hatten die Verantwortlichen von Stadt und Impfzentrum nicht gerechnet. Als sich am Samstag um 8 Uhr die Türen im Impfzentrum für den langen Corona-Impfsamstag öffnen, reicht die Schlange der Wartenden bereits weit über den Platz. Gegen 8.30 Uhr stehen bereits weit über 1000 Menschen an, um sich eine Erst- Zweit- oder Booster-Impfung geben zu lassen. Die Verantwortlichen des Impfzentrums reagieren auf die Lage, schließen den Parkplatz und informieren die Öffentlichkeit über die Medien, dass die Impfkapazitäten für diesen Tag bereits ausgeschöpft sind. In Bussen und Straßenbahnen werden die Menschen gebeten, nicht mehr ins Impfzentrum zu fahren, auch die Taxifahrer fahren das Impfzentrum nicht mehr an. Wie kam es dazu?

    Die Stadt hatte zu einem langen Impfsamstag geladen.
    Die Stadt hatte zu einem langen Impfsamstag geladen. Foto: Peter Fastl

    "Wir sind natürlich von einem großen Interesse an der Impfaktion ausgegangen - aber das hat uns jetzt doch überrannt", sagt Impfzentrumsleiter Stephan Hampel von Bäuerle Ambulanz, der den Impftag koordiniert. "Wir haben hier heute Personen, die sich ganz zu Beginn haben impfen lassen und nun ihre Auffrischung wollen, wir haben Zweitimpfungen und wir haben auch viele Menschen, die sich jetzt zur Erstimpfung entschlossen haben", beschreibt er die Lage. Dass dieser Impftag in der Form überhaupt möglich sei, liege an der Vorratshaltung und Beschaffungspolitik des Impfzentrums. Man habe rechtzeitig vorgesorgt und Impfdosen besorgt, sodass man jetzt gut ausgestattet sei. 1100 Dosen stehen an diesem Tag zur Verfügung - mehr als doppelt so viel, wie zuletzt verimpft wurde.

    Impfzentrum muss ständig Entscheidungen der Politik ausbalancieren

    "Wir sind ständig dabei, die Entscheidungen der Politik auszubalancieren und uns anzupassen, um die Bevölkerung bestmöglich mit Impfstoff zu versorgen", sagt der Zentrumsleiter. Die Entscheidung der Politik, die Kapazitäten der Impfzentren wieder hochzufahren, sei mit einigem logistischen Aufwand verbunden. Von jetzt 1000 Impfungen am Tag soll das Impfzentrum in zehn Tagen auf 1500 Impfungen aufstocken; zur Höchstzeit wurden im Impfzentrum 3000 Dosen am Tag verabreicht. Seit der Entscheidung der Stadt am vergangenen Montag, die Kapazität zu erhöhen, sei man dabei, das gerade erst abgebaute Personal wieder einzustellen und die Infrastruktur wieder anzupassen. "Bäuerle hat als Arbeitgeber einen guten Ruf - ich gehe davon aus, das wir das Personal wieder bekommen", sagt er.

    Bereits kurz nach 8 Uhr morgens warteten fast 1000 Menschen vor dem Impfzentrum
    Bereits kurz nach 8 Uhr morgens warteten fast 1000 Menschen vor dem Impfzentrum Foto: Peter Fastl

    Trotz langer Wartezeiten ist die Stimmung in der Schlange vor dem Impfzentrum größtenteils entspannt. Peter Häußler (63) und sein Sohn Luis (13) stehen um 8 Uhr ganz vorne. Die Augsburger waren bereits um 6.45 Uhr vor Ort. Während der Vater seine Auffrischungsimpfung abholen will, soll Luis das erste Mal eine Corona-Impfung erhalten. Zwölf von 27 Schülern sind in seiner Klasse geimpft - nun hat er sich auch dafür entschieden. "Der Druck hat sich erhöht. Ich spiele Handball und möchte auch weiterhin an Spielen gegen andere Mannschaften teilnehmen. Da will ich auf der sicheren Seite sein", sagt er. Peter Häußler findet, dass jungen Menschen nun keine andere Wahl gelassen werde. "Wer am sozialen Leben teilhaben will, muss durch die neuen Regelungen geimpft sein", sagt er.

    Peter Häußler und sein Sohn Luis waren die ersten, die am Samstagmorgen vor dem Augsburger Impfzentrum auf dessen Öffnung warteten.
    Peter Häußler und sein Sohn Luis waren die ersten, die am Samstagmorgen vor dem Augsburger Impfzentrum auf dessen Öffnung warteten. Foto: Miriam Zissler

    Marie ist eine der letzten, die sich noch angestellt hat. Trotz einer wohl mehrstündigen Wartezeit bleibt sie gelassen. "Ganz so viele Menschen hatte ich nicht erwartet", sagt die 18-Jährige, die zur Erstimpfung ansteht. "Ich will in der Vorweihnachtswoche nach Berlin fahren - ungeimpft geht da wohl gar nichts mehr", begründet sie ihre Entscheidung, sich heute doch gegen Corona impfen zu lassen. Das Timing, bis sie nach der dann noch erforderlichen Zweitimpfung als geimpft gilt, ist knapp, weshalb sie die Zeit in der Schlange an diesem Tag in Kauf nimmt.

    Rund ein Drittel der Besucher bekommen die erste Impfung

    Rund ein Drittel der Besucher des Impfzentrums holen sich die erste Immunisierung ab, sagt der ärztliche Leiter des Zentrums, Dr. Andreas Schneider. Dass ein gewisser Run auf die Booster-Impfung zu erleben sei, komme nicht unerwartet - schließlich gehörten die früh immunisierten Menschen ja in aller Regel zu den Impfbefürwortern. Deshalb wollten auch etliche Jüngere bereits jetzt den Schutz einer dritten Impfung. "Grundsätzlich sind die Kapazitäten im Impfzentrum und in den Arztpraxen ausreichend - die Impfstoffversorgung könnte sich allerdings noch als logistisches Problem erweisen", sagt der Arzt.

    Der 83-jährige Siegfried Meder war früh da - nach gut einer Stunde steht er am Eingang des Impfzentrums. Dort wird allen Impfwilligen noch einmal die Temperatur an der Stirn gemessen, bevor sie auf einen der acht Ärzte verteilt werden, die an diesem Tag die Impfungen vornehmen. "Es war ein großer Krampf von der Politik, die Impfkapazitäten abzubauen - die Krankheit ist doch noch immer da", sagt der Senior, der sich die dritte Impfung geben lässt. Für die Impfverweigerer hat er wenig Verständnis. "Natürlich muss sich niemand impfen lassen - aber dann soll so jemand auch kein Bett im Krankenhaus belegen, wenn er krank wird", findet der Senior.

    Die Menschen in der Schlange nahmen die Situation größtenteils gelassen.
    Die Menschen in der Schlange nahmen die Situation größtenteils gelassen. Foto: Peter Fastl

    Vonseiten der Opposition im Rathaus kommt heftige Kritik an der Impfaktion. In einer Pressemitteilung wirft die Fraktion von SPD/Die Linke der Stadtregierung vor, völlig unvorbereitet in den Impfsamstag gestartet zu sein. Sie fordert eine lückenlose Aufklärung, warum bereits eine Stunde nach Öffnung kein Impfstoff mehr verfügbar gewesen sei und die Menschen wieder nach Hause geschickt wurden.

    Die Stadt veröffentlichte am Sonntag ebenfalls eine Erklärung. Sie schreibt darin von rund 1500 Personen, die am Samstag immunisiert worden seien. "Mit der derzeitigen Personalstärke am Impfzentrum Augsburg ist das eine sehr gute Leistung unseres Dienstleisters Bäuerle Ambulanz und seines Teams", so der Impfkoordinator der Stadt, Bernhard Maurmeier. Die Kritik der Sozialen Fraktion bezeichnet Gesundheitsreferent Reiner Erben als "unbegründet und von wenig Sachkenntnis geprägt. Egal wie leistungsfähig ein Impfzentrum ist: Eine so große Menschenmenge wie am Samstagmorgen kann nicht innerhalb von einer Stunde bewältigt werden." Das Impfteam habe den Andrang verantwortungsvoll gemanagt, so der Referent. (mit ziss)

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