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Augsburg: Impfreihenfolge in Augsburg: Warum wurde in der Kanzlei geimpft?

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Impfreihenfolge in Augsburg: Warum wurde in der Kanzlei geimpft?

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    Im Augsburger Impfzentrum können täglich rund 1000 Menschen geimpft werden.
    Im Augsburger Impfzentrum können täglich rund 1000 Menschen geimpft werden. Foto: Silvio Wyszengrad

    Wie viele Impfungen gibt es derzeit täglich im Impfzentrum und wie verläuft die Terminvergabe?

    Das hängt von der Menge des Impfstoffs ab, sagt Jan Quak, Geschäftsführer der Firma Bäuerle Ambulanz, die das Impfzentrum betreibt. Planungssicherheit habe man derzeit für rund eine Woche. Im Schnitt könnten 1000 Personen täglich geimpft werden, ab April sollen die Kapazitäten ausgebaut werden. "Dann könnten wir auf drei Ebenen im Zwei-Schicht-Betrieb täglich rund 3000 Menschen impfen", so Quak. Das Augsburger Impfzentrum meldet seine freien Termine an das bayernweite Impfzentrum. Über das Online-Registrierungssystem werden dann Menschen kontaktiert, die nach den Priorisierungsstufen geordnet per Mail zur Impfung eingeladen werden und die dann einen der freien Termine im Augsburger Impfzentrum buchen können. "Auf die Auswahl dieser Personen haben wir keinen Einfluss", sagt Quak.

    Wie viele mobile Teams hat das Impfzentrum auf der Straße?

    Gestartet war man Anfang März mit zehn mobilen Teams, die jeweils mit einem Impfarzt und einer Verwaltungskraft besetzt sind. Anfangs waren diese Teams auch gut ausgelastet, sagt Jan Quak, Geschäftsführer der Firma Bäuerle Ambulanz. Doch aktuell sind nun nur noch fünf mobile Teams unterwegs, weil sich zuletzt nicht ausreichend bettlägerige Personen gemeldet hätten, um mehr Teams auszulasten. Die Stadt hatte Anfang letzter Woche einen erneuten Aufruf gestartet. Wer nicht selbst zum Impfzentrum kommen kann aber auch nicht in einer betreuten Einrichtung lebt, kann das mobile Impfteam über die Nummer 0821/78986894 kontaktieren.

    Wie hat sich die Steuerkanzlei mit knapp 50 Mitarbeitern zur Impfung gemeldet?

    Laut Gesundheitsreferent Reiner Erben hatte sich die Kanzlei per Mail im Gesundheitsreferat gemeldet und argumentiert, sie betreue rechtlich unter anderem Senioren und damit eine Risikogruppe. Man bearbeite zudem Anträge für Überbrückungsgeld für Gewerbetreibende, die unaufschiebbar seien. Die Kanzlei habe laut Erben eine eidesstattliche Erklärung im Sinne der Corona-Impfverordnung abgegeben, in der unter anderem der Anspruch auf eine priorisierte Impfung geregelt ist. Personen der Rechtspflege fallen laut dieser Verordnung in Priorisierungsgruppe 3, können also vorrangig geimpft werden. Vom Gesundheitsreferat wurde die eidesstattliche Erklärung nicht geprüft. Auch die Fragen, ob alle Mitarbeiter persönlichen Kontakt mit Mandanten aus Risikogruppen haben und ob sie in Augsburg wohnen, wurde nicht geprüft. Weil das mobile Impfteam an besagtem Tag nicht genügend bettlägerige Personen gemeldet hatte, man es aber auslasten wollte, habe man die stattdessen die Kanzlei-Mitarbeiter geimpft.

    Hätte das mobile Team die übrigen Impfdosen nicht Menschen höherer Priorisierungsgruppen verabreichen können?

    Die mobilen Impfteams immunisieren in der Regel bettlägerige Personen. Eine Impfung Einzelner, die ins Impfzentrum kommen könnten, ist nicht vorgesehen. Im Fall der Kanzlei bestand laut Gesundheitsreferent Reiner Erben jedoch die Möglichkeit, ohne großen Aufwand 50 Personen auf einmal zu impfen. Das Impfzentrum war an besagtem Tag ausgelastet. Rein räumlich gesehen hätten Arzt und Verwaltungskraft des mobilen Teams zwar auch dort immunisieren können, dazu hätte man aber erst 50 Impfwillige aus den Priorisierungsgruppen 1 und 2 kurzfristig ins Zentrum bestellen müssen. Der organisatorische Aufwand, sagt Quak, sei dafür sehr hoch. Man hätte den Impfstoff, AstraZeneca, auch wieder ins Lager bringen können, um ihn später zu verimpfen. Weil es neben der vorrangigen Impfung von Senioren, Risikopatienten und bestimmten Berufsgruppen aber grundsätzlich wichtig sei, so schnell so viele Menschen wie möglich zu impfen, habe man sich in diesem Fall für den anderen Weg entschieden.

    Was sagen andere Juristen zum Vorgehen der Kanzlei?

    Die Frage, ob "Personen der Rechtspflege" priorisiert geimpft werden sollten, wird unter den Zugehörigen dieser Berufsgruppe kontrovers diskutiert. Die Impfverordnung der Bundesregierung nennt in Gruppe 3 "Personen, die in besonders relevanter Position (...) in der Justiz und Rechtspflege" tätig sind. Andreas Richlich ist Partner der Kanzlei Ott&Partner in Augsburg. Auch dort bearbeite man wie in der nun "durchgeimpften" Kanzlei Anträge für Überbrückungsgeld. Dennoch habe man bei Ott&Partner keinen Gebrauch von einer vorgezogenen Impfung gemacht. "Unsere Mitarbeiter sind regulär über das offizielle Impfportal gemeldet", sagt Richlich. Die Hälfte der Kollegen arbeite derzeit ohnehin im Homeoffice, wer in der Kanzlei ist, muss die Hygiene- und Abstandsregeln beachten. Eine Beurteilung des Vorpreschens der Kollegen will man bei Ott&Partner nicht vornehmen. Nur so viel sagt Richlich: "Uns ist es wichtig, dass vordringlich Lehrer, Erzieher und andere relevante Gruppen geimpft werden."

    Sind Gruppenimpfungen zum Beispiel bei Lehrern, Feuerwehr oder Polizei vorgesehen?

    Laut Stadtdirektor Bernhard Maurmeir stellt der Freistaat es den Kommunen frei, ob sie Lehrer einer Schule am Ort im Rahmen einer Gruppenimpfung immunisieren. Der Vorteil wäre, dass dann alle Pädagogen auf einmal geimpft werden könnten. Der Nachteil: Nicht alle Lehrer an Augsburger Schulen wohnen auch in Augsburg, der Impfstoff wird aber bevölkerungsbezogen, also nach Einwohnern, verteilt. "Die Stadt Augsburg stand massiv in der Kritik, bei den Kliniken, stationären Einrichtungen und den Pflegediensten etliche Personen geimpft zu haben, die ihren Wohnsitz nicht in Augsburg haben", erinnert sich Maurmeir. Man habe bei den Lehrern deshalb auf Gruppenimpfungen verzichtet. Sie müssen sich regulär über das Impfportal registrieren. Auch andere Gruppenimpfungen sind nicht vorgesehen. Polizisten oder Feuerwehrleute werden nur dann geimpft, wenn Impfstoff übrig ist und anderweitig verfallen würde.

    Alle Neuigkeiten zum Coronavirus in Augsburg lesen Sie in unserem News-Blog.

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